Offiziell wurde die UdSSR am 30. Dezember 1922 gegründet, als der Vertrag über die Gründung der UdSSR (unterzeichnet zwischen der Russischen SFSR, der Transkaukasischen SFSR, der Ukrainischen SSR und der Weißrussischen SSR) vom Ersten Allunionskongress der Sowjets angenommen wurde.
Wladimir Lenin und Joseph Stalin im Jahr 1922 zusammen abgebildet. Lenin war der Gründer und erste Führer der Sowjetunion und vertrat die Ideologie der Revolution von 1917. 1922 wurde Stalin zum Generalsekretär des Zentralkomitees der Bolschewistischen Partei gewählt – dieser Posten verkörperte bis zum Zerfall des Landes das Oberhaupt des Landes.
1922 wurden zahlreiche sowjetische Organisationen gegründet. Die nach Lenin benannte Allunionspionierorganisation ist eine von ihnen.
Die Bolschewiki hatten viele fortschrittliche und wichtige Ideen und Kampagnen – eine davon war der Kampf gegen das Analphabetentum. In Rekordzeit wurde durch die Einführung der kostenlosen und obligatorischen Bildung mindestens der Hälfte des Landes das Lesen und Schreiben beigebracht. Und die Anzahl der Analphabeten sank von Jahr zu Jahr.
>>> Wie die Bolschewiken den Russen Lesen und Schreiben beigebracht haben
Gleichzeitig führten die bolschewistischen Behörden eine antireligiöse Kampagne, konfiszierten den Besitz der Kirchen und führten Massenverhaftungen und Prozesse gegen Priester durch.
Nach Lenins Tod wurde Stalin 1925 zum Führer der Sowjetunion. Er ist für seine harte Politik bekannt, bei der er die Interessen des Landes über die Interessen (und das Leben) der Bevölkerung stellte. Dennoch gibt es immer noch Anhänger, die Stalins Politik der forcierten Industrialisierung des Landes und den Aufbau der Sowjetunion zu einem starken Imperium in kürzester Zeit unterstützen.
>>> Aufholen und überholen: Deutschlands Rolle bei der Industrialisierung der UdSSR in den 1930er Jahren
Unter Stalin wurden zahlreiche Fabriken und riesige Wasserkraftwerke errichtet und in Betrieb genommen, Straßen und ganze Verkehrssysteme gebaut (wie z.B. die Moskauer U-Bahn) und Moskau in eine Metropole verwandelt. Eines von Stalins ehrgeizigsten Projekten waren die repräsentativen Hochhäuser, die in die Geschichte als die Sieben Schwestern eingegangen sind und erst nach seinem Tod fertiggestellt wurden.
Eine der dunkelsten Seiten von Stalins Herrschaft war das System der GULAG-Arbeitslager, in denen Gefangene für die kompliziertesten Bauarbeiten unter den härtesten Bedingungen eingesetzt wurden, sei es im Hohen Norden, in der Holzwirtschaft in Sibirien oder beim Uranabbau im Fernen Osten.
>>> Abkürzung für Grausamkeit: Was war der GULAG?
Tausende sowjetische Bürger starben im GULAG. Um alle politischen Konkurrenten und die so genannte „fünfte Kolonne“ loszuwerden, konnte Stalins NKWD (der spätere KGB-Geheimdienst) jeden wegen eines unvorsichtigen Witzes oder einer Denunziation verhaften.
Um herauszufinden, was mit ihren Verwandten geschehen war, standen die Menschen manchmal stundenlang in der Schlange vor dem NKWD-Büro. Auf dem Foto ist Stalin mit dem berüchtigten NKWD-Chef Nikolai Jeschow abgebildet.
Der Zweite Weltkrieg wurde zu einer der schwierigsten Ereignisse in der sowjetischen Geschichte. Die vier Jahre, die die UdSSR im Kampf gegen die Nazis verbrachte, wurden in der nationalen Geschichte unter dem Namen Großer Vaterländischer Krieg verewigt. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen, Kinder und Rentner halfen dem Land zum Sieg. Einige kämpften an der Front, während andere damit beschäftigt waren, Munition herzustellen oder Uniformen zu nähen.
In dem Albtraum des Zweiten Weltkriegs, der Millionen von Sowjetbürgern das Leben kostete, erlebte die Stadt Leningrad unter der Belagerung durch die Nazis die härtesten 900 Tage – ohne Nahrung, Heizung und Strom.
>>>Wie die Rote Armee die Blockade von Leningrad durchbrach (FOTO)
Nachdem die Sowjetunion den Krieg gewonnen hatte, erholte sie sich Jahr für Jahr von den großen Verlusten. Die Industrie kehrte zu einer friedlichen Produktion zurück und die Ära der sowjetischen Kultur und des Kinos begannen.
Nach Stalins Tod im März 1953 wurde Nikita Chruschtschow Oberhaupt der Sowjetunion. Er schloss den GULAG, ließ viele Gefangene amnestieren und begann die Politik der sogenannten Entstalinisierung. Die Jahre seiner Herrschaft sind unter dem Namen Chruschtschows Tauwetterperiode in die Geschichtsbücher eingegangen.
Eines der bemerkenswertesten Merkmale dieser Jahren war die Lösung des Wohnungsproblems. Im Zuge der sowjetischen Industrialisierung waren Millionen von Menschen aus den Dörfern in die Städte gezogen, aber sie hatten nicht genügend Wohnraum, so dass sie in Gemeinschaftswohnungen oder Wohnheimen untergebracht werden mussten. Chruschtschow initiierte den Bau billiger Standardwohnungen, die heute als Chruschtschowkas bekannt sind.
Schließlich wurde die Ära Chruschtschow durch eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der ganzen Menschheit geprägt: Der Kosmonaut Juri Gagarin flog als der erste Mensch ins Weltall.
Seit 1964 und fast zwanzig Jahre lang wurde das Land von Leonid Breschnew regiert. Diese Zeit, beginnend in den 1970er Jahren, ist als Zeitalter der Stagnation bekannt, wobei die Kommunistische Partei sie offziell als „entwickelten Sozialismus“ bezeichnete.
Es war die Zeit der Stabilität. Das frühere rasante Wirtschaftswachstum ließ deutlich nach, aber das Land begann gleichzeitig mit dem Ölverkauf große Einnahmen zu erzielen. Außerdem war der Lebensstandard wesentlich höher als in den 1960er Jahren. Und das alles, während sich die Beziehungen zwischen der UdSSR und den USA im Kalten Krieg erwärmten. Auf dem Foto ist Leonid Breschnew mit dem US-Präsidenten Jimmy Carter zu sehen.
In den 1980er Jahren starben nacheinander zwei sowjetische Staatschefs, die beide nur etwa ein Jahr regiert hatten. Es gab auch eine Wirtschaftskrise, ein Defizit an allem, leere Regale und lange Schlangen vor den Geschäften... Schließlich ereignete sich 1986 eine der größten Katastrophen – die Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl. All diese Ereignisse zeigten, dass umfassende Reformen im Lande notwendig waren. So begann die von Michail Gorbatschow initiierte Politik der Perestroika.
Dank der späten 1980er Jahre wurde die Welt nicht nur mit russischen Begriffen wie Perestroika, sondern auch mit Glasnost vertraut gemacht. Wenn auch nicht gerade eine echte Redefreiheit bestand, so doch zumindest die Möglichkeit, die Menschen über die Geschehnisse im Lande zu informieren, und zwar nicht nur auf positive Weise, wie es das sowjetische Fernsehen zu tun pflegte. Gleichzeitig fiel die Zensur weg, und es wurden viele großartige russische und sowjetische Bücher veröffentlicht, von Boris Pasternaks Doktor Schiwago bis zu Alexander Solschenizyns Der Archipel Gulag.
Im Rahmen der Reformen gewährte Michail Gorbatschow den Sowjetrepubliken mehr Autonomie und hielt sogar ein Referendum über die Rettung der UdSSR ab (für das die meisten Menschen stimmten). Gorbatschow plante die Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrags. Im August 1991 fand jedoch in Moskau ein Putsch-Versuch statt, der scheiterte. Am 26. Dezember 1991 ging die Ära der Sowjetunion nach fast 70 Jahren ihres Bestehens zu Ende.