Jedes indigene Volk in Russland, dem weniger als 50.000 Personen angehören, gilt als ethnische Minderheit. Offiziell sind dies 47 der 190 indigenen Völker Russlands. Sie leben überwiegend im Norden und im Fernen Osten des Landes. Wie gelingt es ihnen, ihre kulturelle Identität zu bewahren?
Die Ureinwohner der Insel Sachalin sind noch weitgehend unerforscht. Ihre Ursprünge sind weiter unklar. Sie lebten lange Zeit isoliert. Ihre Sprache ist einzigartig und ähnelt keiner anderen. Heute gibt es noch etwa 4.500 Niwchen. Neben Russisch sprechen viele von ihnen auch weiterhin ihre eigene Sprache.
Diese Bewohner des westlichen Teils der Halbinsel Kamtschatka sind seit Hunderten von Jahren Fischer. Obwohl im 18. Jahrhundert christianisiert, verehren sie auch heute noch Geister und pflegen schamanische Rituale. Ihr führender Schamane ist eine Frau.
Insgesamt gibt es in Russland rund 3.000 Itelmenen, die meisten davon leben im Autonomen Gebiet der Korjaken. In der Schule wird die traditionelle Sprache unterrichtet, diese wird auch in lokalen Medien noch verwendet. Vor allem die Älteren betrachten sie zum Teil weiter als ihre Muttersprache. Die Namen der jüngeren Generation sind jedoch schon russisch.
Vielleicht wissen Sie, dass es im Ural bei Tscheljabinsk auch Paris, Berlin, Leipzig und Fère-Champenoise gibt. Diese Dörfer erhielten ihre Namen im Krieg gegen Napoleon. Die Kosaken-Nagaibaken bewiesen damals besonderes Kriegsgeschick und Ausdauer. Sie waren Tataren, die ihren eigenen Dialekt haben. Sie leben teilweise noch immer dort. Die Nagaibaken zählen etwa 10.000 Angehörige.
Die Nenzen (manchmal auch als Samojeden bezeichnet) sind eine der größten ethnischen Minderheiten in Russland und leben in der Gegend zwischen den Halbinseln Kola und Taimyr. Heute gibt es noch rund 45.000 von ihnen. Sie leben von der Rentierzucht und vom Tourismus. Im Zentrum für Arktis-Tourismus in Narjan-Mar, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes der Nenzen, können sich Besucher über ihre Kultur informieren.
Die Nenzen hatten schon immer einen treuen Begleiter und Beschützer an ihrer Seite: den Samojeden, eine Hunderasse.
Die Mehrheit der etwa 10.000 Setukesen lebt heute auf dem Territorium des modernen Estland. Etwa 300 Personen leben noch in Petschory, in der Oblast Pskow.
Die Setukesen fluchen nicht, um nicht böse Geister heraufzubeschwören. Daher gibt es in ihrer Sprache kein einziges Schimpfwort.
Im Gegensatz zu den lutherischen Esten sind die Setukesen in beiden Ländern orthodoxe Christen - obwohl sie viele ihrer ursprünglichen Traditionen weiter pflegen. Aus diesem Grund werden sie auch als „Halbgläubige“ bezeichnet.
Heutzutage sprechen die Setukesen in Pskow Russisch miteinander und tragen russische Namen. Dennoch feiern sie viele traditionelle Feste und halten an der Kultur ihrer Vorfahren fest.
Die Ureinwohner aus Primorje leben verstreut in den Vororten im Norden der Region. Ihr kulturelles Zentrum ist das Dorf Krasny Jar im Bikin-Nationalpark.
Von den noch verbliebenen rund 1.500 Udegen sprechen nur noch weniger als 100 die traditionelle Sprache. Einige wenige haben den Glauben an die Geister der Natur und die Macht des Schamanen bewahrt. Die Udegen sehen sich als Nachkommen des Tigers.
Die Ureinwohner von Jakutien und Kamtschatka werden in der lokalen Überlieferung mit dem alten Namen „Lamuten“ bezeichnet - was „Menschen des Meeres“ bedeutet. Sie leben traditionell vom Fischfang und der Rentierzucht. Jeder Ewenken-Junge erhält zur Geburt ein eigenes Rentier. Mädchen erhalten ein Rentier zur Hochzeit als Mitgift.
Die Ewenken sind noch immer Nomaden und verehren die Geister der Natur. Heute gehören dieser ethnischen Minderheit noch etwa 20.000 Personen an.
Von den heute verbleibenden 16.000 Tschuktschen leben 13.000 in Tschukotka, der Rest in Kamtschatka, der Republik Sacha und der Region Magadan. Früher galten sie als kriegerischer Stamm, der ständig den Konflikt mit den Nachbarn suchte - den Itelmenen, den Jukagiren und Korjaken.
Die Tschuktschen sind versiert mit Pfeil und Bogen. Viele nahmen am Großen Vaterländischen Krieg teil und taten sich durch besondere Tapferkeit hervor.
Heute leben die Tschuktschen in Frieden. Sie betreiben Rentierzucht und jagen nur noch Walrosse.
Der Name dieser ethnischen Minderheit kommt von ihrem Wort für „Mensch“. Von den 30.000 verbliebenen Chanten leben etwa zwei Drittel in Chanty-Mansijsk, dem Verwaltungssitz des Autonomen Gebietes der Chanten und Mansen. Sie haben ihre unabhängige Kultur, einschließlich des Glaubens an den Schamanismus, sowie eine eigene Sprache beibehalten.
Die Jäger der Chanten haben einen festen Wohnsitz und zudem eine Jurte. Ihre gewöhnlichen Häuser sehen aus wie ein typisches russisches Haus auf dem Dorf.
Die Mansen sind die engsten Verwandten der Chanten und auch ihrer Nachbarn. Sie haben ebenfalls eine eigene Sprache und zählen etwa 12.000 Angehörige. Mehr als die Hälfte davon kommuniziert inzwischen auf Russisch miteinander.
Auch das Wort „Mansen“ hat die Bedeutung „Mensch“. Sowohl die Sprache der Chanten als auch die der Mansen sind entfernt mit dem Ungarischen verwandt.
Im Gegensatz zu den Chanten sind die Mansen überwiegend Nomaden, die Rentiere züchten. Beide Völker pflegen einen eigenen Lebensstil. Die Chanten leben bevorzugt im Wald, die Mansen in der Tundra.
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