Beatle Paul McCartney und die Verwirklichung seines russischen Traums

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Russland war für den Beatle schon immer ein „mystisches Land“. Erst 2003 konnte er es endlich persönlich erleben.

An einem warmen späten Mai-Morgen im Jahr 2003 betrat Paul McCartney die Korridore des Kremls, begleitet von einem russischen General und einem Dolmetscher. „Erst haben wir Putin vor den Kameras getroffen, dann hat er die ganze Presse rausgeschickt und schließlich sogar seinen Übersetzer rausgeschickt, weil er ziemlich gut Englisch spricht“, sagte (eng) McCartney 2003 zu „The Guardian“.

„Und er war fabelhaft. Wir hatten ein ziemlich persönliches Gespräch über sein Leben, das sehr erfrischend war.“ Der Sänger spielte eine Akustik-Version von „Let it Be“ im Kreml, sehr zur Freude Putins.

Wladimir Putin und Paul McCartney im Jahr 2003

Während seines ersten Besuchs in Russland, der Konzerte in Moskau und St. Petersburg beinhaltete, wurde McCartney von gewöhnlichen Menschen, Prominenten und Politikern gleichermaßen darüber informiert, wie beliebt die Beatles während der Sowjetzeit waren.

Paul McCartney im Jahr 1989

Ob über eine Übertragung japanischer Sender in Wladiwostok oder über Signale von „Radio Luxemburg“ oder des „BBC World Service“ in den europäischen Teilen des Landes - die Russen hörten in den 1960er und 1970er Jahren gerne die Musik der Beatles. Obwohl es im Land kein offizielles Verbot der Band gab, wurden Beatles-Platten auf dem Schwarzmarkt verkauft. Die Idee, auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs aufzutreten, hatte die Band durchaus, doch sie wurde nie umgesetzt. 

„In den sechziger Jahren hatten wir gehört, dass die Beatles in der Sowjetunion sehr beliebt waren und dass es auf dem Schwarzmarkt Levis und Beatles-Platten gab, sagte McCartney im „The Guardian“-Interview von 2003. „Wir waren sehr berührt, denn als wir Kinder waren, mit der ganzen Idee des Eisernen Vorhangs und so, schien es nur ein mystisches Land voller Intrigen zu sein. Es war uns eine große Ehre, dass sie uns kannten und uns anscheinend liebten.“

CHOBA B CCCP (Back in the USSR)   

Im Juli 1987 nahm die britische Legende einige seiner alten Lieblingslieder aus den 1950er Jahren über einen Zeitraum von zwei Tagen live in seinem Studio auf. Das Ergebnis war ein Album, das schließlich in der Sowjetunion veröffentlicht wurde.

Paul McCartney spielt „Back in the USSR“ in Rotterdam, die Niederlanden, 1989

Die Titel des Albums mit dem Titel „CHOBA B CCCP“ („Back in the USSR“, zu Deutsch „Zurück in der UdSSR“) enthielten Coverversionen von Liedern von Duke Ellington, Bo Diddley und Eddie Cochran, unter anderen populären Musikern der 1950er Jahre. McCartneys ursprünglicher Plan war es, es so aussehen zu lassen, als wäre das Album aus der Sowjetunion nach Großbritannien „geschmuggelt“ worden, aber diese Idee wurde von der Plattenfirma abgelehnt.

Nachdem sein Manager ihm eine Reihe von Platten mit russischsprachigen Covers geschenkt hatte, kam McCartney die Idee, das Album in der UdSSR zu veröffentlichen.

Zu dieser Zeit hatte das Plattenlabel Melodija ein Monopol in der Sowjetunion und hatte schon Werke anderer westlicher Bands wie Boney M veröffentlicht. Die Plattenfirma stimmte zu, 400.000 Exemplare exklusiv für die Sowjetunion zu lizenzieren. Melodija veröffentlichte 1988 50.000 Exemplare des Albums mit elf Titeln, die innerhalb weniger Tage ausverkauft waren. Für die nächste Pressung wurden noch einige Titel hinzugefügt.

Die Nachricht vom Album überquerte den Eisernen Vorhang und geschmuggelte Exemplare wurden in den USA und Großbritannien zu exorbitanten Preisen verkauft. Einige Medienberichte behaupteten, dass eine Kopie des Albums für 500 Pfund in Großbritannien verkauft wurde!

Drei Jahre später brach die Sowjetunion zusammen und die westliche Populärkultur kam offiziell in Russland an. Einige Beatles-Fans, die Einfluss in Russland hatten, unternahmen sogar erfolglose Versuche, McCartney, Ringo Starr und George Harrison dazu zu bringen, im Land aufzutreten. Doch erst 1998 betrat ein Beatle Russland. Ringo Starr kam mit seiner „All Star“-Band, aber dieser Besuch, der zur Zeit der großen Finanzkrise stattfand, erregte leider nicht viel Aufmerksamkeit.

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McCartney erobert Moskau 

Im Jahr 2003 startete McCartney die „Back in the World Tour“ und ein Konzert in Moskau sollte der Höhepunkt werden. Die britische Legende durfte auf dem Roten Platz auftreten, eine seltene Ehre für einen Gastmusiker. Für das Konzert wurden 20.000 Tickets verkauft.

Auf der Bühne standen große Videobildschirme, auf denen McCartneys Liedtexte und Ansprachen in russischer Übersetzung gezeigt wurden. Er sang eine Mischung aus Songs der Beatles, seiner Band The Wings und seinen Solokünstler-Songs. McCartney erhielt besonders viel Applaus, als er „Back in the USSR“ sang.

Paul McCartney in Moskau

Zu den glücklichen Zuschauern gehörten der russische Präsident, mehrere Politiker, Musiker und andere bedeutende Persönlichkeiten. Der gewöhnliche Moskauer ließ sich die Chance, Teil des historischen Abends zu sein, auch nicht nehmen. Zehntausende Fans drängten sich in der Nähe des Roten Platzes, um die Songs zu hören.

Auf die Frage von Reportern auf dem Roten Platz nach seinen Gedanken zu Russland sagte (eng) McCartney, dass er als Kind nicht viel über das Land gewusst und nur von Sibirien und Militärparaden auf dem Roten Platz gehört hätte. Und nun stand er genau dort, vor jubelnden Zuschauern. 

„Damals war es ein mystisches Land. Es ist schön, die Realität zu erleben“, sagte McCartney.  „Ich habe immer vermutet, dass die Leute hier ein großes Herz haben. Jetzt weiß ich, dass das stimmt.“ 

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