Die 1. Kavalleriearmee: Budjonnys Ruhm und Stalins Liebling (FOTOS)

Getty Images
Josef Stalin ist einer der Gründer der 1. Kavalleriearmee und schätzte diese sehr. Viele der Soldaten genossen sein Vertrauen und waren sogar Freunde.

In der Sowjetunion galt die 1. Kavalleriearmee als Symbol für den Sieg der Bolschewiki im russischen Bürgerkrieg. Ihr wurden Lieder, Gemälde und Filme gewidmet. Und obwohl sie tatsächlich gar nicht so unbesiegbar und makellos war, wie die sowjetische Propaganda es darzustellen versuchte, war die 1. Kavalleriearmee damals durchaus die schlagkräftigste Einheit innerhalb der Roten Armee. 

Die Bolschewiki wurden zur Gründung der Kavalleriearmee durch ihren Feind, die Weiße Armee, inspiriert. Der Kavallerie der Weißen Armee von General Konstantin Mamontow war es nach einem  gewagten und sehr heftigen Angriff im Rücken der Bolschewiki gelungen, im August und September 1919 die Stellungen der Roten Armee an der Südfront zu durchbrechen. Im November wurde auf der Grundlage des 1. Kavalleriekorps Russlands die 1. Kavalleriearmee gegründet. Ihr Kommandant war Semjon Budjonny.

Trompeter der 1. Kavallerie-Armee von Mitrofan Grekow

Eine der treibenden Kräfte hinter der Gründung war Josef Stalin, der zu dieser Zeit Mitglied des Revolutionären Militärrates der Südfront war. Er hatte sich der Kavalleriearmee und denjenigen, die darin dienten, immer verbunden gefühlt. Die 1. Kavalleriearmee war eine Karriereschmiede und brachte sieben zukünftige Marschälle und zahlreiche Generäle hervor. 

Semjon Budjonny (Mitte, dritte Reihe von oben)

Zu verschiedenen Zeiten zählte die 1. Kavalleriearmee 14.000 bis 19.000 Mitglieder, was nach den Maßstäben des Bürgerkriegs eine beeindruckende Zahl war. Der Kern bestand aus Kavalleriedivisionen, aber von Zeit zu Zeit wurde die Armee mit Infanterieeinheiten, gepanzerten Zügen und Flugzeugen verstärkt.

Die Bolschewiki fanden die 1. Kavalleriearmee sehr nützlich, als die Weiße Armee im November 1919 ihren letzten (und vergeblichen) Versuch unternahm, Moskau einzunehmen und den Bürgerkrieg zu gewinnen. Die Rote Kavallerie spielte eine Schlüsselrolle bei der Verfolgung und Niederlage der Truppen von General Denikin, die sich nach Süden zurückzogen. Interessanterweise gehörten zu den von der 1. Kavalleriearmee geschlagenen Soldaten auch Mamontows Kavalleristen, die den einst berühmten Überfall Angriff durchgeführt hatten.

Mit schnellen Schlägen besiegte die 1. Kavalleriearmee den Feind und befreite eine Stadt nach der anderen. Am 7. Januar 1920 wurde Taganrog, eines der wichtigsten Zentren der Weißen Bewegung in Südrussland, und drei Tage später auch Rostow am Don eingenommen.

In Rostow offenbarten die Roten Kavalleristen einige ihrer weniger schmeichelhaften Züge, die die  sowjetische Propaganda in späteren Jahren lieber verschwieg. Jēkabs Peterss, ein Tscheka-Vertreter in der 1. Kavalleriearmee, berichtete Moskau: „Budjonnys Armee fällt von Tag zu Tag mehr auseinander. Es gibt Berichte über Raubüberfälle, Trunkenheit und verdächtige Frauen im Hauptquartier.“ Um die Disziplin in der 6. Division wiederherzustellen, wurden externe Einheiten der Roten Armee eingegliedert. Einige Offiziere und Soldaten wurden hingerichtet.

Bei starkem Februarfrost legte Budjonnys Kavallerie eine Distanz von über 150 Kilometer zurück. In der größten Kavallerie-Schlacht des Bürgerkriegs in der Nähe des Dorfes Jegorlikskaja unweit von Rostow-am-Don, an der bis zu 25.000 Menschen auf beiden Seiten beteiligt waren, besiegte sie die wichtigste Einheit der Weißen Armee, die Kavallerie von General Alexander Pawlow.

Die 1. Kavalleriearmee brauchte im Frühling des Jahres 1920 fast zwei Monate, um von Südrussland in die Zentralukraine zu gelangen, wo eine polnische Offensive in vollem Gange war. Hier wurde sie  wieder zum Lebensretter für das sowjetische Kommando. Nachdem Budjonnys Kavallerie die Städte Schytomyr und Berditschow befreit hatte, tauchte sie im Rücken der 3. polnischen Armee von General Rydz-Śmigły auf und zwang sie Anfang Juni, sich aus dem eroberten Kiew zurückzuziehen.

Spätere Ereignisse des polnischen Feldzugs trübten jedoch den Heiligenschein der Unbesiegbarkeit der 1. Kavallerie-Armee ein wenig. Während sie im August 1920 Schutz für Einheiten der Roten Armee bot, die sich aus Warschau zurückzogen, wurde sie von der polnischen Kavallerie in der Nähe von Zamosc besiegt. Nachdem die Rote Kavalleriearmee schwere Verluste erlitten hatte, entkam sie auf wundersame Weise der Einkesselung und gelangte nach Osten. Der Rückzug wurde von antijüdischen Pogromen und Grausamkeiten gegenüber der lokalen Bevölkerung begleitet.

Trotzdem beendete die 1. Kavalleriearmee ihr Bestehen erfolgreich. Budjonnys Kavalleristen waren aktiv beteiligt an der Niederlage der auf der Krim verbliebenen Truppen von General Wrangel und der revolutionären Aufstandsarmee der Ukraine von Nestor Machno. Als der Widerstand gegen die Sowjetregierung im europäischen Teil Russlands allgemein unterdrückt worden war, entschied der Kreml, dass die 1. Kavalleriearmee ihre Aufgabe erfüllt habe. Im Mai 1921 wurde sie aufgelöst.

>>> Sechs sowjetische Waffen, die nach Stalin benannt sind

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!