Nicht realisierte Projekte der Moskauer Metro (FOTO)

Die Metrostationen der Hauptstadt wurden als wahre architektonische Meisterwerke entworfen. Aber viele von ihnen hätten auch ganz anders aussehen können. Und einige von ihnen sind nie über die Planungsphase hinausgekommen.

U-Bahn auf dem Roten Platz

Die Ingenieure Pjotr Balinskij und Jewgenij Knorre träumten schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vom Bau einer U-Bahn. Sie wandten sich an den Generalgouverneur von Moskau, Großfürst Sergej Alexandrowitsch, mit dem Vorschlag, ein Netz von Stadtbahnen mit großer Geschwindigkeit außerhalb des Straßennetzes zu schaffen. Die Länge der U-Bahn sollte 105 km betragen, wobei sowohl unterirdische als auch oberirdische Stationen vorgesehen waren.

Der Rote Platz sollte der größte Verkehrsknotenpunkt werden, der Hauptbahnhof auf dem Wassilewskij Spusk in der Nähe der Basilius-Kathedrale und die U-Bahn-Station unter dem Teatralnaja-Platz liegen. Die Ingenieure schlugen vor, zahlreiche Kirchen abzureißen, da sie „Hindernisse“ für den Bau der U-Bahn darstellten. Diese fortschrittliche Idee fand keine Unterstützung und die Zaristische Moskauer Archäologische Gesellschaft bezeichnete sie als „einen unverschämten Eingriff in etwas, das für das gesamte russische Volk in der Stadt wertvoll ist“. Doch der Anfang war gemacht.

Als die Moskauer Stadtbahn in den 1920er Jahren mit der Planung einer Metro begann, griff sie auf die Idee von Knorre und Balinskij zurück, eine Station im Zentrum der Stadt zu errichten. Sie sollte unter dem Roten Platz gebaut werden. Das Projekt wurde von dem Architekten Wladimirow und dem Ingenieur Boldyrjów entwickelt, die den Stil des Konstruktivismus wählten und sich die zukünftige Station auf drei Ebenen mit unterirdischen Gängen und Umsteigemöglichkeiten vorstellten. Doch leider wurde diese Idee nie umgesetzt.

Station Teatralnaja oder Swerdlowa

Die von Boldyrjów und Wladimirow entworfenen Stationen unterschieden sich deutlich von dem, was wir heute sehen. Ihre Moskauer Untergrundbahn ähnelte eher der Pariser Metro. Ein lakonischer, schlichter, maximal zweckmäßiger Stil – kein Vergleich zu den Marmorpalästen der heutigen Stationen. So glich die Station Teatralnaja (damals Swerdlowa) in ihrem Projekt einer der vielen U-Bahn-Stationen in einer europäischen Stadt. Gefliest, mit Bahnsteigen an den Seiten des Tunnels und Gleisen in der Mitte. Die Wahl fiel schließlich auf den Entwurf des Architekten Iwan Fomin, bei dem sich alles einem feierlichen theatralischen Thema unterordnet. 

Drei Pawelezkaja-Stationen

Herausragende Architekten der damaligen Zeit arbeiteten an der Gestaltung der Stationen, darunter die Brüder Wesnin. Für die künftige Station Donbass (so sollte damals die Station Pawelezkaja heißen) entwarfen konstruktivistische Architekten gleichzeitig drei Projekte.

Sie sollten die Ausbeutung unterirdischer Ressourcen und die industrielle Entwicklung des Donbass symbolisieren. Die Wesnins schlugen vor, Smalte-Mosaike an der Decke als Dekoration zu verwenden, wollten jedoch im Großen und Ganzen die Station nicht mit Details überladen.

Doch wegen des Krieges wurde keiner der Entwürfe umgesetzt, obwohl ihr Projekt den Wettbewerb gewonnen hatte. Und die fertigen Mosaike, die nach dem Entwurf von Alexander Dejneka entstanden, wurden für die Dekoration einer anderen Station – der Nowokusnezkaja – verwendet.

Station Lenin-Bibliothek

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollten die Bürger so bequem wie möglich mit dem neuen Verkehrsmittel – der U-Bahn – unterwegs sein. Es wäre ihnen nie in den Sinn gekommen, dass sie in Kutschen fahren, die sich unter der Erde fortbewegten.

Bei der Gestaltung der ersten Stationen wurde diesem Aspekt große Aufmerksamkeit gewidmet. Konstantin Dschus-Danilenko schlug zum Beispiel vor, die Decke des Stations Biblioteka imeni Lenina (Leninbibliothek) schwarz zu streichen. Das sollte den Eindruck erwecken, als würden die Fahrgäste draußen unter dem Nachthimmel auf einen Zug warten. Der Effekt sollte durch die Bänke und die Beleuchtung auf dem Bahnsteig noch verstärkt werden. Die Behörden waren von dem Projekt nicht begeistert. In der gewählten Version war die Asphaltfläche des Bahnsteigs das Einzige, was an einen Bahnhof über der Erde denken ließ. Später wurde er durch Granit ersetzt.

Altrussische Station Oktjabrskaja

Eine der dezentesten und zugleich feierlichsten Stationen der Moskauer Metro ist eine wahre Hymne an die militärische Leistung während des Zweiten Weltkriegs. Das Projekt des Architekten Leonid Poljakow weckt sofort Assoziationen an antike Tempel. Heller Marmor, thematische Flachreliefs, Lampen in Form von Fackeln und schließlich eine versteckte Nische am Ende des Bahnsteigs, die einem Altar ähnelt. Schon der Eingang erinnert an einen Triumpfbogen. Der Entwurf von Pjotr Rewjakin macht einen ganz anderen Eindruck. Er sah die Station im altrussischen Stil. Auf seinen Skizzen sieht die unterirdische Oktjabrskaja eher wie Bojarengemächer aus, die mit leuchtenden Farben bemalt sind, und die glatten Linien der Gewölbe erinnern an den Kreml.

Mehrgeschossige Station Kijewskaja

Diese unterirdische Stadt verkörpert viele Ideen, sowohl architektonische als auch technische. Große Knotenpunkte, Umsteigestationen, ungewöhnliche stilistische Lösungen. Aber es gab auch Ideen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Der Architekt Iwan Taranow arbeitete an einem Entwurf für eine zweistöckige Station. Seiner Idee zufolge hätten die vier Gleistunnel einer solchen Umsteigestation in einer gemeinsamen Halle gemündet. Und die Fahrgäste wären über kurze Rolltreppen zum richtigen Bahnsteig gelangt – vertikale Umstiege hätte Gedränge vermieden. Es wurde beschlossen, die Idee beim Bau der Station Kijewskaja umzusetzen. Die innovative Station wurde 1947 als eine Art Geschenk zum 70. Geburtstag Stalins geplant. Nachdem man sich jedoch die möglichen Folgen eines Scheiterns des Baus ausgemalt hatte, beschloss das Bauunternehmen Metrostroj, das Projekt nicht in Angriff zu nehmen.

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