Die vier berühmtesten russischen Gefängnisse und ihre Insassen

Peter Kowalew/TASS; Andrei Stenin/Sputnik
Blicken Sie hinter die Mauern russischer Strafanstalten: vom ältesten Gefangenenhaus bis zum berühmten St. Petersburger Gefängnis Kresty.

In der Antike gab es in Russland nur wenige eigene Gefängnisbauten. Die Gefangenen wurden in Höhlen festgehalten oder in unterirdischen Gängen unter Festungsmauern. In Klöstern brachte man Straftäter in Einzelhaft unter. 

In der Stadt Tscheboksari, auf halbem Weg zwischen Nischni Nowgorod und Kasan, wurde das älteste Gefängnis Russlands am östlichsten Stadtrand errichtet. 

  1. Tscheboksari Gefängnis 

Dieses Gefängnis gilt als das älteste in Russland. Es wurde ab 1555 im Auftrag von Iwan dem Schrecklichen aus Holz gebaut, zeitgleich mit dem Tscheboksari Holzkreml. Die Festung wurde errichtet, um die Präsenz der Moskauer Zaren in der Gegend zu unterstreichen und um dort besser verwalten zu können. Die tatarischen Stämme mussten in Schach gehalten werden und ihren Tribut zollen. Die aufständischen Anführer der Einheimischen sowie Verbrecher der russischen Bevölkerung sollten in das Tscheboksari-Gefängnis gebracht werden.

1646 wurde das Gefängnis aus Stein mit 82 cm dicken Mauern erneut aufgebaut. 1871 wurde es Festungsgefängnis Tscheboksari genannt. Es ist heute das älteste funktionsfähige Gefängnis in Russland, das noch an seinem ursprünglichen Platz im Zentrum der Stadt steht. Und niemand ist jemals von dort geflohen.

Berühmte Sträflinge: Es heißt, dass Stepan Rasin (1630-1671), Anführer des Bauernaufstands von 1670/1671, auf dem Weg zu seiner Hinrichtung in Moskau kurz im Tscheboksari-Gefängnis festgehalten wurde.

  1. Butyrka Gefängnisfestung  

In den frühen 1770er Jahren befand sich der Ort, an dem Butyrka heute steht, am Stadtrand von Moskau. 1771 wurde dort eine hölzerne Festung für Gefangene errichtet. Im Jahr 1775 wurde Jemeljan Pugatschow, ein Anführer eines anderen Bauernaufstands, hier im Keller eines Holzturms festgehalten. Er war ein so berühmter Verbrecher, dass der Turm, in dem er einsaß, nach ihm benannt wurde und der vertikale Käfig, in dem Pugatschow tagelang aufrecht stehen musste, an 22 Pfund schwere Ketten gefesselt, wurde hundert Jahre lang im Innenhof ausgestellt. 

1784 wurde das Gefängnis zu einer steinernen Gefängnisburg mit vier Türmen und einer Mauer umgebaut. Es wurde ein Transitgefängnis, durch das jährlich etwa 30.000 Sträflinge gingen. 

Butyrka behielt seine Funktion in der Sowjetzeit. Doch vor den Olympischen Spielen 1980 in Moskau beschlossen die Behörden, Butyrka vor den Augen der Gäste der Stadt zu verbergen, und so wurde ein Wohnhaus darum herum gebaut.

Berühmte Sträflinge: Jemeljan Pugatschow, Felix Dserschinski, Ossip Mandelstam, Alexander Solschenizyn

  1. Matrosskaja Tischina Gefängnis 

Der Name dieses Moskauer Gefängnisses hat eine interessante Geschichte. Die Straße, in der es steht heißt ebenfalls „Matrosskaja Tischina", was „Die Stille der Seeleute“ bedeutet. Seit der Zeit von Peter dem Großen waren dort Seeleute am Ufer des Flusses Jausa angesiedelt, und 1771 wurde ein Hospiz für Veteranen der russischen Flotte organisiert. In der Nähe befand sich eine psychiatrische Klinik, sodass die Straße normalerweise mit Heu bedeckt war, damit die Pferde und Kutschen kein Rasseln verursachten und damit die Veteranen und Kranken störten.

In den Jahren 1918 bis 1945 wurde das Gefängnis genutzt, um jugendliche Kriminelle unterzubringen. 1946 wurde es wieder zu einem regulären Gefängnis. In den Jahren 1949 bis 1953 wurden Teile des Gebäudes genutzt, um die während des Zweiten Weltkriegs gefangenen Nazis dort unterzubringen. Derzeit fungiert es als Untersuchungsgefängnis und hat Platz für bis zu 1.700 Gefangene. 

Berühmte Sträflinge: Alexander Solonik, Sergei Mawrodi, Wassili Stalin, Francis Gary Powers

  1. „Kresty“ Gefängnis 

Die Gebäude dieses berühmtesten Gefängnisses von St. Petersburg sind in Form von Kreuzen geformt, daher der Name „Kresty“, zu Deutsch „Kreuze“. Seit 2017 ist es außer Betrieb. Die Gefangenen wurden in eine andere Haftanstalt nach Kolpino in der Nähe von St. Petersburg verlegt. Dennoch ist „Kresty“ in der russischen Gefängniskultur und -geschichte sehr berühmt. Es wurde 1868 gegründet. Der Legende nach wurden die Gebäude von den Sträflingen errichtet, die später dort festgehalten wurden. Ursprünglich wurde es für 1.150 Insassen gebaut. Nach der Revolution von 1905 wurde das Gefängnis hauptsächlich für politische Gefangene genutzt. Berühmte zukünftige Bolschewiken wie Leo Trotzki, Anatoli Lunascharski und Lew Kamenew wurden in diesem Gefängnis festgehalten.

Das Gefängnis war ständig überbelegt, vor allem zu Sowjetzeiten waren die Bedingungen extrem. In einer acht Quadratmeterzelle waren bis zu 18 Personen untergebracht. Sie konnten nur abwechselnd schlafen. 

Berühmte Sträflinge: Daniil Charms, Wladimir Nabokow, Lew Gumilew

>>> Ein Blick hinter die Gitterstäbe: Das verlassene Kresty-Gefängnis in St. Petersburg (BILDER)

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