Wie oft kämpften Russen gegen Franzosen?

Geschichte
BORIS JEGOROW
Die Franzosen waren schon immer einer der größten Gegner für die Russen. Es gelang ihnen sogar einmal, Moskau einzunehmen, wo sie fast das „Herz Russlands“ - den Kreml - in die Luft gesprengt hätten.

Der Polnische Erbfolgekrieg

Der erste große militärische Konflikt zwischen Russland und Frankreich war der sogenannte Polnische Erbfolgekrieg in den Jahren 1733-1735. Die Rzeczpospolita konnte sich der Intervention der Großmächte nicht widersetzen.

Der Kampf zwischen den europäischen Staaten um den Einfluss auf Polen verschärfte sich nach dem Tod des polnischen Königs und Großherzogs von Litauen August II. im Jahr 1733 – er war gleichzeitig in Personalunion als August I. des Starken von Sachsen auch sächsischer Kurfürst und Herzog. Bei der Wahl seines Nachfolgers unterstützten Russland und Österreich die Kandidatur seines Sohnes, des Kurfürsten von Sachsen Friedrich August II., während Frankreich, Spanien und das Königreich Sardinien auf einen anderen Kandidaten setzten, Stanisław Leszczyński, der bereits zwischen 1704 und 1709 König von Polen gewesen war.

Sehr bald gingen die gegnerischen Seiten von diplomatischen Intrigen zu offenen Feindseligkeiten über, bei denen am Ende die Anhänger Friedrich Augusts II. den Sieg davontrugen. Die russisch-französische militärische Konfrontation gipfelte 1734 in der Einnahme von Danzig durch die russischen und sächsischen Armeen, wo sich Leszczyński versteckt hielt. Es gelang ihm, ins Ausland zu fliehen, aber über 2.000 französische Soldaten wurden zu russischen Gefangenen.

Einige Monate später ließ Kaiserin Anna Ioannowna alle Gefangenen frei.

Die französischen Revolutionskriege

Die Französische Revolution von 1789, die zu einem verheerenden Albtraum für die Aristokratie des Landes und die königliche Familie wurde, versetzte auch die übrigen europäischen Monarchen in Angst und Schrecken. Also schlossen sie sich zusammen, um ein Übergreifen der Revolution auf ihre Länder zu verhindern.

Russlands Beteiligung am Ersten Koalitionskrieg (1792-1797) beschränkte sich auf die Entsendung von Freiwilligen und die Blockade der nordfranzösischen Küste durch Schiffe der Baltischen Flotte. Kaiserin Katharina II. war viel mehr mit polnischen Angelegenheiten beschäftigt.

Im Zweiten Koalitionskrieg (1799-1802) war Russland ein weitaus aktiverer Teilnehmer, wobei einer der besten Generäle in der Geschichte Russlands, Alexander Suworow, gegen die Franzosen kämpfte.

Kaiser Paul I., der zu dieser Zeit auf dem Thron saß, wurde immer unzufriedener mit seinen österreichischen und britischen Verbündeten. Dies war der Grund, weshalb Russland Ende 1800 eine außenpolitische Kehrtwende vollzog und sich für eine Annäherung an Frankreich entschied.

Am 24. März 1801 wurde Paul I. infolge einer Verschwörung des Adels, an der Großbritannien aktiv beteiligt war, ermordet. Sein Sohn Alexander I. bestieg den Thron und setzte umgehend die antifranzösische Politik fort.

Die Napoleonischen Kriege

Russland beteiligte sich weiterhin an antifranzösischen Koalitionen, nur dass es sich nun mit dem militärischen Genie Napoleon auseinandersetzen musste. Am 2. Dezember 1805, während der Drei-KaiserSchlacht bei Austerlitz, schlug Napoleon die russischen und österreichischen Truppen vernichtend. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Friedland am 14. Juni 1807 musste Alexander I. den französischen Herrscher um einen Waffenstillstand bitten.

Durch den Friedensvertrag von Tilsit wurde Russland faktisch zu einem Verbündeten Frankreichs und beteiligte sich an der Kontinentalsperre gegen Großbritannien.

Doch Russland betrieb weiterhin heimlich Handel mit Großbritannien, was die Franzosen verärgerte. Die Spannungen in den Beziehungen zwischen den beiden Mächten wuchsen, was dazu führte, dass Napoleon im Sommer 1812 in Russland einmarschierte.

Bonaparte hoffte, die russischen Truppen schnell zu besiegen und Alexander I. zu zwingen, sich wieder der Kontinentalsperre anzuschließen.

Was er jedoch statt eines schnellen Sieges bekam, war ein wahrhaft patriotischer Krieg, eine groß angelegte Partisanenbewegung und erbitterter Widerstand der russischen Truppen.

Die Franzosen schafften es sogar, Moskau einzunehmen, doch Alexander I. weigerte sich, mit Napoleon in Verhandlungen zu treten. Beim Verlassen der Stadt befahl der verbitterte französische Kaiser, den Kreml in die Luft zu sprengen, doch letztlich scheiterte der Plan.

Die Große Armee zog sich nach Westen zurück und hörte bald auf, als Kampftruppe zu existieren. Die russischen Truppen verfolgten Bonaparte und besiegten ihn in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. Am 31. März 1814 zog Alexander I. in Paris ein.

Der Krimkrieg

Mitte des 19. Jahrhunderts war das einst mächtige Osmanische Reich zum „kranken Mann Europas“ geworden. Kaiser Nikolaus I. sah darin eine hervorragende strategische Gelegenheit, dem südlichen Nachbarn seine Besitzungen auf dem Balkan mit ihrer orthodoxen christlichen Bevölkerung zu entreißen. Die Westmächte waren jedoch entschieden gegen eine solche Stärkung Russlands.

Im so genannten Krimkrieg (1853-1856) sah sich Russland schließlich mit den vereinten Kräften Großbritanniens, Frankreichs, des Osmanischen Reiches und des Königreichs Sardinien konfrontiert. Für die Franzosen hatte der Kriegseintritt gegen die Russen auch persönliche Motive, da sie sich für ihre Niederlage von 1812 rächen wollten.

Das Hauptschlachtfeld in jenem Krieg war die Krim, die von den alliierten Armeen eingenommen worden war. Die militärische Auseinandersetzung gipfelte in der Belagerung von Sewastopol, dem Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte, die 350 Tage dauerte. Der Fall der Stadt im September 1855 leitete das Ende des Krieges ein.

Französische Intervention

Im Frühjahr 1918 begannen die übrigen Mitglieder der Entente-Mächte, Frankreich und Großbritannien, ihre Truppen nach Sowjetrussland zu entsenden. Die Alliierten griffen damit auf der Seite der antibolschewistischen Kräfte und deren Truppen, der so genannten Weißen Armee, in den Bürgerkrieg ein.

Die treibende Kraft hinter dem Eingreifen der Entente war jedoch nicht der Hass auf die bolschewistische Ideologie. Die Entente-Mächte Frankreich und Großbritannien war vielmehr besorgt über den Separatfrieden zwischen Russland und Deutschland, der am 3. März 1918 in Brest-Litowsk unterzeichnet wurde, und über den Rückzug Russlands aus dem Krieg gegen die Mittelmächte. Dies hatte es den Deutschen ermöglicht, Truppen von der Ostfront freizumachen und sie in Frankreich einzusetzen.

Unter den ausländischen Kontingenten, die in den russischen Bürgerkrieg eingriffen, war das französische eines der größten. Die Franzosen kämpften bei den Expeditionen im Norden Russlands, im Fernen Osten und in Sibirien. Der Großteil der französischen Streitkräfte (15.000 Soldaten) landete jedoch an der Schwarzmeerküste: in Odessa, Sewastopol und Cherson.

Nachdem am 11. November 1918 in Compiègne der Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien unterzeichnet wurde, der den Ersten Weltkrieg beendete, begann die Moral der noch in Russland verbliebenen französischen Soldaten und Matrosen zu sinken. Sie konnten nicht verstehen, warum sie im fernen Russland ausharren mussten, anstatt nach Hause gehen zu können.

Mitte März 1919 verließen die Franzosen unter dem Druck der aufständischen Truppen des ehemaligen Kommandeurs der Armee der Ukrainischen Volksrepublik, Nikifor Grigorjew, der inzwischen zu den Bolschewiki übergelaufen war, Cherson und Nikolajew. Anfang April wurde auch Odessa evakuiert. Im Herbst desselben Jahres verließen die letzten verbliebenen französischen Soldaten Russland von der nördlichen Hafenstadt Archangelsk aus.

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