Hinrichtung der Dekabristen
Semjon LewenkowRede von Pawel Pestel auf dem Treffen der Nordgesellschaft der Dekabristen in St. Petersburg
Getty ImagesDie Dekabristen waren russische Militäroffiziere und Adlige, die Mitglieder verschiedener regierungsfeindlicher Geheimbünde waren und schließlich den Aufstand der Dekabristen von 1825 organisierten. Insgesamt gab es über 600 Dekabristen und dazu Sympathisanten, darunter Angehörige des russischen Hochadels.
Pawel Pestel
Pjotr GolowatschewDie Anführer der Dekabristen wollten die russische Regierung stürzen sowie den Zaren und die kaiserliche Familie verhaften lassen. Sie hatten zwei Vorschläge für ein neues politisches System:
Im Manifest „Russkaja Prawda“ („Die russische Gerechtigkeit“) von Pawel Pestel, dem radikalsten unter den Dekabristen, sollte Russland eine Republik mit einer provisorischen Regierung aus angesehenen Personen werden. Die Zarenfamilie sollte auch physisch beseitigt werden, um ein Wiederaufleben der Monarchie zu verhindern.
Das zweite Manifest, Nikita Murawjows „Verfassung“, erklärte Russland zur konstitutionellen Monarchie. Der Zar sollte nur noch eine repräsentative Rolle spielen. Alle weiteren Pläne waren eher vage, da die Dekabristen selbst nicht ganz über die Ziele ihrer Revolte übereinstimmten und diese jahrelang verschoben hatten.
Senatsplatz in St. Petersburg am 14. Dezember 1825
gemeinfreiWährend des Krieges der Sechsten Koalition (März 1813 - Mai 1814) marschierte die russische Armee einmal durch Europa und zurück. Die Offiziere und Soldaten lernten mit eigenen Augen das Leben und den Alltag der europäischen Bauern, Stadtbewohner und des Adels kennen. Viele von Ihnen kehrten mit dem Wunsch nach Hause zurück, die Leibeigenen zu befreien und eine Verfassung in Russland einzuführen.
In den ersten Jahren der Herrschaft von Alexander I. zeichneten sich entsprechende konstitutionelle Bestrebungen ab, aber nach dem Sieg über Napoleon wandte sich Alexander allmählich von jeglichen Reformen in Russland ab. 1822 verbot der Kaiser alle Geheimbünde im Land. Die Dekabristen sahen daher den Sturz der Monarchie in Russland als die einzige Möglichkeit, ihre Pläne umzusetzen.
Großherzog Konstantin Romanow
gemeinfreiDie zukünftigen Dekabristen gründeten mehrere Geheimbünde. Bis zum Herbst 1825 hatten sich zwei von ihnen (die Südliche Gesellschaft in Kiew unter der Leitung von Pawel Pestel und die Nordgesellschaft in St. Petersburg unter dem Kommando von Nikita Murawjow) darauf geeinigt, dass der Staatsstreich im Sommer 1826 durchgeführt werden sollte.
Kaiser Alexander und seine beiden Brüder Konstantin und Nikolaus sollten verhaftet und ein Militäraufstand in St. Petersburg organisiert werden. Doch am 27. November 1825 wurde bekannt, dass Alexander am 19. November während einer Kur im russischen Taganrog überraschend verstorben war. Die Pläne der Dekabristen mussten eilig angepasst werden.
Zar Nikolaus I.
F. Krueger/EremitageNach dem Tod Alexanders war Russland zwei Wochen ohne Kaiser. Der rechtmäßige Thronfolger wäre Konstantin gewesen, doch dieser hatte bereits im Jahr 1823 heimlich eine Abdankungserklärung zugunsten von Nikolaus unterzeichnet. Doch dieser wusste nichts von der Verzichtserklärung Konstantins. Darüber waren nur drei von Alexanders engsten Vertrauten unterrichtet.
Unmittelbar nach der traurigen Nachricht von Alexanders Tod schworen Nikolaus und alle Beamten, die Armee und die St. Petersburger dem vermeintlich neuen Kaiser Konstantin die Treue. Konstantin erfuhr in Warschau von seiner neuen Aufgabe und erklärte, dass er Jahre zuvor abgedankt und nicht vorhabe, den Thron zu besteigen. Die Post brauchte damals lange, so dass Nikolaus davon erst am 7. Dezember erfuhr. Dann war ihm bewusst, dass er die Macht übernehmen musste. Am 13. Dezember gab er seine Entscheidung bekannt und hatte den Treuschwur für den folgenden Tag, den 14. Dezember, geplant.
Die Dekabristen verstanden, dass dies ihre letzte Chance war, selbst die Macht zu ergreifen. Sie wollten die Zeremonie in St. Petersburg stören. Die Offiziere sollten die Soldaten der königlichen Wachen zum Aufstand anstacheln und den Winterpalast einnehmen sowie Nikolaus und seine Familie verhaften und eine provisorische Regierung ausrufen. Fürst Sergei Trubezkoi wurde als Anführer ausgewählt.
Aufstand der Dekabristen
Wassili TimmEinige der Dekabristen bekamen Skrupel. Pjotr Kachowski hatte sich geweigert, den Zaren zu töten, Alexander Jakubowitsch hatte die Einnahme des Winterpalastes abgelehnt und Jakow Rostowzew, einer der Dekabristen, hatte Nikolaus in die Aufstandspläne eingeweiht.
Am Morgen des 14. Dezember stellten die Offiziere der Dekabristen drei Regimenter auf - die insgesamt mehr als 3.000 Soldaten der kaiserlichen Garde marschierten zum Senatsplatz, nur wenige Minuten vom Winterpalast entfernt. Sie standen dort und nichts geschah. Ihr Anführer Fürst Trubezkoi erschien nicht. Ein neuer musste her.
Erschießung von General Miloradowitsch am 14. Dezember 1825
Wassili Perow/Das Staatliche Museum für Geschichte der ReligionIn der Zwischenzeit griffen loyale Armeeregimenter die Aufständischen an. Der Platz war voller Zuschauer. Bevor es dunkel wurde, befahl Nikolaus zu Schießen und Kanonen abzufeuern. Die aufständischen Soldaten flohen vom Platz und eilten zur Newa, wo sie versuchten, eine militärische Formation auf dem Eis zu organisieren und die Festung Petropawlowskaja anzugreifen. Viele ertranken, weil die Kanonenkugeln das Eis aufbrachen. Die internen Geheimdienstberichte des 19. Jahrhunderts besagen, dass 1.271 Soldaten, Offiziere und Zivilisten getötet wurden, aber die Zahlen waren höchstwahrscheinlich höher.
Dekabristen in Sibirien
Pjotr GolowatschewAlle Beteiligten an der Dekabristenverschwörung wurden verhört. Ihre Aussagen wurden niedergeschrieben.
121 Adlige wurden verurteilt. Fünf Anführer wurden gehängt (ein beschämender Tod für einen Adligen). Ihre Hinrichtung fand im Geheimen am 13. Juli 1826 statt. Andere Dekabristen wurden nach Sibirien verbannt. Sie mussten St. Petersburg innerhalb von zwei Wochen verlassen.
Die Strafen umfassten unter anderem den Verlust des Adelstitels, lebenslange Zwangsarbeit, Degradierungen, Verbannung in den Kaukasus oder nach Sibirien.
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