Agent gesucht: Wer konnte beim sowjetischen KGB arbeiten?

Kira Lisitskaya (Photo: K. Kartashyan/Sputnik, Global Look Press, Nikolai Malyshev/TASS)
Einen Job als Spion beim allmächtigen sowjetischen Geheimdienst zu bekommen, war nicht einfach.

Als der junge Wladimir Putin - laut seiner offiziellen Biografie - zu einem öffentlichen Rekrutierungsbüro des KGB ging, um herauszufinden, wie er Geheimdienstoffizier werden könne, wurde ihm mitgeteilt, dass er einen Universitätsabschluss brauche oder in der Armee dienen müsse.

Der sowjetische KGB rekrutierte auch aktiv Mitarbeiter und Agenten, manchmal sogar gegen ihren Willen.

Wer hat beim KGB gearbeitet?

Eine Tätigkeit für den KGB versprach Privilegien. In den Reihen des Geheimdienstes arbeiteten viele Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund.  

Da es sich beim KGB um eine komplexe Einrichtung handelte mit mehreren Direktionen mit jeweils eigenem Verantwortungsbereich, wurden offene Posten mit Personen besetzt, die das passende Profil oder eine Spezialisierung hatten.

Wladimir Putin in jungen Jahren mit einer KGB-Uniform.

„Der KGB der UdSSR war eine große und komplex strukturierte Organisation. Zum Beispiel unterschied sich die Arbeit der Ersten Hauptdirektion Geheimdienst grundlegend von der territorialen Direktion Spionageabwehr. Es gab viele spezialisierte Kampfgruppen und technische Einheiten. Dazu kamen die militärische Spionageabwehr, Grenztruppen mit eigenem Geheimdienst und eine Direktion für spezielle Kommunikation. Die 7. und 9. Division war verantwortlich für die Sicherheit der Parteifunktionäre“, erklärt der ehemalige KGB-Offizier Andrei Milechin.

Daher gab es für die unterschiedlichsten Menschen einen Job beim KGB, so Milechin.

KGB-Training für neue Agenten.

Gleichzeitig betrachtete die mächtige und höchst diskrete Institution Kandidaten, die sich unaufgefordert bewarben, mit Argwohn.

KGB-Rekrutierer haben hart daran gearbeitet, potenzielle Kandidaten ausfindig zu machen, die nicht mit der Geheimpolizei verbunden waren: in Universitäten, bei der Armee, in Fabriken usw.

Agenten des Sicherheitsdienstes des KGB der UdSSR bereiten sich auf den Dienst vor.

Rekrutierungsbeauftragte beobachteten und bewerteten geeignete Bewerber in ihrem Umfeld. In den meisten Fällen ahnten die zukünftigen KGB-Beamten nicht einmal, dass sie als potenzielle Agenten ins Visier des Geheimdienstes geraten waren.

Der frühere KGB-Offizier Milechin beschrieb die Ausbildung von Neulingen als sehr effektiv.

„Ich habe nirgendwo anders eine motiviertere und effektivere Schulung und Organisation des Dienstes gesehen. Ich denke, der KGB war die Krone der ideologischen Arbeit der Sowjetunion, die wirkliche Elite des Landes“, so Milechin. 

Die Rekrutierung des KGB war sehr selektiv. Es gab sogar Fälle, in denen der KGB Menschen gegen ihren Willen rekrutierte.

Unfreiwillige Spione

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben stützten sich die KGB-Mitarbeiter auf ein breites Netzwerk von Informanten. Oft wurden sowohl sowjetische als auch ausländische Bürger dazu überredet - oder sogar gezwungen - für den KGB zu arbeiten.

Primäre Rekrutierungsziele für KGB-Offiziere, die im Ausland stationiert waren, insbesondere in den Ländern des Westens, waren entweder Personen, die bereits eine hohe Position oder ein besonderes Amt in ihrem Land erreicht hatten, oder diejenigen, die möglicherweise in Zukunft dorthin gelangen könnten.

Ein früher geheimes KGB-Handbuch, das jetzt online veröffentlicht wurde, besagt, dass die KGB-Agenten ihre Rekrutierungsbemühungen in erster Linie auf Institutionen konzentriert haben, die für die Kontrolle der Außenpolitik des betreffenden Landes verantwortlich waren:  Ministerkabinett, Außenministerium, Führungszentren politischer Parteien usw.

Wettbewerb „Miss KGB der UdSSR“: Die Kandidatin Ekaterina Majorowa im Klassenzimmer im Bereich Nahkampf.

KGB-Agenten suchten gezielt nach Menschen, die von ihrer Arbeit frustriert waren oder die ohnehin mit den proklamierten Zielen und den ideologischen Grundsätzen der Sowjetunion sympathisierten.

Universitäten auf der ganzen Welt waren ein vielversprechender Ort für die Rekrutierer. Die Studenten sollten später, wenn sie die Karriereleiter erklommen hatten, nutzbringend eingesetzt werden.

Sowjetbürger wurden oft auch unbeabsichtigt zu KGB-Agenten und Informanten. 

„Klassische Rekrutierung ist, wenn eine Person weiß, dass sie rekrutiert wurde. Sie nimmt einen Decknamen an, unterschreibt oft eine Verpflichtungserklärung. Ihr werden elementare oder fortgeschrittene Verschlüsselungstechniken beigebracht: Verbindungen, Passwörter, Chiffren und so weiter. Agenten, die Banden, Drogenkartelle, Terroristen usw. infiltrieren, müssen hervorragend trainiert sein“, so Gennadi Gudkow, ein ehemaliger KGB- und FSB-Offizier.

Es sind auch einige Fälle bekannt, in denen Vertreter der Intelligenzija - Schriftsteller, Künstler und Sportler - vom KGB angeworben wurden, um über Dissidenten in ihrem Umfeld zu berichten.

Ausschluss vom KGB

Der KGB rekrutierte scheinbar wahllos Informanten und Agenten. Doch die Kandidaten wurden vom Ausschuss für Staatssicherheit buchstäblich auf Herz und Nieren überprüft. Ein schlechter Ruf und auch einige physische Merkmale konnten zum Ausschluss führen.

Sicherheitsdienst des KGB der UdSSR.

Kandidaten mit unauffälligem Aussehen wurden bevorzugt. Ein nervöses Zucken, Sehfehler und Schielen, Sprachstörungen, hervorstehende Zähnen oder auffällige Muttermale, ganz zu schweigen von sichtbaren körperlichen Behinderungen fielen durch. Man ging davon aus, dass solche Bewerber ihren Auftrag nicht zuverlässig erfüllen könnten.

Materialien aus den Archiven der Wolga German A.A. Gette.

Laut einem ehemaligen KGB-Offizier, der später Schriftsteller wurde, war es auch Vertretern bestimmter Ethnien inoffiziell untersagt, beim KGB zu arbeiten. Zum Beispiel wurden Juden, Krimtataren, Karatschaier, Kalmücken, Tschetschenen, Inguschen, Griechen, Deutsche, Koreaner und Finnen von KGB-Rekrutierern weitgehend gemieden. Sie galten als „unzuverlässig“. Rassendiskriminierung war kein Fremdwort in der UdSSR, auch, wenn man dahingehend gerne die USA belehrte.

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