Im Jahr 1967 brachte die französische Kosmetikmarke Lancome ihr Parfum „Climat“ auf den Markt. In der UdSSR erschien es erst ab 1970. Eine kleine Flasche kostete offiziell 45 Rubel, war aber nirgendwo erhältlich.
Der betörende Duft vereinte Bergamotte, Narzisse, Jasmin und Rose.
Dieses edle französische Parfüm zu besitzen, war eine Frage des Prestiges. Frauen nutzten alle Verbindungen, um an den Duft heranzukommen.
„Meine Schwiegermutter war eine prominente Ärztin. Einige besonders zufriedene Patienten bedankten sich mit diesem Luxusparfum bei ihr. Sie prahlte damit, dass sie so viel davon hätte, dass sie darin baden könnte“, erinnert sich die 67-jährige Elena.
John Lennon in einem Schaffellmantel
Getty ImagesDie legendären Schaffellmäntel im afghanischen Stil feierten 1966 in Großbritannien ihre Weltpremiere. Die asiatische Kultur prägte die Mode.
Bequem und warm waren die Mäntel aus gegerbtem Schaffell. Fashionistas auf der ganzen Welt liebten sie, umso mehr, als auch die Beatles das Kleidungsstück trugen. Kein geringerer als John Lennon präsentierte einen solchen afghanischen Mantel am Set des Musikfilms „The Magical Mystery Tour“.
Es dauerte Jahre, bis der Trend auch in der Sowjetunion ankam. Mitte der 1970er Jahre stellten sich sowohl sowjetische Damen als auch Herren stundenlang an, um sich einen Schaffellmantel im Hippie-Stil zu kaufen. In der Regel entschieden sich Frauen für farbenfrohe Mäntel, die mit Seidengarn bestickt waren.
Die trendigen Mäntel waren nicht billig und konnten bis zu 800 Rubel kosten, was ungefähr sieben durchschnittlichen Monatsgehältern entsprach.
„Ich habe mein altes afghanisches Schaffell von meiner Mutter bekommen. Ich erinnere mich, dass sie mir erzählt hat, wie schwer es war, einen solchen Mantel zu bekommen“, erinnert sich die 33-jährige Katja. „Meine Mutter arbeitete als Übersetzerin für Französisch und hatte einige Verbindungen. Ein Bekannter erzählte ihr, dass jemand einen Schaffellmantel aus der Mongolei verkaufte. In dem Moment, als meine Mutter ihn angezogen hatte, war es um sie geschehen. Er passte wie angegossen.“
Bis in die frühen 1960er Jahre hatten sowjetische Frauen nur Zugang zu zwei Sorten von Strümpfen: warme Wollstrümpfe oder schlichte Baumwollstrümpfe. Beide waren berüchtigt dafür, zu rutschen und Falten am Bein zu schlagen wie ein Akkordeon.
Dann wurden Nahtstrümpfe aus Nylon zum neuesten Trend. Das Problem war, dass es schwierig war, sie im Laden zu kaufen. Die sowjetischen Frauen improvisierten und malten die Naht mit einem Eyeliner einfach auf.
Sowjetische Nylonstrumpfhosen waren erst ab den 1970er Jahren erhältlich. Sie wurden in Weißrussland von der Strumpfwarenfabrik in Brest hergestellt und waren natürlich nur in einer Farbe erhältlich, in Beige. Währenddessen kamen im Rest der Welt gerade schwarze und weiße Strumpfhosen in Mode. Was sollten die armen Sowjetfrauen tun, um modisch Schritt halten zu können? Nun, Not macht erfinderisch. So wurden die Nylons entweder gebleicht oder mit Tinte gefärbt.
„Einkaufen war in der Sowjetunion ein echtes Abenteuer. Eher wie eine Jagd“, erinnert sich Raisa, 75 Jahre alt. „Ein Paar Strümpfe und einen richtigen BH zu kaufen, war eine echte Herausforderung. Es ging um Geld und Gelegenheit. Für sowjetische Kunden war es wie eine Schatzsuche.“
Sowjetische Frauen wussten bis in die 1970er Jahre nicht, wie wichtig ein paar kniehohe schmale Schaftstiefel aus modischer Sicht waren. Unnötig zu erwähnen, dass die Warteschlangen sehr lang waren, als die Stiefel schließlich in die Läden kamen. Man war darauf angewiesen, einen Hinweis von einem Freund oder Nachbarn zu erhalten, der verriet, wo genau das trendige Schuhwerk zu haben war. Und dann hieß es mehrere Stunden Schlangestehen.
„Ich war in der Mittagspause, als ich eine lange Schlange vor dem Geschäft „Leipzig“ in der Leninski Straße sah“, erinnert sich Inna, 63. Es stellte sich heraus, dass die Leute nach jugoslawischen orangefarbenen Lederstiefeln anstanden. Ich zögerte einen Moment, beschloss aber, es zu versuchen. Ich schrieb meine Nummer auf meine Handfläche und machte mich wieder an die Arbeit. Zwei Stunden später kam ich genau zum richtigen Zeitpunkt zurück, um meine Stiefel zu kaufen. Sie haben fünf Winter gehalten.“
Der Trenchcoat ist seit den frühen 1960er Jahren ein fester Bestandteil der Modeszene. Sowjetische Frauen verliebten sich sofort in dieses Kleidungsstück. Der ultimative Traum wäre es, etwas zu kaufen, das langlebig und praktisch genug ist, um die Zeiten zu überdauern. Sowjetische Trenchcoats, allgemein bekannt als „Bologna-Regenmäntel“ (benannt nach dem in der italienischen Stadt Bologna hergestellten schnell trocknenden Nylongewebe), waren sehr einfach, während die in Ostblockländern wie der Tschechoslowakei und Jugoslawien hergestellten Kleidungsstücke aus Baumwolle und Polyester von hervorragender Qualität waren. Es gab sie in verschiedenen Farben, nicht nur in Grün. Das war der letzte Schrei in den 1980er Jahren.
„Ich habe mir 1970 im Moskauer Kaufhaus ZUM einen Trenchcoat gekauft. Er kostete satte 95 Rubel. Es war mir unangenehm, jemanden davon zu erzählen, sogar meiner Schwester. Es war eine unmögliche Summe, mein ganzes Gehalt! Aber er war das Geld wert. Hergestellt in Frankreich, war so ein Mantel der Inbegriff von Anmut und Stil. Übrigens habe ich diesen Trenchcoat noch immer und er ist auch nach wie vor sehr schick!“, erzählt Elena stolz.
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