Vom Zarenreich bis zur Sowjetunion: Russlands berüchtigtste Verräter

Andrei Wlassow

Andrei Wlassow

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Von allen russischen Verrätern wurde der größte Schaden vielleicht vom Kollaborateur Andrei Wlassow angerichtet. Er überredete Zehntausende sowjetischer Kriegsgefangener, auf Seiten der Nazis gegen ihr Vaterland zu kämpfen.
  1. Iwan Masepa 

Iwan Masepa

Iwan Masepa war einer der wenigen Menschen, die das uneingeschränkte Vertrauen von Zar Peter dem Großen genossen. Als Hetman (Herrscher) der Ukraine am linken Ufer (zu dieser Zeit Teil Russlands) diente er dem russischen Monarchen viele Jahre lang treu.

Der Nordische Krieg (1700-1721), der für Russland zunächst nicht erfolgreich verlief, veranlasste Masepa jedoch, eine unabhängige Ukraine zu schaffen, in der er selbst der Herrscher sein würde. Nach geheimen Verhandlungen mit König Karl XII. von Schweden verbündete sich der Hetman im Oktober 1708 mit dem Schwedenkönig. 

Karl XII. von Schweden und Iwan Masepa nach der Schlacht bei Poltawa

Peter entzog Masepa sofort alle Titel und Insignien, während die russisch-orthodoxe Kirche ihn exkommunizierte. Die meisten seiner Kosaken unterstützten den Hetman nicht und blieben dem russischen Zaren treu. Als am 8. Juli 1709 die schwedischen Truppen zusammen mit Masepas Männern in der Nähe von Poltawa besiegt wurden, musste der Hetman ins Osmanische Reich fliehen, wo er am 2. Oktober desselben Jahres starb.

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  1. Genrich Ljuschkow

Genrich Ljuschkow

Genrich Ljuschkow war einer der ranghöchsten Überläufer in der sowjetischen Geschichte. Als Kommissar für Staatssicherheit 3. Ranges, Leiter der fernöstlichen Direktion des NKWD, überquerte er am frühen Morgen des 13. August 1938 heimlich die Grenze zum von den Japanern geschaffenen Marionettenstaat Mandschukuo.

Während der Zeit großer politischer Repressalien in der UdSSR, bekannt als die Große Säuberung (1936-1938), war Ljuschkow damit beschäftigt, gegen „Feinde des Volkes“ in Fernost zu kämpfen. Infolge seiner Aktivitäten wurde die Armee, der NKWD, der Parteiapparat und die Pazifikflotte von einer Welle von Verhaftungen heimgesucht.

Wie damals so oft, wurde der Ankläger jedoch bald selbst zum Angeklagten. Als Ljuschkow im Mai 1938 nach Moskau zurückgerufen wurde, stellte er fest, dass das, was ihn dort erwartete, höchstwahrscheinlich ein Prozess und eine Hinrichtung waren. Also beschloss der Kommissar zu fliehen.

Ljuschkow versorgte die Japaner mit detaillierten Informationen über die Anzahl und den Einsatz sowjetischer Truppen im Fernen Osten, den Ort und den Zustand der Verteidigungsanlagen, die Militärcodes, die internen Verfahren des NKWD, die Stimmungslage der Opposition in der Region und bei den Streitkräften. Auf der Grundlage dieser Informationen passte der Generalstab der kaiserlichen japanischen Armee seine Strategie für einen künftigen Krieg mit der UdSSR an.

Die Japaner wollten jedoch nicht, dass der ehemalige Kommissar, der auch viel über den japanischen Geheimdienst gelernt hatte, in die Hände der UdSSR fiel. Am 19. August 1945 wurde er hingerichtet. 

  1. Andrei Wlassow 

Andrei Wlassow

In den ersten schlimmen Monaten des Krieges gegen Deutschland handelte Wlassow mutig und effektiv. Die unter seinem Kommando stehende 20. Armee war maßgeblich an der Niederlage der Deutschen bei Moskau im Dezember 1941 beteiligt.

1942 wurde Generalleutnant Andrei Wlassow an die Spitze der 2. Stoßarmee gestellt, die im Sommer desselben Jahres in der Nähe von Leningrad vom Feind umzingelt wurde. Der Kommandant selbst wurde gefangen genommen und in ein Kriegsgefangenenlager gebracht. Dort beschloss er, mit den Deutschen zusammenzuarbeiten.

Der berühmte sowjetische General, der sich Hitler anschloss, spielte eine wichtige Rolle im Propagandakrieg. Darüber hinaus unternahm er große Anstrengungen, um unter den sowjetischen Kriegsgefangenen zu agitieren und sie dazu zu bringen, sich ihm im Kampf für ein „neues Russland ohne Bolschewiki“ anzuschließen.

Andrei Wlassow mit den Soldaten der Nationalen Befreiungsarmee Russlands

Das Hauptziel des Verräters Nr. 1 war es, alle Einheiten russischer Kollaborateure zur Russischen Befreiungsarmee (RLA) zu vereinen, deren Kommandeur er selbst war. Die Führung des Dritten Reiches war jedoch lange Zeit misstrauisch gegenüber der Idee, eine große Armee sowjetischer Kriegsgefangener aufzubauen, und zog den Prozess in die Länge. Wlassow wurde erst Ende 1944 freie Hand gewährt, als das Schicksal der Nazis bereits so gut wie besiegelt war. Die RLA wurde nie zu einer bedeutenden Streitmacht.

Der General wurde am 12. Mai 1945 von sowjetischen Truppen auf dem Territorium der Tschechoslowakei gefangen genommen, als er versuchte, nach Westen zu den amerikanischen Truppen durchzubrechen. Zusammen mit einer Gruppe seiner Anhänger wurde Wlassow des Hochverrats beschuldigt und am 1. August 1946 in Moskau gehängt.

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  1. Oleg Penkowski 

Oleg Penkowski

1960 bat ein Oberst der Hauptnachrichtendirektion des Generalstabs der Streitkräfte der UdSSR, Oleg Penkowski, eine Gruppe amerikanischer Touristen in Moskau, einen Brief an die US-Botschaft weiterzuleiten. Darin bot er seine Dienste bei der Beschaffung von Verschlusssachen für die CIA an.

Im folgenden Jahr stellte der britische Geheimdienst MI6 während einer London-Reise Penkowski die notwendige Spionageausrüstung zur Verfügung, darunter eine tragbare Kamera und spezielle Radios. Der Oberst erhielt den Codenamen „Hero“, zu Deutsch „Held“.

Als einer der erfolgreichsten westlichen Agenten in der UdSSR versorgte Penkowski die Geheimdienste der USA und Großbritanniens mit elf Mikrofilmen mit 5.500 Dokumenten, die insgesamt 7.650 Seiten mit Verschlusssachen über die sowjetischen Streitkräfte enthielten. Er verriet auch fast 600 sowjetische Agenten. 

1962 wurde er vom KGB entlarvt und festgenommen. Er wurde wegen Hochverrats verurteilt und am 16. Mai des folgenden Jahres erschossen.

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