Die angehenden Kosmonauten mussten sich schwierigen Tests und anspruchsvollen Trainings unterziehen. Die 20 Kandidaten mussten hart trainieren. Es galt, ihre körperliche Belastungsgrenze herauszufinden, sie mental vorzubereiten und das kardiovaskuläre System während der Vorbereitungen zu stärken. Nach langwierigen Testreihen waren von den 20 Männern nur noch fünf übrig.
German Titow während eines Trainings in Swjosdny Gorodok (zu Deutsch: Sternenstädtchen) in der Oblast Moskau
Alexander Sergejew/SputnikTitow war Gagarins härtester Rivale. Kurz nach Gagarins Pionierflug startete Titow vom Kosmodrom Baikonur in der Kasachischen SSR ins All. Der damals 25-jährige sicherte sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern als zweiter Mann im Orbit und als erster, der es schaffte, länger als 24 Stunden im Weltraum zu bleiben.
Juri Gagarin und German Titow im Jahr 1961
I. Snegirew/SputnikGagarins Flug dauerte „nur“ 108 Minuten und die Initiatoren des sowjetischen Raumfahrtprogramms erwarteten, dass die nächste Reise länger dauern würde.
Obwohl die Ärzte größte Bedenken äußerten, bestand der Leiter des Weltraumprogramms Sergei Koroljow darauf, dass nur ein 24-Stunden-Flug Wissenschaftlern neue Erkenntnisse zur Weltraumumgebung und der Reaktion des Menschen in dieser Umgebung liefern könne.
German Titow während eines Trainings, 1961
SputnikTitow flog im August 1961 in seiner Wostok-2-Kapsel ins Weltall und verbrachte dort 25 Stunden.
Leider erwies sich das jüngste Mitglied des Kosmonautenkorps als das unglücklichste von allen. Eine Tragödie ereignete sich am 23. März 1961, nur wenige Tage vor Gagarins Flug.
Die Kosmonauten mussten zehn Tage in einer speziellen Isolationskammer verbringen. Sie verfügte über eine Toilette, ein schmales Bett, einen Tisch und einen Sitz, ähnlich dem in der Wostok-Kapsel. Die winzige Zelle wurde unter Druck gesetzt, um die Umgebung im Weltraum mit der hohen Sauerstoffkonzentration nachzuahmen.
Walentin Bondarenko
Staatliches German-Titow-Museum in AltaiBondarenko durchlief alle Tests und war auf dem Weg, die Kammer wieder zu verlassen, als sich die Tragödie ereignete. Bondarenko bekam die Zustimmung, seine biomedizinischen Überwachungssensoren abzunehmen. Dabei unterlief ihm ein folgenschwerer Fehler. Bondarenko entfernte Klebereste mit einem in Alkohol getränkten Wattepad. Er warf es achtlos fort. Das Wattepad landete jedoch auf einer Heizspule und entzündete sich. Die hohe Sauerstoffkonzentration in der Isolationskammer führte zu einem gewaltigen Feuer, das sich schnell ausbreitete.
Der 24-Jährige erlag nach acht Stunden seinen schweren Verletzungen. Der Vorfall wurde lange Zeit geheim gehalten.
Rafikow wurde ebenso wie Gagarin für das erste Kosmonautenkorps ausgewählt. Er war damals 26 Jahre alt. Rafikow absolvierte ein intensives Training für einen Start mit der Wostok-1. Seine Kollegen waren sich zu 100 Prozent sicher, dass er der erste Mensch im All sein würde.
Mars Rafikow
gemeinfreiDoch es kam nicht so weit. Laut Rafikow war sein Liebesleben schuld. Er trennte sich von seiner Frau und plante seine Scheidung. Seine Vorgesetzten sorgten sich um das öffentliche Image des Kosmonauten und baten ihn, seine Ehe zu retten. Doch Rafikow ignorierte diese Bitten.
Mitglieder der ersten Gruppe sowjetischer Kosmonauten im Jahr 1961
Sputnik1962 wurde der aufstrebende Kosmonaut aus der Besatzung entfernt. Der offizielle Grund war eine unerlaubte Abwesenheit Rafikows. Dieser jedoch vermutete hinter seiner Entlassung seine Weigerung, die Wünsche der Vorgesetzten zu erfüllen als Grund.
Neljubow war einer der ersten, der sich der historischen Crew anschloss. Er stand auf Platz Drei hinter Gagarin und war bereit, der dritte sowjetische Kosmonaut im Weltraum zu werden. Sein Flug war für den Herbst 1961 geplant. In letzter Minute wurde jedoch beschlossen, mehrere Kosmonauten anstelle von nur einem ins All zu schicken. Diese Entscheidung sorgte vermutlich dafür, dass Neljubows Karriere anders verlief als gedacht.
Grigori Neljubow
Staatliches German-Titow-Museum in Altai1963 wurden Neljubow und zwei seiner Kollegen in einem Moskauer Café festgenommen. Der Kosmonaut war betrunken und leistete Widerstand gegen die Polizeibeamten. Der Vorfall wurde Nikolai Kamanin gemeldet, der die erste Generation von Kosmonauten rekrutiert und ausgebildet hatte. Neljubow wurde aufgefordert, sich wegen seines rüden Verhaltens zu entschuldigen, doch er weigerte sich. Daraufhin wurde er umgehend aus der Besatzung ausgeschlossen.
Er startete mehrere Comeback-Versuche. Koroljow glaubte noch an ihn. Nach dem Tod seines Mentors im Jahr 1966 schlug diese Tür für immer hinter Neljubow zu. Kurz darauf wurde er von einem Zug tödlich getroffen.
Wolynow wurde am selben Tag wie Juri Gagarin Mitglied der ersten Kosmonauten-Crew. Er absolvierte eine Ausbildung mit den Kosmonauten von Wostok-3 und Wostok-4 und war ein Ersatzmann für Waleri Bykowski, der an Bord der Wostok-5 ins All flog.
Boris Wolynow
SputnikEs schien, als hätte Wolynow 1965 endlich seine große Chance, als er zum Kommandeur von Woschod-3 ernannt wurde. Diese Mission wurde jedoch ein Jahr später zugunsten des 22-tägigen unbemannten Testfluges von Kosmos 110 mit zwei Hunden an Bord, Weterok und Ugoljok, abgesagt.
Kosmonauten-Training im Jahr 1968
SputnikIm Jahr 1969 schaffte Wolynow es endlich ins All. Er verbrachte drei Tage an Bord der Sojus-5 und wurde der erste jüdische Kosmonaut. Nach sieben Jahren des Wartens fand 1976 sein nächster Flug statt. Die Mission Sojus-21 dauerte 49 Tage, 6 Stunden und 23 Minuten. Er ist das letzte noch lebende Mitglied der ursprünglichen Gruppe der ersten Kosmonauten.
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