5 ikonische Kleidungsstücke, die sowjetische Führer zu Trendsettern machten

Alexander Tschumitschew und Juri Lisunow, Walentin Sobolew/TASS; Sputnik; Petrow/Sputnik
Für Politiker ist der Auftritt enorm wichtig. Einige sowjetische Führer haben ihren eigenen Stil entwickelt und neue Modetrends geschaffen.

1. Lenins Mütze 

Wladimir Lenins unverkennbare Mütze, eine sogenannte Ballonmütze, wurde zum Synonym für den bolschewistischen Sieg. Der Gründungsvater des Sowjetstaates, der immer mit einem tadellos sitzenden dreiteiligen Anzug bekleidet war und fließend Englisch sprach, trennte sich nie davon.

Wladimir Lenin in Moskau im Jahr 1920

Wahrscheinlich hat er sich während seines freiwilligen Exils in London, wo er 1902 17 Ausgaben seiner berühmten Zeitung „Iskra“ herausgab, zum ersten Mal in die Mütze verliebt oder den Trend von dem Schriftsteller Maxim Gorki übernommen, der mal in Capri gelebt hatte. In süditalienischen Städten trugen die Mafiosi immer stilvolle Kopfbedeckungen. Lenin wiederum solidarisierte sich mit seiner Mütze mit dem Proletariat. Die Soldaten, Bauern und Arbeiter stürmten 1917 die Barrikaden bei ihrem gewaltsamen Versuch, die Macht zu ergreifen. 

Mit nur 1,65 Metern war Lenin ein Mann von bescheidener Größe. Er machte seine kleine Statur mit intellektueller Stärke, gepunkteten Krawatten und seiner Mütze wieder wett. Diese kleinen Accessoires waren skurril genug, um Lenin einen eigenen Stil zuzuschreiben.  

Lenin in Gorki, 1922

In Lenins Fußstapfen trat auch die etablierte politische Elite der damaligen Zeit und trug ebenfalls Ballonmütze. Nur Außenminister Wjatscheslaw Molotow ignorierte diesen Trend und trug weiterhin seine bevorzugten klassischen Hüte.

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2. Stalins Tunika 

Josef Stalins unaufhaltsamer Aufstieg zur Macht brachte dramatische Veränderungen in allen Teilen der Gesellschaft mit sich, und Lenins Mütze geriet schließlich in Vergessenheit. Stalins Kopf zierte eine flache Kappe, die zur Persönlichkeit des totalitären Führers passte.

Stalin, der aus einer armen Familie stammte, weigerte sich, zweireihige Anzugjacken oder Krawatten zu tragen. Sein ganzes Leben lang begleitete ihn eine schmucklose Militärtunika. Tatsächlich war es Alexander Kerenski, der Führer der Provisorischen Regierung von 1917, der zum ersten Mal mit der Tunika gesehen wurde. Das Kleidungsstück war bekannt aus dem Ersten Weltkrieg, wo es von britischen und französischen Offizieren getragen wurde.

In den 1920er Jahren trug Stalin eine militärisch anmutende graue Tunika mit Stehkragen und vier Taschen. In den 1930er Jahren entdeckte er den breiten Umlagekragen, weil er den Stehkragen zunehmend unbequem fand.

Josef Stalin während der Potsdamer Konferenz

Sein charakteristisches Outfit, bekannt als „Stalinka“, verband die täuschende Ruhe und Bescheidenheit des Oberbefehlshabers mit seinen militärischen Ambitionen. Der Mann kombinierte dazu Hosen, die in kniehohen Arbeitsstiefeln steckten.

Als Stalin sich 1943 zum Marschall der Sowjetunion erklärte, trug er weiterhin seine typische Uniform. Stalin hatte einen gottähnlichen Status und war ein Vorbild für alle. Einige seiner leidenschaftlichen Anhänger trugen daher ebenfalls maßgeschneiderte Stalinkas.

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3. Chruschtschows Hut 

Nikita Chruschtschows Entstalinisierung der Sowjetunion hatte auch große Auswirkungen auf Kultur, Kunst und Mode.

Chruschtschow, der zwischen 1953 und 1964 sowjetischer Führer war, entschied sich für breitschultrige Mäntel und Anzüge in hellen Farben, die er zu jeder Jahreszeit trug. Der Sohn eines Bergmanns hatte nie eine athletische Figur, deshalb mussten seine Anzüge, Hemden und Schuhe maßgeschneidert für ihn sein. Er wollte, dass seine Jacken bequem und locker saßen. 

Neben dem pseudo-lässigen Stil förderte Chruschtschow den Volksstil, der seinem bäuerlichen Hintergrund besser zu entsprechen schien. Er trat oft in bestickten traditionellen ukrainischen Hemden in der Öffentlichkeit auf.

Nikita Chruschtschow mit seiner adoptierten Tochter Julia im Jahr 1967

Chruschtschow, der vom Hirten zum Spitzenfunktionär wurde, war auch ein bekennender Hutträger. Er löste damit einen Modetrend in der UdSSR aus. Der sowjetische Führer trug im Herbst und Sommer einfache Filz- und Strohhüte. Hüte mit breiter Krempe und Galante verschmolzen auf natürliche Weise mit seiner großen Persönlichkeit. Chruschtschow war ein Trendsetter für normale Menschen und Nachahmer aus der Partei. 

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4. Breschnews Maßanzüge 

Leonid Breschnew, der von 1964 bis 1982 die UdSSR regierte, hatte es gerne schlicht. Er war immer ziemlich elegant gekleidet in maßgeschneiderten dunklen Anzügen, die Alexander Igmand, Breschnews persönlicher Schneider, fast ein Jahrzehnt lang für ihn nähte. 

In den frühen 1970er Jahren waren Anzüge mit zwei Knöpfen und tiefem Ausschnitt im Trend. Breschnew mochte sowohl seine Anzüge als auch seine Politik konservativ. Eines Tages bestellte der sowjetische Führer jedoch eine andere Art von Anzug. Breschnew holte eine Jacke und eine Hose aus schwerem Jeansstoff aus seinem Schrank.

Amerikanische Bauernkleidung, dachte Igmand. Breschnew erwiderte jedoch, dass es ein Geschenk von Anatolij Dobrynin, dem sowjetischen Botschafter in den USA sei. „Schau“, begann Breschnew, „Dobrynin hat mir einen Anzug geschickt, aber er ist viel zu klein. Kann ich genau das gleiche nach Maß herstellen lassen?“ Das Problem war, dass es damals in der Sowjetunion keine Druckknöpfe gab. Und Breschnew war der größte Fan der winzigen, abgerundeten Metallteile.

Manchmal, wenn es in der UdSSR unmöglich war, etwas zu finden, bestellten die Minister „seltene oder defizitäre Waren“ aus Frankreich oder Großbritannien. Langfristig wurden Druckknöpfe speziell für Breschnews Anzug in der Sowjetunion hergestellt. Breschnew war begeistert, als er seinen maßgeschneiderten Anzug mit Druckknöpfen erhielt.

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5. Gorbatschows Kosakenhut 

Im Gegensatz zu seiner modebewussten Frau Raisa, die die sowjetische Frauenkleidung revolutionierte, kümmerte sich Michail Gorbatschow überhaupt nicht um Mode. In den frühen 1980er Jahren waren Männer in der UdSSR dennoch meist relativ gut gekleidet. Gorbatschow, der Vordenker der Perestroika- und Glasnost-Politik, bevorzugte maßgeschneiderte Anzüge, die hauptsächlich in der UdSSR hergestellt wurden.

Gorbatschow zog es vor, zurückhaltend aufzutreten und kultivierte diese Bescheidenheit. Er wollte sich nie von der Masse abheben. Vielleicht weigerte er sich deshalb, einen Smoking zu tragen.

Und doch stach Gorbatschow in seinen dunklen, schnörkellosen sowjetischen Anzug, mit Hut und Trenchcoat hervor. Er war sicherlich charismatischer und raffinierter als frühere sowjetische Führer. In den 1980er Jahren waren Nerzpelzmützen mit Ohrenklappen in der UdSSR der letzte Schrei. Gorbatschow machte jedoch eine gute Figur mit der sogenannten russischen Kosaken-Robbenpelzmütze.

Er hatte eine Affinität zu Pelzmützen und in den bitterkalten und schneereichen Wintern sah man ihn sehr oft damit. Der Trend breitete sich aus und unzählige Mitglieder des sowjetischen Politbüros trugen ähnliche Hüte.

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