Erfolgsgeschichten: Vom russischen Bauern zum Millionär

Fortepan (CC BY-SA 3.0); Russia Beyond
Aus diesen ehemaligen Leibeigenen wurden nationale Tycoons. Der Weg an die Spitze erforderte Robustheit, etwas, was russische Bauern mitbrachten.

Selbst nachdem der ehemalige Leibeigene Gubonin zum Eisenbahnmagnaten aufgestiegen und reich geworden war, kleidete er sich immer noch wie ein einfacher Moskauer Kaufmann. Der berühmte Spirituosenhändler Pjotr Smirnow stellte nur Leute ein, die ihm versprachen, sehr hart zu arbeiten, und Jakow Schtschukin probierte vieles aus, bis er ein erfolgreicher Unternehmer wurde. Aus den Reihen der russischen Bauern gingen einige bemerkenswert talentierte Geschäftsleute hervor. 

  1. Pjotr Gubonin, Der Eisenbahn-König 

Pjotr Gubonin

Der russische Eisenbahnkönig Pjotr Gubonin (1825-1894) wurde in einer Familie von Leibeigenen in der Region Kolomna geboren. Schon in jungen Jahren überraschte er alle mit seinen Fähigkeiten. Das schwere Handwerk des Mühlsteinbauens lernte er in nur fünf Jahren. Das 17-jährige Wunderkind wurde nach Moskau geschickt, um bei Wassili Jakowlew zu arbeiten, der eine wichtige Persönlichkeit im Steinmühlengeschäft war. Als Jakowlew alt wurde, übernahm Gubonin seine Geschäftsverbindungen und Verträge.

Bis 1858 hatte Gubonin sich und seine Familie aus der Leibeigenschaft freigekauft und eine Steinmühle in der Nähe von Moskau erworben. Er bewies ein glückliches Händchen, als er ins Eisenbahngeschäft einstieg. Die Moskau-Kursk-Eisenbahn, die Verbindungen Orjol-Witebsk und Losowo-Sewastopol, Strecken im Ural, in Gornosadowsk und im Baltikum sowie weitere Trassen wurden mit seiner Beteiligung und seinen Mitteln gebaut.

Pjotr Gubonins Haus in Moskau

1872 wurde Gubonin in den erblichen Adel erhoben. Im Jahr 1875 erhielt er den Rang eines aktiven Staatsrates. Gubonin gab sich nach außen bescheiden. Selbst, nachdem er einer der reichsten Menschen in Russland geworden war, kleidete er sich immer noch wie ein einfacher Moskauer Kaufmann - in einem langen  Gehrock, Stiefeln und mit einem schlichten Hut. 

  1. Pjotr Smirnow, Der Wodka-König

Pjotr Smirnow

Pjotr Smirnow hat weder etwas erfunden, noch war er derjenige, der das Familienunternehmen gegründet hat. Dennoch hat er seinen Namen in der Wodkaindustrie verewigt. Er war ein sehr talentierter Geschäftsmann.  Pjotr wurde 1831 als Sohn von Leibeigenen aus der Region Jaroslawl geboren. Sein Vater und seine älteren Brüder besaßen bereits ein Geschäft zur Herstellung von Spirituosen und hatten sich, als Pjotr noch jung war, aus der Leibeigenschaft freigekauft.

Als Pjotr, der als Verkäufer im Geschäft seines Bruders anfing, seine eigene kleine Alkoholfabrik eröffnete, stützte er sich auf unpopuläre Prinzipien. 1863 begann er mit nur zehn bis 20 Beschäftigten, aber sie produzierten ein erstklassiges Produkt.

Smirnow war geschickt in der Auswahl der Arbeitskräfte. Im Bewerbungsgespräch offerierte er einen Schluck Wodka. Zunächst lehnten alle das Angebot ab, doch nach dem Gespräch probierten sie. Der ein oder andere wagte auch ein Gläschen mehr. Auch wenn sie noch so qualifiziert waren, bekamen sie die Stellung nicht. Denn Smirnow wollte keine Trinker, sondern Männer, die bereit waren, hart für ihn zu arbeiten. 

Das Haus, in dem sich Pjotr Smirnows Büro befindete

Smirnow stellte auch „falsche Käufer“ ein. Diese Männer bestellten in den Moskauer Lokalen Smirnow-Wodka. Die Barbetreiber bestellten schließlich bei Smirnow, weil sie dachten, es gebe eine starke Nachfrage nach seinem Produkt. 

Im Jahr 1886 produzierten über 250 Mitarbeiter in Smirnows Fabrik seinen Wodka. Sein Jahresumsatz lag bei Millionen von Rubeln. Es war zweifellos der bekannteste Wodka in Russland. Auch Alexander III. probierte ihn und fand ihn außergewöhnlich. Smirnow wurde der exklusive Wodka-Lieferant des kaiserlichen Hofes. Mitte der 1890er Jahre kontrollierte Smirnow über 60 Prozent des Spirituosenmarktes des Landes.

  1. Jakow Schtschukin, Der Theater-König

Jakow Schtschukin

Dank eines anderen ehemaligen Bauern lernten die Russen Kino kennen. Jakow Schtschukin wurde 1859 in eine arme Bauernfamilie in der Region Jaroslawl hineingeboren. Sie waren so arm, dass Jakow im Alter von 14 Jahren sein Zuhause verlassen musste und im Nikolo-Ugreschski-Kloster in der Nähe von Moskau lebte und lernte. Danach wurde er medizinischer Assistent. Dies faszinierte Jakow jedoch nicht sonderlich und so wurde er Verkäufer in einem der öffentlichen Gärten Moskaus.

Die Geschäfte liefen gut und Schtschukin wurde Inhaber des Bistros in einem der beliebtesten Moskauer Theater namens „Paradis“, das heute noch als Majakowski-Theater in Betrieb ist. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Zeit, in der die Theaterindustrie in Russland boomte. Mit 30 Jahren war Jakow reich genug, um das gesamte Theater zu mieten - und er wechselte vom Verkauf von Getränken zum Konzertveranstalter und lud europäische Musiker und Opernsänger ein, in Moskau aufzutreten. Seine bekannteste Leistung war jedoch der öffentliche Garten „Eremitage“.

Schtschukin eröffnete 1894 die „Eremitage“ auf einem freien Grundstück im Zentrum von Moskau in der Nähe der Karetni-Rijad-Straße, wo Kutschen verkauft wurden. Die „Eremitage“ war in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter. Es war der erste Park mit einem Bewässerungssystem und der erste mit einem eigenen Dieselkraftwerk, das nachts für Beleuchtung sorgte. Schtschukin war sich des Erfolgs so sicher, dass er sein ganzes Geld in den Ausbau des Parks investierte und, um Plakate für die verschiedenen Theater des Gartens zu drucken, sogar einen Pelzmantel verpfändete.

„Eremitage“-Garten

Aber was ist mit Kino? Am 26. Mai 1896 wurde den Moskowitern in Schtschukins Garten der Film „Die Ankunft des Postzuges“ von Auguste und Louis Lumière gezeigt. Die Vorführung fand nur fünf Monate nach der Ausstrahlung des Films in Paris statt - und sogar einige Monate früher als in den USA!

Das politische Klima in Russland und Europa verschlechterte sich jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der kluge Schtschukin ahnte, was geschehen würde und verkaufte 1917 seinen Garten, der immer noch rentabel war und ging mit seiner Familie auf die Krim und dann nach Konstantinopel, wo er 1926 starb. Auf diese Weise entkam er den Schrecken der russischen Revolution.

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