Überrascht von Russland: Ein unbekannter Robert De Niro in der Sowjetunion

Reuters
Robert De Niros Erfahrungen mit Russland reichen bis in die frühen 1980er Jahre zurück – und das, obwohl er zu dieser Zeit dort praktisch unbekannt war.

Sind Sie ein Filmstar, der nach Russland kommt und die Aufmerksamkeit der Medien haben möchte? Dann deuten Sie am besten an, dass Sie die russische Staatsbürgerschaft annehmen wollen. Irgendwann in der Zukunft. Vielleicht.

Als Robert De Niro im November des Jahres 2015 nach Moskau kam, um als Teilhaber einer Sushi-Restaurantkette ein weiteres „Nobu“ Restaurant zu eröffnen, wurde er gefragt, ob er gerne einen russischen Pass wie Gerard Depardieu oder Steven Seagal haben würde. De Niro lächelte und sagte (rus): „Wie Sie sich vorstellen können, ist die Situation etwas kompliziert, wir werden sehen.“

Diese Aussage reichte den Medien aus, um berichten zu können, dass der Schauspieler „die Aufnahme der russischen Staatsbürgerschaft nicht ausschließt (eng).“ Einige gingen noch weiter und ließen sogar verlauten, dass der Schauspieler den Wunsch geäußert hatte (rus), russischer Staatsbürger zu werden. Später musste De Niros Sprecher klarstellen, dass der Schauspieler nicht plane (rus), die russische Staatsbürgerschaft zu erwerben.

Doch dieser kuriose Vorfall ist nicht der einzige, der De Niro mit Russland verbindet. Bereits seit den frühen 1980er Jahren war der Schauspieler ein häufiger Gast in der Sowjetunion und dann in Russland.

„Ideologisch falsch“

Laut dem verstorbenen russischen Schauspieler und Regisseur Michail Kosakow kam De Niro zum ersten Mal im Jahr 1982 in die Sowjetunion, um bei einer sowjetisch-amerikanischen Co-Produktion über die russische Ballerina Anna Pawlowa mitzuwirken. Amerikanische Produzenten wollten De Niro für eine kleine Rolle im Film engagieren, um amerikanische Zuschauer anzulocken. Nach seiner Ankunft in Moskau hatten jedoch die sowjetischen Beamten, die für die Filmindustrie verantwortlich waren, die Befürchtung, dass es, aufgrund seiner Rolle im Film „Die durch die Hölle gehen“, ideologisch falsch sein könnte, den zweifachen Oscar-Preisträger zu verpflichten.

Robert De Niro und sowjetische Schauspielerin Irina Alfjorowa

Im Film spielt De Niro einen russisch-amerikanischen Soldaten, der während des Vietnamkrieges gefangen genommen wurde. Wie Kosakow sagte, „gibt es eine Szene, in der nach der Gefangennahme die Hauptcharaktere einschließlich De Niro unter einem Porträt von Ho Chi Min, das an der Wand hängt, gefoltert und gedemütigt werden. Auf den Filmfestspielen in Berlin verließ unsere sowjetische Delegation nach dieser Episode den Kinosaal, ohne sich das Ende des Films anzuschauen.“ Der Film wurde daraufhin trotz seiner klaren pazifistischen Botschaft als antisowjetisch deklariert.

Unbekannter amerikanischer Schauspieler

De Niro verließ das Land jedoch nicht sofort, nachdem man ihn für die Rolle abgelehnt hatte. Laut Kosakow zeigte der Schauspieler ein reges Interesse an der Sowjetunion und blieb im Land, um sich Moskau anzuschauen. Da De Niros Filme in der Sowjetunion nicht gezeigt wurden, konnte er sich in der Stadt unerkannt und frei bewegen.

Natürlich gab es hier und da auch eine Ausnahme, wie beispielsweise De Niros Begegnung mit Kosakow, der den Schauspieler in einem Moskauer Restaurant erkannte und Freundschaft mit ihm schloss. Doch abgesehen von diesem Vorfall, den Kosakow in seinen Memoiren beschreibt, blieb De Niro in der Sowjetunion weitgehend unerkannt.

„Eine gut gekleidete Managerin erkannte mich in einem Leningrader Hotel und verhielt sich höflich und freundlich. Als sie den unbekannten Amerikaner in zerknitterten Baumwollhosen und einem hellen Hemd ansah, fragte sie: „Auf welcher Müllkippe haben Sie ihn denn gefunden?“ Als ich ihr erklärte, wer er sei, blickte sie mich ungläubig (rus) an.“ Kosakows „amerikanischen Freund“, der seinen Aufenthalt in der Sowjetunion offensichtlich genoss, störte seine mangelnde Popularität jedoch nicht.

„Geistige Verbindung“

Während einer russischen Fernsehsendung bezeichnete De Niro einen anderen berühmten russischen Schauspieler, Oleg Jankowski, als engen Freund. Die beiden waren einander erstmals Anfang der 1980er Jahre in Italien begegnet. De Niro nahm an den Dreharbeiten zu „Es war einmal in Amerika“ von Sergio Leone teil, während Jankowski in Andrei Tarkowskis „Nostalghia“ mitspielte. Als Jankowski im Jahr 2009 starb, sagte (rus) De Niro: „Der russische Schauspieler war eine wichtige Person in meinem Leben. Wir hatten eine spirituelle Verbindung. Ich hege die wärmsten Gefühle ihm gegenüber. Ich habe ihn sehr geliebt.“

Robert De Niro und Oleg Jankowski

De Niros Popularität in der Sowjetunion nahm nach Michail Gorbatschows Perestroika, als Hollywood-Filme auf den sowjetischen Markt kamen, rapide zu. Obwohl der amerikanische Schauspieler im Jahre 1987 den Vorsitz der Jury des Moskauer Internationalen Filmfestivals übernahm, hatte er immer noch Probleme, in ein Moskauer Hotel zu gelangen, da ihn die Mitarbeiter wieder einmal nicht erkannten! Der Schauspieler musste sich auf die Unterstützung seiner Gefährten verlassen, die den Einwohnern besser bekannt waren.

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