Viel Spaß: Vergnügungsparks in der Sowjetunion (FOTOS)

Nikolai Saizew/Sputnik
Gibt es den Fallschirmturm im Moskauer Gorki-Park noch? Wie viel hat es damals gekostet, auf einem Flugzeug-Karussell zu fahren? Wir erinnern uns an die beliebtesten Fahrgeschäfte der Sowjetunion und leuchtende Kinderaugen.

Ein Familienausflug in einen Vergnügungspark war für ein Kind immer ein ganz besonderes Vergnügen. Was gibt es auch Schöneres, als in der Schiffschaukel zu sitzen oder auf einem Karussell Autoscooter zu fahren und anschließend eine riesige Zuckerwatte zu essen und dazu aus einem Wasserbrunnen zu trinken? In der UdSSR hatte jede Stadt einen Vergnügungspark, der solche Attraktionen zu sehr erschwinglichen Preisen bot.

Der erste Vergnügungspark im modernen Sinne entstand 1928 in Moskau. Es war der Park der Kultur und Freizeit, benannt nach Maxim Gorki, besser bekannt als Gorki-Park. Die beliebteste Attraktion war ein Riesenrad, das im Volksmund das „Teufelsrad“ genannt wurde. Während des Fahrens war es verboten aufzustehen. Die einzige Sicherung war eine einfache Kette. Das erste Rad war ziemlich klein und nur 14 Meter hoch. 1957 wurde jedoch vor den 6. Weltfestspielen der Jugend und der Studenten ein neues Riesenrad errichtet. Mit 45 Metern war es das größte der Sowjetunion. Beide wurden 2009 abgebaut. 

Eine der ungewöhnlichsten Attraktionen im Gorki-Park vor dem Krieg war ein Fallschirmturm mit einer Spiralrutsche. Darauf auf einer Matte hinunterzurutschen war eine Attraktion für sich. Von oben konnte man 40 Meter in die Tiefe springen. Die Fallschirme wurden von Stahlseilen gehalten. Während des Krieges diente die beliebte Attraktion als Luftverteidigungsbeobachtungsposten. Der Turm wurde in den 1950er Jahren abgebaut.

Die Fahrgeschäfte der Vorkriegszeit wurden von einzelnen Werkstätten und größtenteils aus Holz gefertigt. Metall war Mangelware. Deshalb haben nur sehr wenige von ihnen bis heute überlebt. In den 1950er Jahren begann ein Werk in Jeisk (Südrussland) mit der Massenproduktion von Fahrgeschäften aus Metall.

Es gab nicht so viele verschiedene Attraktionen, doch in jeder Stadt der UdSSR gab es einen Vergnügungspark. Die Kosten hielten sich in Grenzen. Eine Fahrt auf einem Karussell kostete nicht viel mehr als ein Eis: 5 – 10 Kopeken. 

Die Sowjetunion verherrlichte Piloten, Polarforscher und Kosmonauten. In der Bevölkerung waren sie ebenfalls sehr populär. So ist es nicht verwunderlich, dass eine der beliebtesten Fahrten ein Karussell mit Raketen und Flugzeugen war.

Das größte Vergnügen bereitete den Parkbesuchern vermutlich die Schiffschaukel. Von außen betrachtet schien es, als würden die Leute im Schiff es selbst antreiben, doch tatsächlich wurde das Schiff elektrisch gesteuert und es war möglich, die Schaukelbewegungen zu verlangsamen oder zu beschleunigen. Besonders aufregend bei einer Fahrt auf der Schiffschaukel war die Vorstellung, dass sie sich einmal um ihre eigene Achse drehen würde. Dafür gab es den Begriff „die Sonne machen“. Doch keine Angst, alles blieb unter Kontrolle.  

Autoscooter waren bei Erwachsenen und Kindern gleichermaßen beliebt. Sie konnten Geschwindigkeiten von bis zu 10 km/ h erreichen und man konnte damit andere Autos rammen und das ganz ohne die Gefahr, ein Bußgeld zahlen zu müssen wegen eines Verstoßes gegen die Verkehrsregeln.

Diese Attraktion wäre auch als Test für zukünftige Kosmonauten geeignet gewesen. Der Rotor war eine Plattform, die sich wild drehte, wobei die Fahrgäste durch die Zentrifugalkraft an die Wände gedrückt wurden. Es war keine gute Idee, unmittelbar nach dem Essen den Rotor zu nutzen.  

Ab den 1970er Jahren veranstaltete die UdSSR regelmäßig internationale Ausstellungen von Fahrgeschäften. Die Japaner präsentierten in diesem Zusammenhang ein Karussell mit Teetassen, die Bundesrepublik Deutschland eine Achterbahn (international als russische Berge bekannt, in Russland aber traditionell als amerikanische Berge bezeichnet).

Die Tschechoslowakei stellte gleich einen ganzen Vergnügungspark mit einem Spiegelsaal, verschiedenen ungewöhnlichen Attraktionen und Spielautomaten vor. Unnötig zu erwähnen, dass sie alle bei sowjetischen Kindern sehr beliebt waren.

Viele Fahrgeschäfte wurden nach dem Zusammenbruch der UdSSR beibehalten, doch inzwischen werden sie zunehmend durch neue, technologisch fortschrittlichere Anlagen ersetzt. Die alten sowjetischen Karussells landen dagegen auf dem Müllhaufen der Geschichte. 

>>> 7 Aktivitäten im Moskauer Gorki Park

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