Sowjetische Filmschauspielerin Irina Skobzewa, 1956
V.Kozlov/SputnikVor der Revolution von 1917 wurden in Russland hauptsächlich Seife, Cremes und Parfüms hergestellt. Schminke war nicht üblich, da es als vulgär galt – sowohl bei den Bauern als auch beim Adel. Selbst die letzte Kaiserin Alexandra Fjodorowna trat in der Öffentlichkeit nur mit einem leichten Hauch von Parfüm auf.
Warum hat die Gesellschaft ihre Ansichten geändert? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann sich die Filmindustrie rasant zu entwickeln – dann erschienen die ersten Farbfilme.
Krasnyj-Mak-Werbung (dt.: Roter Mohn) von Max Litwak, 1938
GemeinfreiIn der Sowjetunion tauchten eigene Starschauspielerinnen auf. Obwohl ihr Aussehen an das von Marlene Dietrich und Greta Garbo erinnerte, spielten sie aber auch die Rollen der Erbauerinnen des Kommunismus.
Ljubow Orlowa im Film „Treffen auf Elba“, 1949
Directed by Grigory Alexandrov, 1949 / MosfilmSowjetische Filmdiven wie Ljubow Orlowa und Ljudmila Gurtschenko verhalfen rotem Lippenstift zum Symbol der Schönheit. Und Millionen von sowjetischen Frauen begannen, sich so im Alltag zu schminken.
Sowjetrussland begann mit der Herstellung von Parfüms, Cremes, Wimperntusche und Lippenstiften in den sogenannten TESchE-Fabriken (Abkürzung für Trust für Essenzen aus ätherischen Ölen). Ihre Schminkprodukte kosteten fast nichts und der Name war in jedem Haushalt bekannt.
Gusel Apanajewa, Solistin des Staatlichen Choreographischen Konzertensembles der UdSSR „Junges Ballett“, 1970
Dmitry Donskoy/SputnikIn den Nachkriegsjahren war Gláwparfjumér – die Hauptverwaltung für Parfüm- und Kosmetikindustrie – für die Bereitstellung von Schönheitsrichtlinien für die Öffentlichkeit zuständig. Hier wurden zehn Lippenstiftfarben, von Karottenorange bis Purpurrot, mit verschiedenen Rottönen dazwischen entwickelt.
Modenschau, 1987
Mikhail Potyrnike, Albert Simanovsky/TASSFrauen konnten aus Lippenstiftresten eine neue Farbe mischen und so mit Farben experimentieren. Mit Hilfe eines Streichholzes wurde der Rest herausgepult, dann in einem Esslöffel geschmolzen, gemischt und zurück in die Lippenstift-Hülse gegossen.
Kosmetika von Rasswet-Fabrik
Alexei Zhigailov/TASSDie populärsten Lippenstifte wurden von den Moskauer Kosmetikfabriken Rasswet und Swobóda hergestellt. Trotz ihrer „sowjetischen“ Namen wurden diese Fabriken schon zu Zarenzeiten von französischen Spezialisten gegründet und nach der bolschewistischen Revolution 1917 umbenannt. Rasswet war früher unter dem Namen Victoria Regina bekannt und wurde 1876 von Emile Baudelot geschaffen. Ihr berühmtestes Kosmetikprodukt war der Gesichtspuder Zarewna-lebedj (dt.: Schwanenprinzessin), der später in der UdSSR unter demselben Namen hergestellt wurde. Zu Sowjetzeiten wurde die Fabrik für ihren Lippenstift namens Jelena berühmt. Es wurde gemeinsam von sowjetischen und französischen Spezialisten entwickelt und war unter sowjetischen Frauen sehr beliebt.
Leningrad. Eine Frau mit einer Kamera Lubitel-166, 1978
Maxim Blokhin/TASSDie Fabrik Swobóda basierte auf der Partnerschaft mit A. Rallet & Co. (benannt nach ihrem französischen Erfinder Alphonse Rallet). Der sowjetische Lippenstift von Swobóda war sehr beständig, so dass man die Farbe nur schwer entfernen konnte.
Allerdings waren die in der Sowjetunion hergestellten Lippenstifte sehr erschwinglich. In den 1970er bis 1980er Jahren kostete ein hochwertiger Lippenstift etwa 1 Rubel und 20 Kopeken (natürlich gab es auch billigere). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Monatslohn betrug 170 Rubel. In Polen hergestellte Lippenstifte waren etwas teurer. Und der Preis für französische Lippenstifte konnte 35-40 Rubel erreichen.
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