Wie oft haben die Russen die Goldene Horde besiegt?

Geschichte
BORIS JEGOROW
Ihren berühmtesten Sieg über die Mongolen errangen die Russen in der Schlacht von Kulikowo im Jahr 1380. Dieser Triumph war jedoch keineswegs der einzige.

Die mongolische Invasion, die 1237 über die zerfallende Rus hereinbrach, kam einer Lawine gleich. Es schien, als könne nichts den Ansturm des Steppenvolkes aufhalten, von denen sich die Gefolgsleute der Fürsten fast widerstandslos zerschlagen ließen und die sogar die stärksten Festungen einnahmen. Dennoch gelang es den Russen von Zeit zu Zeit, sich erfolgreich gegen die Eindringlinge zu wehren. So mussten die Mongolen die kleine Stadt Kosielsk 50 Tage lang belagern, und aus Smolensk wurden sie ganz zurückgedrängt. Von ernsthaften Siegen über den einfallenden Feind konnte jedoch nicht die Rede sein.

Schließlich wurde die Rus erobert und geriet in politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von dem mächtigen mongolischen Reich der Goldenen Horde, das sich in der südlichen Steppe nahe der russischen Grenze erstreckte. Die Khane begannen, einen regelmäßigen Tribut zu erheben und den russischen Fürsten sogenannte „Jarlyki“ zu erteilen (Genehmigungsurkunden), auf deren Grundlage diese in ihren eigenen Ländern regieren konnten. Sie schürten dabei eifrig Fehden zwischen den Fürsten und unterstützten von Zeit zu Zeit eine der Parteien. Während eines solchen Konflikts kam es zum ersten ernsthaften Sieg der russischen Truppen über die Mongolen.

Zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts stritten sich Fürst Michail Jaroslawitsch von Twer und Fürst Juri Danilowitsch von Moskau um den Titel des Großfürsten, der seinem Inhaber den Vorrang vor anderen russischen Herrschern verlieh. Durch die Heirat der Prinzessin Kontschaka, der Schwester des zum orthodoxen Glauben übergetretenen Usbek Khan, sicherte sich Juri die Unterstützung der Horde. Trotzdem gelang es dem Heer von Twer am 22. Dezember 1317 in einer Schlacht in der Nähe des Dorfes Bortenewo, die gemeinsamen Streitkräfte des Moskauer Herrschers und des mongolischen Kriegsherrn Kawgadij zu schlagen. Michail Jaroslawitsch wusste, dass der Feind ihm diese Schande nicht verzeihen würde (vor allem, nachdem Kontschaka in der Gefangenschaft von Twer gestorben war). Ohne die Strafexpedition in sein Land abzuwarten, stellte er sich 1318 freiwillig dem Gericht des Khans und kehrte von dort nicht mehr lebend zurück.

In der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts geriet die Goldene Horde in eine politische Krise, die als „Welikaja samjatnja“ (Große Unruhe) bekannt wurde: Innerhalb von zwei Jahrzehnten wurden 25 Khane auf dem Thron abgelöst. Die Mongolen führten einen erbitterten inneren Machtkampf, vergaßen dabei aber nicht, russische Fürstentümer auszurauben, die von Zeit zu Zeit erfolgreich zurückgeschlagen wurden. So wurde 1365 in einer Schlacht in der Nähe des Schischewski-Waldes der Beg (Fürst) Tagai, der die Rjasaner Ländereien heimgesucht hatte, besiegt. Zwei Jahre später wurde Emir Bulat-Timur, dessen Armeen in die Grenzen des Fürstentums Gorodez eindrangen, am Fluss Pjane geschlagen.

Die jahrhundertelangen russisch-mongolischen Kämpfe erreichten ihren Höhepunkt in der Schlacht zwischen dem Moskauer Fürstentum, das um 1370 zum Hauptzentrum des russischen Widerstands gegen die Horde wurde, und dem mächtigen Beg Mamai, der mit großem Erfolg die ungleichen Teile der Goldenen Horde unter seine Herrschaft gebracht hatte. Im Jahr 1378 gelang den Russen am Fluss Woscha ein großer Sieg über ein von ihnen entsandtes Heer: Eine Einheit von fünf Tumen (etwa 50 000 Soldaten) wurden besiegt, fünf Heerführer blieben auf dem Schlachtfeld liegen, darunter der Kommandant Mursa Begitsch.

Zwei Jahre später stießen die Truppen des Moskauer Fürsten Dmitri Iwanowitsch auf dem Kulikowo Pole (Schnepfenfeld) bei Tula bereits mit Mamai zusammen. „Es kam zu heftigen Kämpfen und einer grausamen Schlacht, das Getöse war furchterregend; seit der Erschaffung der Welt hat es keinen solchen Kampf unter den russischen Großfürsten gegeben..." In einer chronistischen Erzählung heißt es über diesen Kampf: „Als sie kämpften, von der sechsten bis zur neunten Stunde, floss das Blut der russischen und heidnischen Söhne wie aus einer Wolke, und unzählige Tote fielen auf beiden Seiten. Viele Russen wurden von Tataren geschlagen, und Tataren von Russen. Die Toten fielen übereinander, tatarische auf christliche Körper; hier und da konnte man sehen, wie Russen die Tataren jagten und Tataren Russen hetzten“.

Der Ausgang der Schlacht wurde durch russische Truppen im Hinterhalt entschieden, die die vorwärtsdrängenden mongolischen Reiter von hinten angriffen. Nachdem Mamai fast seine gesamte Armee verloren hatte, floh er und wurde schließlich von seinem Hauptrivalen, Toktamisch Khan, ermordet. Im Gegensatz zum Usurpator Mamai war dieser ein Nachkomme von Dschingis Khan und galt als rechtmäßiger Herrscher der Horde. Toktamisch, der die „großen Unruhen“ beendet hatte, gelang es 1382, Moskau niederzubrennen und die Wiederaufnahme der Tributzahlungen zu erwirken. Dennoch war nach dem Sieg auf dem Kulikowo-Feld der Prozess einer Befreiung Russlands von den Eindringlingen nicht mehr aufzuhalten.

Die russischen Fürsten blickten nicht mehr mit Furcht und Zittern auf die Mongolen. Sie unterliefen oft die Zahlung des Tributs und kümmerten sich wenig um die Reaktion der Goldenen Horde. Diese war Anfang des 15. Jahrhunderts nach den Schlägen des zentralasiatischen Eroberers Tamerlan zerfallen war. Der letzte Versuch, die Russen zu unterwerfen, wurde von Akhmat Khan unternommen, der über die so genannte Große Horde herrschte, das größte Fragment des einst mächtigen Imperiums.

Im Jahr 1472 versuchte das mongolische Heer, nach Moskau durchzubrechen, wurde aber am Fluss Oka in der Nähe von Alexin aufgehalten. Acht Jahre folgte ein neuer Vorstoß. Die Feinde trafen am Fluss Ugra aufeinander, und nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Wasserbarriere zu überwinden, führte Akhmat seine Truppen weg. Die Macht der Mongolen in Russland war endgültig beendet.