Wera Dawydowa, eine Solistin des Bolschoi-Theaters, wurde in einem Buch des russischen Emigranten Leonid Gendlin als „Stalins letzte Liebe“ beschrieben. Es wird vermutet, dass beide eine Affäre hatten, die 19 Jahre währte. Gendlin hatte im Bolschoi-Orchester gearbeitet und in den 1980er Jahren das Buch „Bekenntnisse von Stalins Liebschaft“ veröffentlicht. Darin habe er niedergeschrieben, was ihm die Mezzosopranistin selbst erzählt habe. Das Buch wurde weltweit zum Beststeller. Dawydowa bekam einen Wutanfall, als sie davon erfuhr.
Die Sängerin bestritt, dass sie und der oberste Führer sich nahegestanden haben. Es ist jedoch bekannt, dass Stalin sie ab den 1930er Jahren mehrfach getroffen hat, insbesondere bei offiziellen Empfängen, zu denen sie als führende Solistin des Bolschoi-Theaters eingeladen wurde. Laut Dawydowas Enkelin Olga Mtschedlidse (rus) „war meine Großmutter bereits mit dem ethnisch georgischen Dmitri Mtschedlidse verheiratet, so dass sie einige Georgier kannte und sich mit Stalin in seiner Muttersprache unterhalten konnte, was ihm natürlich sehr gefiel“.
Stalin besuchte auch häufig Aufführungen Dawydowas im Bolschoi und ließ ihr prächtige Blumengebinde zustellen. Zwischen 1946 und 1951 wurde ihr dreimal die höchste Auszeichnung, der Stalin-Preis, verliehen.
Es wurde auch angenommen, dass Stalin eine Affäre mit Olga Lepeschinskaja, einer Primaballerina des Bolschoi-Theaters, hatte. Sie erhielt viermal den Stalin-Preis. Der sowjetische Herrscher war ein großer Bewunderer ihres Talents - er sah die Produktion von „Die Flammen von Paris“ mindestens 17 Mal. „Wenn er die Zeit fand, kam er und setzte sich in seine Loge. Wir wussten, wenn Stalin im Hause war. Gut gekleidete junge Männer tauchten plötzlich überall im Theater auf“, erklärte Lepeschinskaja einmal in einem Interview (rus).
Stalins Besuche im Bolschoi-Theater waren legendär. Er saß immer in der Zarenloge und kam und ging jederzeit während der Aufführung. Andere Parteiführer verbrachten ebenfalls Zeit im Theater. Boris Ilisarow, Autor des Buches „Das geheime Leben Stalins“, äußerte sich eindeutig zu diesen Besuchen: „Mitglieder des Politbüros, hochrangige Beamte und die besten Köpfe der Armee bedienten sich der Ballerinen, Sängerinnen und Chormädchen gerne als hochkarätig bezahlte Prostituierte.“
Es gibt keine Belege für eine tatsächliche Affäre zwischen Stalin und Lepeschinskaja. Viele Quellen zitieren den Journalisten Iwan Gronski, der zum inneren Kreis des Tyrannen gehörte. In seinen Memoiren schreibt Gronski, dass Stalin Mitte der 1930er Jahre oft erst spät in der Nacht in den Kreml zurückkehrte, nachdem er eine bestimmte berühmte Ballerina besucht habe.
Die talentierte Maria Judina war im Volk als „Stalins Lieblingspianistin“ bekannt. Da sie sehr religiös war und als Jüdin zum orthodoxen Christentum konvertiert war, lebte sie sehr bescheiden - sie trug immer das gleiche bodenlange schwarze Kleid und aß auch nur sehr wenig. 1921 begann sie mit einem Orchester aufzutreten und reiste später zu Konzertauftritten um die Welt.
Menschen in ihrem Umfeld erinnerten sich daran, dass sie ihre Einnahmen aus Konzerten politischen Gefangenen in Lagern oder der Kirche spendete. Sie war keine Dissidentin, aber sie machte nie ein Geheimnis aus ihren Ansichten. So wurde sie in den 1930er Jahren aus dem Leningrader Konservatorium entlassen, weil sie offen für ihren orthodoxen christlichen Glauben eintrat. In den 1960er Jahren musste sie das Moskauer Gnessin-Institut verlassen, weil sie die zeitgenössische westliche Musik mochte und offen den Emigrantenkomponisten Igor Strawinsky verehrte.
Der Komponist Dmitri Schostakowitsch erwähnte (rus) in einem seiner Interviews, dass Judina sowohl in der UdSSR als auch im Ausland unglaublich beliebt, aber eher exzentrisch gewesen sei. Laut dem Komponisten rief Stalin, der viel Radio hörte, 1943 die Leitung des Radiokomitees an und fragte, ob er eine Aufnahme von Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 von Judina haben könne, die er am Tag zuvor im Radio gehört hatte. Sie hatten keine, wagten es aber nicht, dies Stalin zu sagen. „Sie haben Judina und das Orchester angerufen und noch am selben Abend eine Aufnahme gemacht. Alle zitterten vor Angst. Außer natürlich Judina. Aber sie war ein Sonderfall, sie kümmerte sich nicht um das Geschehen um sie herum.“
Bald darauf erhielt die Pianistin einen Umschlag mit 20.000 Rubel. Ihr wurde gesagt, dass das Geld auf Stalins spezielle Anweisung geschickt worden sei. Sie schrieb ihm einen Brief, um ihm für seine Unterstützung zu danken. „Ich werde Tag und Nacht für dich beten und den Herrn bitten, dir deine enormen Sünden gegen die Menschen und das Land zu vergeben. Der Herr ist barmherzig. Er wird dir vergeben. Ich habe das Geld an die Kirche gespendet, deren Gemeindemitglied ich bin“, lautete der Inhalt des Briefs, habe Judina Schostakowitsch selbst erzählt.
Sie schickte den Brief ab, doch sie hatte nichts zu befürchten. Sie blieb von Repressalien verschont, obwohl es genügend Gründe dafür gegeben hätte. Womöglich stand sie unter Stalins persönlichem Schutz. „Es heißt, als der oberste Führer tot in seiner Datscha aufgefunden wurde, habe ihre Aufnahme von Mozart auf dem Plattenspieler gelegen. Es war das Letzte, was er gehört hat…“, erinnerte sich Schostakowitsch.
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