Das Gesicht von Iwan IV. Wassiljewitsch, rekonstruiert aus seinem Schädel im Institut für Anthropologie und Ethnographie, Moskau.
Alexander Lyskin/SputnikIm 16. Jahrhundert bedeutete der Spitzname Grosni, wie Russia Beyond schon berichtete, „Der Starke“, „Der Bedrohliche“, „Der Eindrucksvolle“. Lassen Sie uns näher erläutern, warum Iwan IV. Wassiljewitsch so genannt wurde.
„Zar Iwan der Schreckliche“ von Wiktor Wasnezow
Tretjakow-GalerieEiner der seltenen Berichte über Iwans physische Erscheinung stammt von Daniel Prinz von Buchau (1546–1608), einem Gesandten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Moskauer Zarenreich. „Er ist groß, kräftig und voller Energie. Seine Augen sind groß, beobachtend und ruhelos. Sein Bart ist rötlich-schwarz, lang und dick“, schrieb der Prinz über Iwan IV. zu jener Zeit, als der Zar 46 Jahre alt war. Der Prinz bemerkte auch Iwans schweres Zepter, das der Zar jederzeit bei sich trug, und deutete subtil an, dass das Zepter des Zaren seine imposante Männlichkeit symbolisiere.
Gebeine von Zar Iwan VI. Wassiljewitsch im Grab
ArchivfotoIm Jahr 1963 öffnete man das Grab von Iwan IV. und sowjetische Historiker untersuchten seine sterblichen Überreste. Wir haben ein Bild von Iwans Leiche, das beweist, dass er sicherlich ein sehr starker Mann war. Die Analyse ergab, dass Iwan 178 cm groß und 85 bis 90 kg schwer gewesen sein muss – eine imposante Gestalt, selbst für einen zeitgenössischen Mann, ganz zu schweigen von einem Mann des 16. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass seine Person gefürchtet wurde.
In seinen jüngeren Jahren widmete sich Iwan nicht allzu sehr dem Lernen. Er zog es lieber vor, zu feiern, oft sogar mit Skomorochen - heidnischen Musikern - was die Geistlichen seiner Zeit missbilligten. Iwan erlaubte sich verschiedene unzüchtige Aktivitäten, Promiskuität und starkes Trinken und lehnte alle Bitten ab, eine fromme Lebensweise zu führen, wie es für einen christlichen Herrscher angemessen gewesen wäre.
Maximus der Grieche
gemeinfreiDer junge Iwan wurde von Maximus dem Griechen (1475-1556) beraten. Er war einer der führenden Intellektuellen zu jener Zeit. Iwan lud ihn nach Russland ein. Maximus und später auch Silvester (geboren Ende des 15. Jh., gestorben um 1565) - Priester der Blagoweschtschenski-Kathedrale in Moskau und sowohl Beichtvater als auch Ratgeber von Iwan - überzeugten diesen, seine unzüchtige Lebensweise zu beenden. Gegen Ende der 1540er Jahre beachtete Iwan diesen Rat.
Als er älter wurde, beherrschte Iwan verschiedene Sprachen und Wissenschaften. An seinem Hof fanden ausländische Ärzte, Astronomen und Wissenschaftler Unterstützung und wurden entsprechend bezahlt. Iwan begann seltene Bücher und Manuskripte zu sammeln, die angeblich seine verlorene Bibliothek ausmachten. Ob diese existierte oder nicht, ist weiterhin ungeklärt. Aber als sicher gilt, dass Iwan einen Ruf als Intellektueller und sogar auch als Magier besaß, der sowohl seinen Unterstützern als auch seinen Feinden Angst und Respekt einflößte. Iwan schrieb auch Gedichte und komponierte Musik.
„Zar Iwan und sein Kindermädchen“ von Karl Gottlieb Wenig. Anmerkung des Autors: Die letzten Erwähnungen von Zar Iwans Kindermädchen Agrippina Tscheljadnina stammen aus dem Jahr 1538, als Iwan erst 8 Jahre alt war. Sie konnte also nicht da sein, als er ein erwachsener Mann war.
Kunstmuseum von CharkiwZahlreiche Quellen weisen darauf hin, dass Iwan unberechenbar war. Mit 15 Jahren befahl er, einen seiner jungen Freunde (Prinz Michail Trubezkoi) aufgrund eines kleinen Streits hinrichten zu lassen und einem anderen (Afanasij Buturlin) die Zunge abzuschneiden, weil er den Zaren beschimpft hatte. Zu seinen Lebzeiten ermordete er mehrere nahestehende Menschen während solcher Wutausbrüche.
Dieses wilde Temperament hatte einen Grund: In seiner Kindheit und Jugend musste er mit ansehen, wie Mitglieder seiner Familie von Bojaren und aufrührerischen Moskowitern ermordet wurden. Aufgrund von Intrigen am Hof entwickelte er eine Paranoia, die jedoch einige reale Gründe hatte. Letztendlich hat der russische Zeithistoriker Sergei Schokarew richtiggehend bewiesen, und wie auch die Analyse von Iwans Überresten bestätigte, dass die Todesursache des Zaren (wie auch seines Sohnes Iwan) eine Quecksilbervergiftung war.
Die Kasaner Festung in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
gemeinfreiDie erste Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Blütezeit des Osmanischen Reiches, das von Suleiman dem Prächtigen (1494-1566) regiert wurde. Der Einfluss der Osmanen erstreckte sich sogar auf die Krim, Astrachan- und das Kasaner Khanat. Es bestand die unmittelbare Gefahr, dass die russischen Länder von den muslimischen Khans unterworfen und erobert würden. Die Khans von Kasan und Astrachan bedrohten und plünderten die russischen Länder und kamen Moskau so nahe wie auch Nischni Nowgorod und Wladimir.
Kurz nachdem Iwan der Schreckliche im Jahre 1547 der erste russische Zar wurde, leitete er den Feldzug gegen das Kasaner Khanat, den mächtigsten Nachfolgern der Goldenen Horde. Russische Priester, angeführt von Makarius von Moskau (1535-1556), erklärten, dass alle russischen Krieger, die an den Kämpfen teilnahmen, für die christliche Sache kämpften und ewige Glückseligkeit erlangten, falls sie in diesen Schlachten starben.
Basilius-Kathedrale in Moskau im 17. Jahrhundert
Getty ImagesZur Einschüchterung aller Russen leitete der junge Zar ab 1547 alle Feldzüge gegen Kasan. Die Zeitgenossen lobten Iwan, der sein eigenes Leben riskierte, indem er sich von Moskau nach Kasan begab und nicht in seinem Palast saß, während seine Männer ihr Leben im Kampf riskierten. Im Jahr 1552 unterwarf Iwan als Ergebnis eines weiteren Feldzugs Kasan und betrat die Stadt leibhaftig. Das russische Volk freute sich über diesen Sieg und Iwans Ansehen und Tapferkeit wuchsen immens. Es war ein hart verdienter und wichtiger Sieg, der durch den Bau der Basilius-Kathedrale in Moskau geehrt wurde. Diese ist immer noch eines der wichtigsten Wahrzeichen der russischen Hauptstadt.
Nachdem das Kasaner Khanat unterworfen war, wurde der Spitzname „Grosni“ („Der Schreckliche“) mit Iwan in Verbindung gebracht. Historiker sind sich nicht einig, wann und wo genau er zum ersten Mal erschien. Aber es gibt Berichte, dass dieser Name erstmals in den Volksliedern der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Iwan genannt wurde. Vor Iwan gehörte dieser Name seinem Großvater, Großfürst Iwan III. von Moskau (1440-1505), dem Schöpfer des Moskauer Staates.
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