Enttarnt: Diese Sowjetbürger flogen als Spione westlicher Geheimdienste auf

Geschichte
BORIS JEGOROW
Ausländer, die in der UdSSR als Spione enttarnt wurden, wurden des Landes verwiesen oder, in besonders schweren Fällen, inhaftiert. Wenn sowjetische Bürger in Diensten ausländischer Geheimdienste aufflogen, drohte ihnen unweigerlich die Hinrichtung.
  1. Gary Powers Unglücksflug 

Am 1. Mai 1960 um 08:53 Uhr schossen die sowjetischen Luftverteidigungskräfte am Himmel über Swerdlowsk (dem heutigen Jekaterinburg) ein amerikanisches U-2-Aufklärungsflugzeug ab, das die Staatsgrenze der UdSSR verletzt hatte. Der Pilot Francis Gary Powers konnte aussteigen, wurde aber vor Ort festgenommen.

Es hatte sich als unmöglich erwiesen, den Amerikaner abzufangen, sobald er die sowjetische Grenze überquert hatte. Die U-2 flog in einer Höhe von 24 Kilometern und befand sich damit außerhalb der Reichweite der sowjetischen Luftverteidigungskräfte. Erst als Powers seine Höhe über Swerdlowsk auf 14 Kilometer reduzierte, wurde er von einer von acht gegen sein Flugzeug abgefeuerten Raketen getroffen.

Wie sich während seines Verhörs herausstellte, sollte Powers auf Anweisung der CIA von Pakistan über die UdSSR nach Norwegen fliegen und industrielle und militärische Anlagen des Feindes fotografieren. 

Der Vorfall verursachte einen internationalen Skandal. US-Präsident Dwight D. Eisenhower erklärte offiziell, der Pilot sei bei der Durchführung meteorologischer Untersuchungen lediglich vom Kurs abgekommen. Als Reaktion darauf präsentierte die UdSSR öffentlich Spionageausrüstung, die in den Trümmern von Powers Flugzeugs gefunden worden war. 

Am 19. August 1960 wurde Francis Gary Powers wegen Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt. Am 10. Februar 1962 wurde er gegen den sowjetischen Agenten Rudolf Abel ausgetauscht, der in den USA enttarnt worden war.

2. Untergang eines „Helden“ 

Oleg Penkowski, ein Oberst der Hauptnachrichtendirektion (GRU) des Generalstabs der Streitkräfte der UdSSR, lieferte mehrere Jahre lang eine große Menge an Informationen an die amerikanischen und britischen Geheimdienste.

Es war Penkowski selbst, der den Kontakt zum Westen suchte. Im Juni 1960 sprach er einige amerikanische Touristen in Moskau an und bat sie, einen Brief an die US-Botschaft zu übermitteln.

In dem Brief beschrieb er ausführlich, wie am 1. Mai desselben Jahres das U-2-Aufklärungsflugzeug von Francis Gary Powers über Swerdlowsk abgeschossen worden war und bot seine Dienste an. Im April 1961 wurde der Oberst während einer offiziellen Reise nach London vom MI6 rekrutiert.

Oleg Penkowski, der den Tarnnamen „Hero“, zu Deutsch „Held“ trug, übermittelte seinen neuen Kollegen im Westen Verschlusssachen über den Zustand der sowjetischen Streitkräfte, über die sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland, die sowjetisch-chinesischen Beziehungen und über persönliche Einstellungen von Spitzenpolitikern der UdSSR. Mit einer Minox-Miniaturkamera nahm er 111 Filmrollen auf mit Fotos von 5.500 Dokumenten auf insgesamt 7.650 Seiten. Sechshundert sowjetische Agenten im Westen wurden durch seine Aktivitäten neutralisiert.

Ihm wurde die amerikanische Staatsbürgerschaft und ein hoher Rang in den US-amerikanischen oder britischen Geheimdienststrukturen versprochen. Der KGB wurde jedoch Ende 1961 auf Penkowski aufmerksam, als er in Begleitung der britischen Botschaftsangestellten Janet Anne Chisholm gesehen wurde, die unter Spionageverdacht stand. 

Die sowjetischen Sonderdienste beobachteten Oleg Penkowski ein ganzes Jahr lang und entdeckten seine Verbindungen und Kontakte. Er wurde im Oktober 1962 verhaftet. Sein Kurier Greville Wynne wurde kurz darauf ebenfalls festgenommen.

Wynne wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Er wurde im April 1964 gegen den in Großbritannien gefangenen Geheimdienstoffizier Konon Molody, alias Gordon Lonsdale, ausgetauscht. Eine Reihe von amerikanischen und britischen Diplomaten, die an der Penkowski-Affäre beteiligt waren, wurden des Landes verwiesen. Penkowski selbst wurde wegen Hochverrats verurteilt und am 16. Mai 1963 erschossen. 

3. Niedergang eines sowjetischen Millionärs 

Adolf Tolkatschew, ein führender Konstrukteur an einem geheimen Forschungsinstitut für Funktechnik, war sechs Jahre lang der wertvollste Agent der CIA in der UdSSR. Er gab eine große Menge wertvoller Informationen über die sowjetischen Verteidigungsfähigkeiten an den Westen weiter.

Tolkatschew suchte lange Zeit Kontakt zu westlichen Spezialdiensten und schließlich gelang es ihm am 1. Januar 1979, einen leitenden CIA-Beamten in der UdSSR zu treffen. Tolkatschew forderte enorme Summen für seine Dienste, als Zeichen des Respekts und als Beweis dafür, dass seine Arbeit geschätzt wurde.

Die von Tolkatschew geforderte siebenstellige Summe zahlte die CIA ihm zwar nicht, doch er erhielt jedes Jahr mehrere hunderttausend Dollar, in etwa so viel wie 1979 dem Gehalt des damaligen US-Präsidenten entsprach. In den folgenden Jahren verdiente er sogar noch mehr. Innerhalb von sechs Jahren häufte der sowjetische Ingenieur auf einem ausländischen Bankkonto rund zwei Millionen Dollar an. 800.000 Rubel hatte er in der Sowjetunion verdient. Sein Gehalt vom Forschungsinstitut lag bei rund 350 Rubel pro Monat, was für damalige sowjetische Verhältnisse recht gut war.

Tolkatschew übergab den USA geheime Informationen über die Konstruktion von Raketen, Luftverteidigungssystemen, Radargeräten und der Avionik von MiG- und Su-Kampfflugzeugen. Dank dieser Daten konnten die Amerikaner mehrere Milliarden Dollar bei eigenen Projekten einsparen und wussten während der Operation Desert Storm im Irak 1991 mit den MiGs von Saddam Hussein gut umzugehen.

Tolkatschew war viele Jahre als Spion aktiv. Er war immer sehr vorsichtig. Obwohl er über riesige Geldsummen verfügte, fuhr er nur ein bescheidenes Auto und hatte sich lediglich eine kleine Datscha auf dem Land gekauft. 

Tolkatschew wurde von CIA-Offizier Edward Lee Howard verraten, der 1985 in die UdSSR floh. Am 24. September 1986 wurde der sowjetische Ingenieur, Millionär und Spion wegen Hochverrats erschossen.

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