Überrascht von Russland: Richard Geres Liebe zu Puschkin und Rubljow

Reuters
Der Star von „Pretty Woman“ hatte vor, einen Film über Alexander Puschkin zu drehen. Auch andere russische Persönlichkeiten beeindruckten ihn so sehr, dass er nicht aufhören konnte, über sie zu philosophieren.

Erstmals kam Richard Gere in den späten 1980er Jahren der Perestroikazeit nach Russland. Zum letzten Mal war er jedoch im November 2017 in Moskau vor Ort, um die Nominierten für den „BraVo“-Musikpreis vorzustellen.

Bei „BraVo“ handelt es sich um einen neuen russischen Preis für Klassik und Popmusik. Begleitet wurde er dabei von der Schauspielerin Sophia Loren, der Band Duran Duran und der Sängerin Natalia Imbruglia. In seiner Rede drückte Gere seinen Glauben an die große Zukunft des Preises aus und plauderte (rus) über seinen ersten Besuch in Moskau.

Das Puschkin-Projekt

Im Jahr 1989 kam Gere auf Einladung des Internationalen Moskauer Filmfestivals in die UdSSR. Dennoch hatte er Zeit, um nach Leningrad – das heutige Sankt Petersburg – zu reisen und die Wohnung von Alexander Puschkin, in der der Dichter im Jahre 1837 starb, zu besuchen. Die Geschichte des russischen Dichters, der auf dem Höhepunkt seines Ruhms in einem Duell getötet wurde, um die Ehre seiner Frau zu schützen, übte auf den amerikanischen Schauspieler eine große Faszination aus.

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Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten schrieb Gere dem Regisseur Sergej Solowjow, den er auf dem Festival kennengelernt hatte, und äußerte sein Interesse, einen Film über Puschkin drehen zu wollen. Gere erklärte Solowjow, als er ihn nach Hollywood einlud, dass er die Lebensgeschichte des Dichters nicht mehr aus dem Kopf bekomme und den Film allen Widrigkeiten zum Trotz produzieren würde.

Ihr Plan sah vor, den Film in den Vereinigten Staaten mit Richard Gere in der Hauptrolle und Solowjow als Regisseur zu drehen. Dank seiner enormen Popularität nach „Pretty Woman“ hatte Gere die Gelegenheit, dieses Vorhaben mit einigen großen Filmstudios zu besprechen.

Einer der großen Anführer in Hollywood fragte Gere: „Warum bist du so von Puschkin besessen? Natürlich ist er ein großer russischer Dichter, aber du hättest dich, bevor du diese psychologische Offensive gegen uns begonnen hast, über Puschkin mal erkundigen können. Er war schwarz [tatsächlich kam einer von Puschkins Urgroßvätern aus Nordafrika] und du bist es nicht... Wir haben darüber nachgedacht und werden das Projekt mit Michael Jackson in der Puschkin-Hauptrolle drehen“, erinnert sich (rus) der damals schockierte Solowjow. Letztendlich kam das Gere-Puschkin-Projekt jedoch nicht zustande.

Regisseur Sergej Solowjow (l.) und Richard Gere

Im Jahr 1995 besuchte Gere als Jury-Vorsitzender das Moskauer Filmfestival erneut – unter so großem Medienrummel, dass er nicht einmal ungestört von seinem Hotel zu einer Pressekonferenz ein paar Meter weiter gehen konnte. Die Organisatoren bestanden darauf, eine Limousine für ihn zu bestellen, mit der er nach 40-minütiger Fahrt sein Ziel erreichte. Der Schauspieler erwies sich (rus) letzten Endes als strenger Jury-Vorsitzender: In diesem Jahr wurde niemand mit dem Hauptpreis des Festivals ausgezeichnet.

Eine Liebe für Ikonen

Puschkin war nicht die einzige russische Legende, die den amerikanischen Schauspieler beeindruckt hatte. Der mittelalterliche Ikonenmaler Andrei Rubljow hatte auf Gere eine ähnliche Wirkung. Vor allem bei seiner Russlandvisite mit seiner Freundin Cindy Crawford im Jahr 1990 wollte der Schauspieler die Essenz der russischen Ikonen erfassen und besuchte das Museum der alten russischen Kunst.

„Wieder einmal war er, wie bei Puschkin, verrückt, einfach verrückt, nach den russischen Ikonen. Vor allem von Rubljow und dem Griechen Theophanes war er sehr beeindruckt. Natürlich hat Rubljows berühmteste Ikone ‚Dreifaltigkeit‘ seine Fantasie am meisten beflügelt“, sagt (rus) Solowjow.

Gerüchten zufolge wollte Gere während dieser Reise seinen Beziehungsstatus mit Crawford klären. Offensichtlich nahm das Gespräch eine gute Wendung, denn die beiden waren daraufhin bald verheiratet.

Ein anderes Mal wurde Gere damit vertraut gemacht, wo man in Russland nachts Alkohol kaufen kann, wenn Spirituosenläden geschlossen haben. Er ging zusammen mit Solowjow um zwei Uhr nachts an einen Moskauer Bahnhof, um einen Mann zu treffen und ihn in ein Kesselhaus zu begleiten. Dort bekamen der Hollywood-Star und der russische Regisseur zwei Flaschen gekühlten Wodka und drei frische Grillhänchenstücke aus einem der Kessel. Essen und Trinken aus dem Kesselhaus eines Bahnhofs kaufen zu können, beeindruckte den Star des Films „Ein Mann für gewisse Stunden“ nicht weniger als es Rubljows Ikonen taten.

Enttäuschte Journalisten

Richard Geres Interesse gilt, neben dem Buddhismus, der Fotografie. Mitte der 2000er Jahre brachte er sogar seine Fotoausstellung, die Tibet gewidmet ist, nach Moskau. Medienberichten zufolge enthielt dieser Besuch jedoch keine denkwürdigen Ereignisse wie vor einem Jahrzehnt.

Bei der Präsentation seiner Fotos sprach Gere über Buddhismus und enttäuschte (rus)damit die Journalisten, da er im wahren Leben keineswegs seiner Leinwandpersona des Machomillionärs, die sich nach „Pretty Woman“ in den Köpfen der Menschen verwurzelt hatte, entsprach und mehr an philosophischen Gesprächen interessiert war.

Im Jahr 2004 berichteten die Medien (rus), dass sich Gere mit Präsident Putin treffen wolle, um die Notlage der HIV-Infizierten zu diskutieren. Putin soll zu dem Zeitpunkt jedoch nicht in Moskau gewesen sein.

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