Im 16. Jahrhundert war es bei europäischen Monarchen üblich, sich mit Alchemie und Astrologie zu befassen. Iwan der Schreckliche (1530-1584) beschäftigte sogar Wahrsager am Hof. Er lud den Astrologen Eliseus Bomelius aus England nach Russland ein. Bomelius war zudem ein Giftmischer, mit dessen Hilfe sich Iwan lästiger Höflinge entledigte. Bomelius erstellte auch Iwans Horoskop.
Bei den Moskowitern war er unbeliebt, sie nannten ihn den „bösen Magier Bomelius“ und betrachteten ihn als Vertreter der schwarzen Magie. Bomelius entpuppte sich letztlich als Spion der Schweden. Iwan ließ ihn bei lebendigem Leib am Spieß rösten, als er davon erfuhr.
Seine Leidenschaft für Astrologie behielt Iwan trotzdem. Der Reisende Jerome Horsey berichtete von 60 Wahrsagern aus Lappland, die nach Moskau eingeladen wurden. Sie versuchten in den Sternen zu lesen, wie Iwans geplante Feldzüge, Reformen und Personalentscheidungen ausgehen würden.
Es ist schwierig, unter den zahlreichen Hobbies von Peter dem Großen (1672-1725) sein liebstes herauszufinden. Er beherrschte gleich 14 Handwerkskünste, darunter Zimmerei, Schreinerei, Schmiedekunst, Kartographie, Schiffbau ...
Besonders gerne führte der Zar jedoch chirurgische Eingriffe durch. In Amsterdam besuchte er das Anatomiemuseum von Professor Frederik Ruysch, nahm Unterricht bei ihm und bot ab 1699 Anatomiekurse für die Bojaren in Moskau an. Laut seinem Biografen Iwan Golikow wollte Peter stets über bevorstehende Operationen oder Autopsien informiert werden und er versuchte, so oft wie möglich dabei anwesend zu sein und selbst Hand anzulegen.
Im Laufe der Zeit wurde er immer versierter darin, zum Beispiel Leichen zu öffnen, Blut abzunehmen und Zähne zu ziehen. Er ließ selten eine Gelegenheit aus, solch einen Eingriff durchzuführen. Er hatte immer einen Koffer mit chirurgischen Instrumenten griffbereit, um seinem Hobby jederzeit nachgehen zu können. In der Kunstkammer von Sankt Petersburg gibt es eine ganze Sammlung gezogener Zähne. Einige von ihnen waren völlig in Ordnung…
Wir werden nie erfahren, wie gut Peter der Große als Chirurg war. Erstens hätte niemand es gewagt, den Kaiser für den Tod eines Pateinten verantwortlich zu machen, und zweitens sprach Peter, nachdem er den Tod eines Patienten festgestellt hatte, ein schnelles Gebet und ließ dann umgehend mit der Autopsie beginnen.
Seine Medizin-Begeisterung kam dem Land zugute. Er gründete mit dem Lefortowo-Militärkrankenhaus die erste staatliche Klinik Russlands.
Die Nichte von Peter dem Großen, Anna Iwanowa (1693-1740), ging nicht gerne ins Theater und auch nicht auf Bälle. Nur bei schlechtem Wetter ließ sie sich dort blicken.
Ihre Leidenschaft war das Schießen. Sie wurde „Diana des Peterhofs“ genannt, nach der Jagdgöttin, weil sie einen der Pavillons der kaiserlichen Sommerresidenz in ein Jagdschloss verwandelte. Dahinter lag ein Großwildgehege.
In der Sommersaison 1739 hat Anna neun Hirsche, 16 Wildziegen, vier Wildschweine, einen Wolf, 374 Hasen und 608 Enten erlegt. In der Kutsche hatte sie stets ein Gewehr dabei, weil sie es liebte aus voller Fahrt heraus auf Enten oder Krähen zu schießen.
Nikolaus (1796-1855) hatte von Kindheit an eine Vorliebe fürs Zeichnen. Neben Militärwissenschaften, die er studierte, interessierte er sich für Festungsbau und Ingenieurwesen, insbesondere für technische Zeichnungen. Das war die Leidenschaft des künftigen Kaisers. Er fertigte gerne Kupferstiche und färbte diese mit Wasserfarben ein.
Außerdem kreierte er Militäruniformen. Als Großherzog fertigte Nikolaus Dutzende von Skizzen für Armeeuniformen und setzte seine Ideen, als er Kaiser wurde, in die Praxis um. Während seiner Regierungszeit wurden die russischen Uniformen für Militär und im zivilen Bereich streng vereinheitlicht.
Nikolaus war auch der erste russische Zar, der Blasinstrumente spielte. Er besaß eine Flöte, ein Horn und ein Kornett. Der Zar nannte diese unterschiedlichen Instrumente alle „Trompete“. Er hatte ein gutes Gehör und komponierte selbst kleinere Märsche, die er bei Privatkonzerten vortrug.
Nikolaus II. (1868-1918) war ein begeisterter Radfahrer und Rasentennisspieler. Doch seine große Leidenschaft war die Fotografie.
Dank dieses Hobbies wissen wir heute, wie die kaiserliche Familie damals lebte. Nikolaus nutzte eine US-amerikanische Kodak, das beste Modell seiner Zeit. Auch seine Gemahlin Alexandra Fjodorowna drückte gerne auf den Auslöser.
Die kaiserlichen Amateurfotografen machten bis zu 2.000 Aufnahmen im Jahr. Die Töchter malten die Schwarzweiß-Fotografien gerne farbig an. Es ist der Hofdame Anna Wyrubowa zu verdanken, dass so viele Aufnahmen erhalten geblieben sind. Sie schaffte sechs Fotobände ins Ausland und verkaufte sie an den Yale-Studenten Robert D. Brewster. Dieser schenkte sie der Bibliothek seiner Universität. Heutzutage können alle Bilder auch online betrachtet werden.
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