Wie die sowjetische Miliz gegen die Wehrmacht kämpfte

Sowjetische Polizisten

Sowjetische Polizisten

Archivbild
Zu Beginn des Krieges mussten sowjetische Milizionäre oft als einfache Soldaten der Roten Armee gegen den Feind kämpfen. Sie waren schlecht bewaffnet und hatten keine Kampfausbildung, waren aber manchmal genauso gut wie die erfahrenen Soldaten der Wehrmacht.

Seit dem Beginn der deutschen Invasion hatte die sowjetische Miliz viele schwierige Aufgaben. Dazu gehörten die Suche nach deutschen Subversions- und Aufklärungsgruppen im Hinterland, die Festnahme von Deserteuren sowie die Verhinderung von Plünderungen und der Verbreitung von Panik in der Gesellschaft.

Sowjetischer Polizist

Die Beamten der Innenbehörden vergaßen dabei jedoch nicht ihre unmittelbaren Aufgaben. Der Krieg führte zu einem Anstieg der Kriminalität in den Städten und Dörfern, gegen die ebenfalls vorgegangen werden musste.

Gleichzeitig wurde eine große Anzahl von Milizionären zur Roten Armee mobilisiert oder meldete sich freiwillig an die Front. Außerdem wurden sie in großem Umfang in die NKWD-Truppen rekrutiert, zu deren Struktur auch die sowjetische Miliz gehörte. Diese internen Truppen dienten dem Schutz der Grenzen, des rückwärtigen Bereichs, der Eisenbahnen, der besonders wichtigen Industriebetriebe und der Haftanstalten. Manchmal nahmen sie auch an Kampfhandlungen teil.

Vertreter hochrangiger Moskauer Polizeibeamter auf dem militärischen Schießplatz.

Nachdem sie eine Kampfausbildung erhalten hatten, kämpften die Milizionäre jedoch nicht immer als Teil großer militärischer Formationen. Gelegentlich waren die Ordnungshüter gezwungen, buchstäblich von ihrem Schreibtisch aufzustehen und lediglich mit Pistole, Gewehr und Molotowcocktail gegen erfahrene Wehrmachtssoldaten zu kämpfen.

Die Ersten im Kampf

Einen heldenhaften Widerstand gegen die deutsche Armee leisteten in den ersten Stunden des Krieges die Angehörigen der Transportmiliz des Bahnhofs Brest in der gleichnamigen Grenzstadt. Neben den Milizionären unter der Führung des Kommandeurs der Abteilung, Oberleutnant Andrej Worobjow, schützten verstreute Gruppen des 17. Brester Grenzkommandos und des 60. Schützenregiments der NKWD-Truppen der UdSSR die Bahnanlagen.

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Oberleutnant Andrej Worobjow

„Überall waren Menschenmassen, Granaten schlugen ein, ringsum brannte es“, erinnert sich der Milizionär Nikita Jaroschik. „Unter den Passagieren brach Panik aus. Worobjow ordnete an, dass Frauen und Kinder als erste evakuiert werden sollten. Ein Teil der Arbeiter wurde auf den Bahnsteig geschickt, um für Ordnung im Zug zu sorgen. Dieser Zug war der letzte, der noch rechtzeitig abfuhr. Eine Gruppe von Milizionären erhielt den Befehl, alle persönlichen und beschlagnahmten Waffen und Patronen mitzunehmen und in der Nähe der Westbrücke in Verteidigungsstellung zu gehen.“

Die Milizionären wehrten mehrere Angriffe des Feindes ab, bevor sie zum Bahnhof zurückgedrängt wurden. Den Deutschen gelang es bald, das Gebäude vollständig zu blockieren. Die Verteidiger mussten im Keller in Deckung gehen und waren gezwungen, zwei weitere Tage lang zu kämpfen, da ihnen Nahrung, Wasser und Munition fehlten.

Die Polizei von Brest vor dem Krieg

Schließlich beschloss man, sich den Weg aus dem brennenden Bahnhof freizukämpfen. Am 25. Juni durchbrachen die Soldaten die Umzingelung. Worobjow eilte zu seiner Familie in der Stadt, die bereits vom Feind besetzt war, aber sein Erscheinen wurde von seinem Vermieter sofort der Gestapo gemeldet. Der Milizionär wurde gefangen genommen und nach dem Verhör erschossen.

Standhaftigkeit bis zum Schluss

Sechs Tage lang, vom 13. bis 18. Juli 1941, verteidigte das kombinierte Bajonett-Milizbataillon 250 unter der Führung von Leutnant Konstantin Wladimirow den nördlichen Stadtrand von Mogiljow im Osten Weißrusslands.

Die Einheit wurde in aller Eile zusammengestellt, war schlecht bewaffnet und bestand zu einem großen Teil aus Kadetten der Milizschulen von Minsk und Grodno. Trotzdem hielten die Männer bis zum Tod stand.

Leutnant Konstantin Wladimirow

„Das Milizbataillon schlug sechs Angriffe überlegener feindlicher Kräfte zurück, unterstützt durch Artillerie- und Mörserfeuer sowie durch Luftangriffe“, berichtete Wladimirow am 17. Juli der Militärführung. „Wir vernichteten bis zu 400 Hitlersoldaten und -offiziere. Unsere Verluste: Einhundertachtzehn Soldaten, Unteroffiziere und mittlere Kommandeure fielen, von denen, die in den Reihen blieben, wurde jeder zweite verwundet. Während des siebten Angriffs nahm der Feind Staroje Paschkowo ein. Wir planen einen Gegenangriff mit allen verfügbaren Kräften, um die Situation wiederherzustellen. Uns geht die Munition aus. Ich werde noch zehn bis zwölf Stunden durchhalten.“

Der letzte Kampf des Bataillons fand am 18. Juli statt. Damals wurden bei einem Gegenangriff der Kommandeur der Einheit und fast alle überlebenden Milizionäre getötet. Nur einigen wenigen gelang es, zu entkommen und sich der Roten Armee oder Partisaneneinheiten anzuschließen.

Schulter an Schulter mit der Roten Armee

Angehörige des Innenministeriums nahmen gemeinsam mit regulären Truppen an der Verteidigung von Riga, Tallinn, Lwow, Kiew, Dnepropetrowsk und anderen Städten teil. Bei den Kämpfen in der Nähe von Kingisepp im August und September 1941 wurde das Bataillon des Narva-Arbeiterregiments, das aus Angehörigen der estnischen Miliz bestand, fast vollständig aufgerieben.

Sowjetische Polizei im Jahr 1942

Von Ende Oktober 1941 bis Juli 1942 waren die Milizionäre des belagerten Sewastopol mit der Suche und Beseitigung von subversiven Gruppen und Beobachtern, die die feindliche Artillerie mit Korrekturinformationen versorgten, sowie mit der Bekämpfung von Banditentum und Plünderungen beschäftigt.

In den letzten Tagen der Stadtverteidigung nahmen sie an Straßenkämpfen teil und zogen sich mit den Resten der Garnison auf das Kap Chersones zurück.

General Wassilij Tschuikow, der eine wichtige Rolle bei der Verteidigung von Stalingrad spielte, bewertete die Rolle der Miliz bei diesen Ereignissen: „Als Teilnehmer dieser in der Geschichte des Krieges beispiellosen Aktion möchte ich den Mut, die Widerstandsfähigkeit, die Gelassenheit und die Selbstbeherrschung der Stalingrader Milizionäre bei der Verteidigung der Stadt hervorheben. Unter ständigem Bombardement, Artillerie- und Mörserbeschuss evakuierten sie Menschen über die Wolga, löschten Brände, schützten materielle Werte, das Eigentum der Bürger und die öffentliche Ordnung. Ihre Rolle bei der Überquerung der Truppen, die den Verteidigern der Stadt zu Hilfe kamen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.... In kritischen Momenten, als es dem Feind gelang, in unsere Verteidigung einzubrechen, standen Milizbeamte in der Schusslinie ....“

Die Verluste unter den Mitarbeitern des Innenministeriums und der Truppen des NKWD während des Krieges gegen Nazideutschland und dessen Verbündete werden auf 159.000 Personen geschätzt.

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