Das sowjetische Volk kannte und liebte Elizabeth Taylor. Viele ihrer Filme wurden in den Kinos im ganzen Land gezeigt. Laut der Kinopoisk-Website wurde Cleopatra von fast 33 Millionen sowjetischen Zuschauern gesehen.
Taylor kam 1957 zum ersten Mal in die UdSSR, über diesen Besuch ist jedoch wenig bekannt. Während der Reise zeigten sie und ihr damaliger Ehemann Michael Todd ein neues Breitbild-Filmformat, das die Firma von Todd entwickelt hatte. Die Bosse der sowjetischen Filmindustrie waren beeindruckt und versprachen, darüber nachzudenken, doch bald darauf starb Todd bei einem Flugzeugabsturz und das Projekt wurde eingestellt. Die UdSSR befasste sich jedoch eingehend mit dieser Technologie und setzte sie später im Kino ein.
1961 besuchte Taylor mit ihrem neuen Ehemann Eddie Fisher das 2. Internationale Filmfestival in Moskau. Die gesamte Aufmerksamkeit der Medien war auf den Aufenthalt der Hollywoodstars hinter dem Eisernen Vorhang gerichtet.
Aber es war ein kleiner Skandal, der die Schlagzeilen stahl. Die Schauspieler wurden zu einem Galaempfang im Kreml eingeladen, wo Taylor und die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida identische Kleider trugen. Reportern war aufgefallen, dass Taylors Outfit von Yves Saint Laurent geschneidert worden war, während Lollobrigidas Kleid nur eine Kopie war.
Die Schauspielerinnen lösten die peinliche Situation jedoch mit Würde und einem Hollywood-Lächeln. Gina ging angeblich auf die Taylor zu und sagte zu ihr: „Was für ein schönes Kleid!“
Taylor wurde auch auf mehreren Fotos mit einer der beliebtesten sowjetischen Schauspielerinnen der 1960er Jahre, Tatiana Samoilowa, festgehalten.
Die beiden hatten sich 1958 kennengelernt, als Samoilowa die Filmfestspiele von Cannes besuchte, wo der Film „Wenn die Kraniche ziehen“ mit ihr in der Hauptrolle die Goldene Palme gewann.
Mitte der 1970er Jahre hielt sich Taylor in der UdSSR auf, um in der ersten amerikanisch-sowjetischen Koproduktion „Der blaue Vogel“ mitzuspielen. Der Film war ein Projekt des sowjetischen Studios Lenfilm und 20th Century Fox.
Die Dreharbeiten fanden in und um Moskau, Leningrad, Jalta und Riga statt und dauerten etwa neun Monate. In diesem musikalischen Märchen spielte natürlich „die Königin von Hollywood“ die Hauptrolle der Fee. Übrigens wurden alle Hauptrollen von Amerikanern gespielt - sowjetische Schauspieler traten nur in kleinen Rollen auf.
Es gibt verschiedene Gerüchte über das Verhalten des Hollywood-Stars Elisabeth Taylor am Set. Laut einem forderte 20th Century Fox angeblich, dass die Schauspielerin am Flughafen in Leningrad mit einer Ehrengarde und einem Feuerwerk direkt auf der Landebahn begrüßt werde. Die lokalen Behörden lehnten ab, stimmten jedoch der Renovierung des Studios bei Lenfilm zu und installierten zur Freude der sowjetischen Schauspieler neue Toiletten im ausländischen Stil.
Der Legende nach wurde Taylors Lieblingswhisky, Jack Daniels, eigens für sie in die UdSSR importiert. Zu dieser Zeit war die UdSSR mitten in der jüngsten Anti-Alkohol-Kampagne, und qualitativ hochwertiger Alkohol war Mangelware.
Schauspieler Gennadi Wengerow erinnert sich an einige interessante Details der Dreharbeiten. Sein Onkel Jefim Sarch arbeitete als Beleuchter bei „Der blaue Vogel“ und Taylor hatte angeblich gefallen an ihm gefunden. „Wenn Elizabeth am Set ankam, begrüßte sie als erstes Jefim, der Richard Burton sehr ähnlich sah.“ Nach dem Ende der Dreharbeiten schenkte die US-Schauspielerin Sarch ein riesiges Leinwandfoto-Porträt von sich.
Den sowjetischen Schauspielern wurde nachdrücklich geraten, keine privaten Kontakte zu den Ausländern zu pflegen. Bei den Dreharbeiten tauchten häufig Sicherheitsbeamte auf. Sogar die Mahlzeiten wurden getrennt eingenommen. Wengerow erinnert sich an einen anderen Vorfall: An einem der ersten Drehtage, zur Mittagspause, holten die sowjetischen Schauspieler und die Crew wie üblich Brötchen und Kefir heraus, während die Amerikaner mit Essen aus dem Restaurant des Astoria Hotels beköstigt wurden. Als Taylor dies bemerkte, war sie sauer: „Entweder bekommen alle Essen aus dem Restaurant oder ich drehe nicht.“
Die sowjetische Schauspielerin Ljudmila Tschursina erinnert sich, dass Taylor einen widersprüchlichen Eindruck hinterlassen hat. Während der Dreharbeiten zu „Der blaue Vogel“ legte ein US-Kreuzer zu einem Freundschaftsbesuch in Leningrad an, und die Schauspieler und Regisseure, einschließlich der sowjetischen, wurden an Bord eingeladen. Die Gruppe wartete lange darauf, dass Taylor auftauchte, und als sie endlich erschien, war sie schlecht gelaunt. Dies wurde noch schlimmer, als sie erfuhr, dass Alkohol an Bord verboten war. Die Schauspielerin beachtete ihre sowjetischen Kollegen nicht und sprach nur mit den Matrosen und amerikanischen Schauspielern. „Sie freute sich, einige hübsche junge sowjetische Seemänner zu sehen. Die Frau in ihr legte sofort ein Lächeln auf und schaute kokett.“
Laut einem anderen Augenzeugen fragte sie Regisseur Witali Melnikow am Ende des Empfangs plötzlich, in welche Richtung das Filmstudio liege. Sie hatte sich über Lenfilm geärgert. Als Taylor die Richtung gezeigt bekam, fragte sie den Kommandanten, ob er dahin zielen könne. Wenn ein US-Marineoffizier eine Rakete auf eine sowjetische Stadt gerichtet hätte, hätte dies einen internationalen Skandal auslösen können. Der Kapitän holte sich Rückendeckung in Washington und erfüllte der Filmdiva den Wunsch. „Bald war ein Grollen zu hören und der Raketenwerfer am Bug des Schiffes begann sich langsam zu entfalten. Du hättest die Gesichter unserer Beamten sehen sollen. Die Taylor applaudierte.“