Alles, was Sie über Gagarin wissen müssen

Daily Herald/Mirrorpix/Getty Images
Wir haben für Sie wissenswerte Fakten über den ersten Menschen im Weltall zusammengetragen.

Gagarin: Sohn eines Schafhirten

Gagarin war das, was man einen „einfachen Mann aus dem Volk“ nennt: Sein Vater war ein Hirte und seine Mutter leitete eine Schweinefarm. Als Kind verbrachte er eineinhalb Jahre unter deutscher Besatzung. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Gießer und trat gleichzeitig einem Aeroclub bei. Als er zum Militär eingezogen wurde, teilte man ihn den Fliegertruppen zu. Dies war der eigentliche Beginn seiner Laufbahn als Pilot. Nach 265 Flugstunden erhielt er die Qualifikation „Militärpilot der 3. Klasse“ und erreichte den Rang eines Oberleutnants.

Er wusste, dass er sich auf einem Selbstmordkommando befinden könnte.

Vor seinem Flug waren vier Puppen in die Umlaufbahn geschossen worden, eine von ihnen verglühte. Diese Informationen wurden geheim gehalten, aber jeder wusste, dass eine reale Chance bestand, dass Gagarin nicht aus dem All zurückkehren würde.

Zumal Sergej Koroljow, der Leiter des Raumfahrtprogramms, drei Tage vor dem Start beschloss, den Kosmonauten zu zeigen, wie man die R-9A-Kampfrakete startet. Doch um 8:00 Uhr morgens auf dem Kosmodrom explodierte die Rakete während des Starts vor den Augen der Kosmonauten. Koroljow beeilte sich, Gagarin zu versichern, dass seine R-7-Rakete viel zuverlässiger sei.

Dennoch schrieb Gagarin seiner Frau einen Abschiedsbrief. 

Während des Starts dachte Gagarin, er würde brennen.

Zu dieser Zeit wusste noch niemand, wie ein Raumschiff, das die Schichten der Atmosphäre durchquert, von innen aussieht. Als Gagarin also Flammen an der Außenseite der Wostok-1-Kapsel sah, geriet er in Panik und meldete sich bei der Flugleitzentrale: „Ich brenne, lebt wohl, Genossen!“

Gagarin wäre 1961 wirklich fast ums Leben gekommen.

Die Landung in der Kapsel auf der Erde war in jenen Jahren technisch noch nicht möglich: Gagarin musste sich mit dem Fallschirm aus der Kapsel befreien. Doch als er abspringen sollte, öffnete sich das Ventil für die Luftzufuhr in seinem Druckanzug nicht sofort. So wäre er auf der letzten Etappe der Mission beinahe ums Leben gekommen. 

Gagarin wurde wegen seines Aussehens ausgewählt.

Er war athletisch gebaut, hatte eine gute Koordination, meisterte die Tests problemlos, hatte aber keine besonderen Talente im Vergleich zu den anderen Kandidaten für den ersten Raumflug. Weitere Faktoren, die für Gagarin sprachen, waren sein fotogenes Aussehen, sein wohlklingender Name und sein entwaffnendes Lächeln. Der sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow wusste, dass der erste Kosmonaut automatisch zu einer öffentlichen Figur, zum „Gesicht des Landes“ werden würde. Und er wusste, dass dieses Gesicht attraktiv sein musste.

Sein Flug verlief im Autopilot-Modus.  

Um das mit der Steuerung des Raumschiffs verbundene Risiko zu minimieren, wurde beschlossen, den Flug im Autopilot-Modus durchzuführen. Der Astronaut konnte nur dann die Steuerung übernehmen, wenn die Automatik versagte. Dazu kam es jedoch nicht.

Für seinen Flug wurde er stattlich vergütet.  

Lange Zeit war diese Information geheim, aber jetzt wissen wir es: Die Sowjets setzten für den ersten bemannten Weltraumflug 15.000 Rubel an - das entsprach 187 durchschnittlichen Monatsgehältern in der UdSSR. Aber es war nicht nur Geld, das Gagarin verdiente. Er erhielt eine möblierte Vier-Zimmer-Wohnung, einen Dienstwagen der Luxusklasse, ein Haus für seine Eltern und wurde mit allem ausgestattet, was er zum Leben brauchte - von Mänteln und Hemden bis hin zu elektrischen Rasierapparaten. 

In seiner Heimat empfing man ihn wie einen Rockstar.

Am 12. April 1961 ließ die gesamte UdSSR ihre Arbeit ruhen: Der Arbeitstag wurde zu einem Feiertag der ganzen Nation. Der bis dahin unbekannte Juri Gagarin verwandelte sich  innerhalb weniger Stunden in einen Star. Wie er auf den sowjetischen Straßen begrüßt wurde, sehen Sie hier.

Gagarin wurde sofort auf eine Welttournee durch 29 Länder geschickt. Er dinierte mit der britischen Königin, badete in einem Tropenregen in Kuba mit Fidel Castro und nahm an einem Empfang mit der italienischen Schauspielerin Gina Lollobrigida teil.

Gagarin liebte sein ganzes Leben lang nur eine Frau.

„Ich mochte alles an ihr: ihren Charakter, ihre kleine Statur, ihre hellen, braunen Augen, ihre Zöpfe und ihre kleine, leicht sommersprossige Nase“, sagte Juri Gagarin über seine Frau Valentina. Sie lebten 11 Jahre lang glücklich zusammen. Selbst als Gagarin der Weltruhm und die Liebe Tausender von Frauen zuteil wurden, blieb er seinem bescheidenen Mädchen „im einfachen blauen Kleid“ treu. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete Valentina nie wieder und gab auch keine Interviews. Lesen Sie hier, was sie tat.

Gagarin flog nie wieder ins All.

Seine Tourneen rund um die Welt waren Gagarins Gesundheitszustand abträglich, und er nahm an Gewicht zu. Dies beunruhigte ihn: Der Kosmonaut war besorgt, dass das Oberkommando ihn nicht weiter ins All schicken würde. Er kehrte 1963 zum Training zurück, trat aber keine Weltraumfahrt mehr an. 

Nikolai Kamanin, Leiter der Kosmonautenausbildung, schrieb in seinem Buch „Geheimer Kosmos“: „Gagarin hofft, dass er eines Tages neue Weltraumflüge machen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass dies jemals der Fall sein wird. Gagarin ist der Menschheit zu wertvoll, als dass er sein Leben für einen gewöhnlichen Weltraumflug riskieren könnte.“ 

Gagarin litt unter Depressionen und trank viel.

Dem weltberühmten Kosmonauten setzte es zu, dass er keine Möglichkeit für einen neuen Flug hatte. Er wurde von Depressionen geplagt. Dazu kam die Alkoholsucht: Jeder - von Verwandten bis zu Ministern und Marschällen - wollte mit Gagarin trinken: auf die Freundschaft, auf die Liebe, auf das All und auf Tausend andere Dinge.

Die Gerüchte über Gagarins Alkoholexzesse wurden immer lauter. Die berühmteste Anekdote zu seiner Trunksucht beruhte auf einem traurigen Ereignis im Schwarzmeerort Foros. Gagarin sprang vom Balkon seines Hotels, zertrümmerte sich einen Knochen seines Gesichts und verbrachte einen Monat im Krankenhaus.

Gagarin starb während eines routinemäßigen Trainings.

Gagarin starb im Frühjahr 1968 im Cockpit einer MiG-15 während eines routinemäßigen Trainingsfluges. Das Kampfflugzeug stürzte auf den Boden, nachdem Gagarin in aller Ruhe das Ende der Flugmission und die Rückkehr zur Basis angekündigt hatte. 

Die Ermittlungen wurden in 29 als „geheim“ eingestuften Bänden zusammengefasst. Eine Stellungnahme zu den Umständen des Todes wurde der Öffentlichkeit nicht präsentiert, nicht einmal die kürzeste Schlussfolgerung aus den Ermittlungen. Erst 2011 wurde auf der Grundlage dieser Dokumente als wahrscheinliche Ursache der Katastrophe ein scharfes Manöver und die Kollision mit einer Ballonsonde genannt. Übrigens war Gagarin nicht allein im Flugzeug. Wer der zweite Tote war - lesen Sie hier.

Gagarin wurde eingeäschert, und seine Asche in der Kreml-Mauer eingemauert.

In den späten 1960er Jahren hatte die sowjetische Regierung bereits herausgefunden, wie man eine Erdbestattung nach „christlicher Manier“ vermeiden konnte: Viele berühmte Persönlichkeiten wurden nun eingeäschert. 

Genau das war auch bei Gagarin der Fall. Die Urne mit seiner Asche wurde in der Kremlmauer eingemauert, wo zu diesem Zeitpunkt bereits eine ganze Nekropole berühmter Kommunisten, Militärs und Staatsmänner entstanden war.

>>> Clara Zetkin, Fritz Heckert und andere Ausländer: Bestattet auf dem Roten Platz in Moskau

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