Der Krieg war für den Großfürsten von Kiew, Swjatoslaw Igorjewitsch, immer wichtiger als alle anderen Dinge und sogar die Staatsgeschäfte. Der „Alexander der Große unserer Frühgeschichte“, wie ihn der russische Historiker Nikolaj Karamsin charakterisierte, kämpfte ohne Unterlass gegen die nahen und fernen Nachbarn Russlands: Chasaren, Peschenegen, Bulgaren und Byzantiner.
Im Alter von vier Jahren soll Swjatoslaw zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld gestanden haben, als seine Mutter, Fürstin Olga, sich am Stamm der Drewlanen für die heimtückische Ermordung ihres Mannes Fürst Igor rächte. Auf einem Pferd sitzend versuchte der zukünftige Heerführer, einen Speer auf den Feind zu werfen. Der flog jedoch zwischen den Ohren des Pferdes hindurch und traf es an den Hufen. Als der Woiwode Sveneld dies sah, sagte er: „Der Fürst hat die Führung bereits übernommen – lasst uns dem Fürsten folgen.“ Der Feind wurde besiegt.
„Als Swjatoslaw heranwuchs und reifer wurde, begann er, viele tapfere Krieger um sich zu scharen, und er war schnell wie ein Leopard und kämpfte viel“, heißt es in der Nestor-Chronik: „Auf den Feldzügen führte er weder Wagen noch Kessel mit sich, noch kochte er Fleisch, sondern briet fein geschnittenes Pferde-, Wild- oder Rindfleisch auf Kohlen und aß es; er hatte kein Zelt, sondern breitete die Pferdedecke aus, mit dem Sattel als Kissen – so wie alle seine Krieger. Und er sandte in andere Länder [Gesandte, in der Regel vor einer Kriegserklärung] mit den Worten: Ich ziehe gegen Euch.“
Im Jahre 972 kam Swjatoslaw Igorjewitsch von einem Feldzug aus Konstantinopel zurück, als er an den Dnepr-Stromschnellen in einen Hinterhalt der Petschenegen geriet. Nur ein kleiner Teil seiner Armee gelang nach Hause, aber der Find wurde besiegt und aus dem Schädel des getöteten Petschenegen-Fürsten, des Khans Kurja, fertigte Swjatoslaw eine Trinkschale an.
Am 8. September 1380 traf das vereinigte russische Heer unter der Führung des Moskauer Fürsten Dmitrij Iwanowitsch an der Stelle, wo die Neprjadowa in den Don mündet, am Kulikowo-Polje (dt.: Schnepfenfeld), unweit von Tula, auf ein Heer des mongolischen Temnik (dt.: Kriegsherr) Mamaj. Russland, das fast anderthalb Jahrhunderte lang unter der Herrschaft der Mongolen gestanden hatte, bekam endlich die Chance, politisch unabhängig zu werden.
„Seit der Erschaffung der Welt gab es keinen solchen Kampf der russischen Großfürsten wie bei jenem großen Fürsten der ganzen Rus“, heißt es in den Annalen über die Kulikowo-Schlacht: „Als sie von der sechsten bis zur neunten Stunde kämpften, fiel wie Regen aus einer Wolke das Blut sowohl der russischen Söhne als auch und der Heiden und es gab unzählige Tote auf beiden Seiten. Und viele Russen wurden von Tataren geschlagen und Tataren von Russen. Und Leichnam fiel auf Leichnam, der Leichnam des Tataren auf den Leichnam des Christen; hier und da konnte man sehen, wie Ruthenen die Tataren verfolgten und die Tataren die Ruthenen.“
Im Gegensatz zu seinem Gegenüber beobachtete Dmitrij Iwanowitsch die Schlacht nicht „vom hohen Berg“ aus. Er tauschte sein fürstliches Gewand gegen das des Bojaren Michail Brenok und kämpfte als einfacher Krieger. „Die gesamte Rüstung des Großfürsten war verbeult und durchlöchert, aber er hatte keine Wunden am Körper und er kämpfte von Angesicht zu Angesicht gegen die Tataren und kämpfte dabei in der ersten Schlacht allen voran. Viele Fürsten und Woiwoden (dt.: Heerführer) sagten ihm immer wieder: Fürstlicher Herr, strebt nicht nach vorne, sondern nach hinten oder auf einen Flügel oder irgendwo an eine Seite. Er aber antwortete ihnen: Wie soll ich denn sagen: ,Meine Brüder, lasst uns alle gemeinsam ziehenʻ, während ich mein Gesicht verberge und mich verstecke?“
Die Mongolen erlitten eine vernichtende Niederlage und der Fürst selbst erhielt wegen seines Sieges den Spitznamen Donskoj. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Befreiung der russischen Gebiete vom Joch der Goldenen Horde war getan, aber es sollte noch hundert Jahre dauern, bis diese endlich gänzlich befreit wurde.
Mehr als zwanzig Jahre lang führte Russland den so genannten Nordischen Krieg gegen Schweden, in dessen Ergebnis es zu einem mächtigen Reich wurde und in den Kreis der europäischen Großmächte aufstieg. Der Architekt dieses Sieges war Zar Peter der Große, der seine Truppen mehr als einmal persönlich in erbitterte Schlachten führte.
„Krieger! Die Stunde ist gekommen, in der sich das Schicksal des Vaterlandes entscheiden wird. Und so dürft ihr nicht denken, dass ihr für Peter kämpft, sondern für den Staat, der Peter anvertraut ist, für eure Familie, für euer Vaterland, für unseren orthodoxen Glauben und unsere Kirche. Ihr solltet euch auch nicht durch den Ruhm eines scheinbar unbesiegbaren Feindes verwirren lassen – eine Lüge, die ihr selbst durch eure Siege über ihn wiederholt widerlegt habt. Habt im Kampf die Wahrheit vor Augen und Gott, der für euch kämpft. Was Peter betrifft, so sollt ihr wissen, dass ihm sein Leben nicht teuer ist, sondern nur, wenn Russland in Glück und Ruhm lebt, zu eurem Wohl“ – mit diesen Worte wand sich der Zar am 8. Juli 1709, am Vorabend der entscheidenden Schlacht von Poltawa, an seine Truppen.
Peter I. hatte an diesem Tag nicht nur den Oberbefehl, sondern war auch persönlich an den Kämpfen beteiligt. Als zwei schwedische Regimenter fast das Zentrum der russischen Verteidigung durchbrochen hatten, ritt der Zar sofort zu dem gefährdeten Abschnitt und führte den Gegenangriff an, der dazu führte, dass der Feind zurückgeworfen und der Durchbruch verhindert wurde.
Am 7. August 1714 errang die russische Flotte bei Kap Gangut (Halbinsel Hanko in Südfinnland) den ersten Sieg in ihrer Geschichte. Die russischen Galeeren durchbrachen den dichten Beschuss des Feindes, woraufhin die Marineinfanterie die schwedischen Schiffe enterte. Wie immer stand der Zar selbst an der Spitze der Attacke.
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