Gesicht „gephotoshopt“, Rivalen wegretuschiert: Was auf Stalins Bildern verborgen wurde

Geschichte
JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Nach der Freigabe der bolschewistischen Archive wurde klar, wie viel die sowjetische Führung vom Volk verborgen gehalten hatte. Die Zensur umfasste eine Reihe von Fotos der Hauptfigur des Landes, die den Menschen nicht gezeigt wurden.

Ein Leben im Exil

Während seines Lebens als Revolutionär befand sich Stalin nicht weniger als fünf Mal im sibirischen Exil. Insgesamt waren es mehr als zehn Jahre seines Lebens, in denen er mehrfach verhaftet wurde. Er lebte mit verschiedenen Frauen zusammen (einmal wurde der zukunftige Diktator sogar wegen Schändung eines 14-jähriges Bauernmädchen verfolgt), zeugte mehrere uneheliche Kinder und floh nach Eheversprechen häufig in andere Städte. An den neuen Wohnorten nahm er seine revolutionären Aktivitäten wieder auf. 

Alle seine Verhaftungen und Verbannungen wurden dokumentiert und die Fotos seiner Akte beigefügt. Nach Stalins Aufstieg zur Macht wurden diese als kompromittierend angesehen. Der idealisierte Stalin sollte das Image eines mutigen Revolutionärs transportieren, auf den Fotos ähnelte er jedoch einem gewöhnlichen Verbrecher.

Trotzdem gab es eine kleine Anzahl von Funktionären in der Kommunistischen Partei, die aktiv nach diesem Bildmaterial suchten und es sammelten. Ihr Schicksal war Tod durch Erschießung. Später wurden Materialien dieser Art systematisch aus verschiedenen regionalen Archiven des Nordens entfernt und im Kreml unter Verschluss gehalten. Erst nach Stalins Tod sah die Nation die Bilder des verhafteten und verbannten Stalin.

Privatleben

Fotos von Stalins Familie und seinen Kindern aus dem Heimarchiv waren nicht für neugierige Blicke gedacht, sie wurden nicht von Zeitungen veröffentlicht und von fast niemandem außerhalb des inneren Kreises gesehen. In den 1930er und 1940er Jahren wurde Stalins Privatleben als geheim eingestuft.

Der Diktator war besonders unzufrieden mit der Existenz eines bestimmten Fotos, das in die Hände von Journalisten gelangt war. Da es sich um ausländische Journalisten handelte, war das noch schlimmer. Es war ein Foto von Jakow, seinem Sohn, der von den Nazis gefangen genommen wurde. Das Foto des inhaftierten Sohnes, der völlig erschöpft aussah, hat die ganze Welt gesehen. Die deutsche Propagandamaschine verbreitete sogar das Gerücht, Jakow habe sich bereit erklärt, mit den Nazis zusammenzuarbeiten. In der Sowjetunion hat das Foto aufgrund der strengen Zensur niemals jemand gesehen. 

Jakow befand sich in einem langwierigen Konflikt mit seinem Vater. Einmal hatte er sogar versucht, sich während einer ihrer Auseinandersetzungen zu erschießen, scheiterte jedoch. Während späterer Treffen verspottete Stalin seinen Sohn, indem er immer sagte: „Ha, du hast danebengeschossen!“. In ihren Memoiren „Zwanzig Briefe an einen Freund“ erinnerte sich Stalins einzige Tochter, Swetlana Allilujewa, daran, wie „im Winter 1943/44, schon nach Stalingrad, während eines unserer seltenen Treffen, Vater zu mir sagte: ‚Die Deutschen schlugen vor, Jascha gegen einen der ihren auszutauschen... als würde ich mit ihnen verhandeln! Nein, Krieg ist Krieg.'“

Stalins „gephotoshoptes“ Gesicht

Stalins Haut war mit Narben von den Pocken bedeckt, die er im Alter von sieben Jahren überlebt hatte. In der Zwischenzeit war jeder Sowjetbürger davon überzeugt, dass Stalin (besonders für sein Alter) sehr gut aussah - offizielle Fotos zeigten sein Gesicht als glatt, frisch und seine Haare waren gepflegt. Diese Bilder wurden stark bearbeitet und retuschiert, um seine unebene Haut zu verdecken und sein Alter um etwa zehn Jahre zu verringern.

Die sorgfältige Retusche der Fotos wurde oft in Stalins Gegenwart durchgeführt.

Gelöschte Rivalen

Mit der Zeit wurden auch Gruppenfotos retuschiert: Jedes Mal, wenn Stalin einen seiner ehemaligen Verbündeten oder gegenwärtigen Gegner aus dem Weg geräumt und als „Feind des Volkes“ gebrandmarkt hatte, wurden diese einfach auf den Fotos wegretuschiert.

Dies wurde mit dem Einsatz von Chemikalien erreicht: Unerwünschte Parteimitglieder wurden so aus den Negativen gelöscht, dass niemand gedacht hätte, dass sie überhaupt jemals auf dem Foto waren. Die schon gedruckten Fotos wurden einfach verboten.

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