Wie sah Russland im Jahr 1921 aus? (FOTOS)

Ein Panzerzug in der südlichen Front der Roten Armee während des Bürgerkrieges in Russland

Ein Panzerzug in der südlichen Front der Roten Armee während des Bürgerkrieges in Russland

Peter Otsup/MAMM/MDF
Was bedeutete dieses Jahr in der russischen Geschichte? Wie sahen die Menschen aus? Und was passierte auf den Straßen der russischen Städte?

Nach der Oktoberrevolution 1917 war Russland durch den Bürgerkrieg gespalten. Im Jahr 1921 näherte sich der Konflikt jedoch schon seinem Ende. Dennoch kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen in verschiedenen Teilen des Landes. Einer der letzten Versuche, die Macht der Bolschewiki zu stürzen, war der Aufstand von Kronstadt im Jahr 1921, der nach mehreren Tagen der Belagerung gewaltig unterdrückt wurde.

Die bedeutendste Persönlichkeit im Staat war jetzt Wladimir Lenin. Er beteiligte sich an unendlichen Treffen und Parteisitzungen und hielt Reden im ganzen Land.

Propaganda war die wichtigste Waffe der Bolschewiki. Sie schufen die sogenannten „Agit-Züge“, die durch das Land fuhren und den Menschen beibrachten, wie gut für den Staat die Revolution war und wie toll das neue Regime ist. Die Züge verfügten sogar über eigene Druckereien und Künstler! Die Schrift auf dem Zug unten lautet: „Es lebe das Feuer der Weltrevolution!“

Die Bolschewiki kämpften für die Rechte der Frauen einschließlich des Wahlrechts. Die Sowjetunion war einer der ersten Staaten, der das Frauenwahlrecht einführte! Die Frauen waren eine wichtige Zuhörerschaft für die Sowjets und neben zahlreichen Konferenzen wurde auch das Internationale Treffen der Kommunistinnen durchgeführt. Hier sehen Sie die Teilnehmerinnen auf dem Roten Platz.

Alexandra Kollontai galt als das weibliche Symbol der Revolution. Sie war Mitglied der Kommunistischen Partei und war für die Frauenbildung im ganzen Land verantwortlich - Sie war die erste Ministerin in der Welt! Sie kämpfte für Gewerkschaften und die Rechte des Proletariats. Im Jahr 1922 wurde sie zu einer der ersten Diplomatinnen in der Welt und vertrat den jungen sowjetischen Staat in den skandinavischen Ländern und in Mexiko. 

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Der technische Fortschritt entwickelte sich rasch. Das sowjetische Russland begann seine militärische Macht wieder zu erlangen, die durch den Ersten Weltkrieg und den Bürgerkrieg zerstört wurde. Die erste Flugschule wurde in der kleinen Stadt Jegorjewsk in der Region Rjasan eröffnet. 

Die Bolschewiki verstanden die Vorteile des technischen Fortschritts sehr gut. Sie machten sich die Mühe, in kürzesten Fristen das ganze Land mit Elektrizität zu versorgen und neue Erfindungen zu entwickeln, wie zum Beispiel die Luftstreitkräfte. Sie restaurierten das berühmte Luftschiff „Astra“ aus dem Ersten Weltkrieg und benannten es in „Den Roten Stern“ um. Die riesige fliegende Maschine machte sechs Flüge, bevor sie abstürzte.

Gleichzeitig verursachten der Krieg, die harte Politik der Bolschewiki und die mangelnde Beschaffung von Nahrungsmitteln sowie die schlechte Ernte eine massive Hungersnot in Russland. Während der sogenannten „Powolschje-Hungersnot“ (oder die russische Hungersnot von 1921-1922) starben mehrere Millionen Menschen.

Nach der Revolution machten die Bolschewiki Moskau wieder zur Hauptstadt des Landes. Sie galt als die „rote Stadt“. Im Kreml tagte die Regierung. Die Einheiten der Roten Armee zogen über den Roten Platz, versorgten die Regierung mit Lebensmitteln und schützten sie in ihrer Festung.

Moskau wurde zum internationalen Zentrum des Kommunismus und des Kampfes für die Weltrevolution. Im Sommer 1921 kamen in Moskau die Vertreter von Kommunistischen Parteien aus mehr als 50 Ländern zum 3. Weltkongress des Kominterns zusammen.

Nachdem die Bolschewiki nach Moskau umgezogen waren, begannen sie mit der Rekonstruktion der alten Stadt. Und eine der wichtigsten Entscheidungen aus dem Jahr 1921 war, das Bolschoi-Theater, das sich in einem prekären Zustand befand, umzubauen. Den kaiserlichen Theatern in St. Petersburg hatte man im Russischen Zarenreich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das bedeutete den Beginn einer neuen Zeitepoche für das Bolschoi, die ihn zu einem der berühmtesten Theater der Welt machte.

Gleichzeitig war Petrograd (heute St. Petersburg) durch die Revolution und den Straßenkämpfen ernsthaft beschädigt. Die Stadt befand sich im Chaos, die Einwohner litten sowohl unter Unruhen und Raubüberfällen als auch unter Hunger und Kälte. Die Menschen mussten sogar die alten Holzhäuser für Brennholz auseinandernehmen.

Petrograd wurde durch die neue Wirtschaftspolitik, die 1921 umgesetzt wurde und Kleinhandel erlaubte, gerettet. Nebenbei kehrten die Soldaten der Roten Armee vom Bürgerkrieg nach Petrograd zurück und brachten in die Stadt nach und nach wieder Sicherheit und Ordnung. Inzwischen machten sie Fotos vor dem Winterpalast! 

Die neue sowjetische Macht unterstützte die Avantgarde-Kunst, die alle alten und klassischen Formen und Genres ablehnte und stattdessen die Kunst neu entwickelte. Die ersten Ausstellungen der jungen Künstler wurden eröffnet, dort konnte man zum Beispiel die Werke des legendären sowjetischen Fotografen Alexander Rodtschenko bestaunen.

Um die neue Kunst den Proletariern näher zu bringen, ließen die Bolschewiki Porzellangeschirr zu Propagandazwecken herstellen: Teller, Tassen und Statuetten wurden von den besten jungen Avantgarde-Künstlern entworfen und mit sowjetischen Symbolen verziert. Der Teller unten zeigt zum Beispiel Lenin und sein berühmtes Zitat: „Wer nicht arbeitet, isst auch nicht“.

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