Er fuhr auch nach London, wo er der 20-jährigen Victoria vorgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war diese bereits seit zwei Jahren Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Irland.
Königin Victoria von England, 1844-1845, Franz Xaver Winterhalter.
Royal Collection/Public DomainAlexanders Adjutant, Oberst Semjon Jurjewitsch, schrieb: „Am Tag nach dem Ball sprach der Thronfolger nur von der Königin... und ich bin sicher, dass auch sie Gefallen an seiner Gesellschaft fand.“ Einige Tage später schrieb er in sein Tagebuch: „Der Zarewitsch sagte mir, dass er in die Königin verliebt sei, und ich bin überzeugt, dass sie seine Gefühle teilt...“
Bald war die gegenseitige Zuneigung der jungen Leute für alle offensichtlich. Victorias Gefolge sorgte dafür, dass sie während Alexanders Besuch nach Schloss Windsor zog, weit weg vom Großfürsten.
Die weitere Entwicklung ihrer Beziehung war unmöglich. Denn Victoria sollte einen Gatten finden, der Prinzgemahl werden konnte. Da Alexander Anwärter auf den russischen Thron war, brauchte er eine Braut, die bereit war, zum christlich-orthodoxen Glauben zu konvertieren und nach St. Petersburg zu ziehen.
Vor Alexanders Abreise gelang es Victoria, ihn noch einmal zu sehen. Über dieses Treffen schrieb sie in ihrem Tagebuch Folgendes:
„Er war blass und seine Stimme zitterte, als er auf Französisch zu mir sagte: Mir fehlen die Worte, um all das auszudrücken, was ich fühle, und fügte hinzu, wie dankbar er für diesen freundlichen Empfang sei. <...> Daraufhin schmiegte er sich an meine Wange und küsste mich so warm und innig, und dann schüttelten wir uns noch einmal ganz herzlich die Hände. Ich hatte wirklich das Gefühl, mich von einem nahen Verwandten zu verabschieden und nicht von einem Fremden, und ich war sehr traurig, mich von diesem lieben, süßen jungen Mann zu trennen, in den ich wirklich ein wenig verliebt war und an dem ich zweifellos sehr hing.“
Porträt des Großfürsten Alexander, 1840, Franz Krüger.
Die Eremitage/Public DomainDer Historiker Jewgenij Olchowskij zitiert in seinem Buch seinem Buch Geheimnisse und Winkelzüge der russischen Geschichte die Erinnerungen von Semjon Jurjewitsch – ihm zufolge verließ der russische Thronfolger London in aufgewühlter Stimmung:
„Als der Zarewitsch Alexander dann mit mir allein war, warf er sich in meine Arme und wir weinten beide. Er sagte mir, er werde Victoria nie vergessen. Zum Abschied hatte er die Königin geküsst. „Es war der glücklichste und traurigste Moment meines Lebens“, teilte er mir mit.
Zur Erinnerung an ihr Zusammentreffen behielt Victoria ein Album mit Porträts von Alexander und der ihr von ihm geschenkte Schäferhund namens Kasbék, den die Königin vergötterte.
Ihr nächstes Treffen fand 35 Jahre später, im Mai 1874, statt. Der russische Zar kam nach London, um den Sohn der britischen Königin, Herzog Alfred von Edinburgh, nach der Heirat mit seiner Tochter Maria in die Heimat zu begleiten.
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