Warum gab es im alten Russland so wenige Steinbauten?

Sophienkathedrale in Welikij Nowgorod)

Sophienkathedrale in Welikij Nowgorod)

Legion Media
In Europa wurden riesige Steinbauten wie die Burg Eltz oder Alcazar bereits im 8. bis 9. Jahrhundert errichtet. In Russland hingegen gibt es nur wenige Gebäude, die auf das 12. bis 13. Jahrhundert zurückgehen – und das sind relativ kleine Kirchen und Tempel. Wir nennen drei Gründe dafür.

Es gab nur wenig Steinbrüche in Russland.

Das russische Festland ist kein gebirgiges Land. Im Altertum gab es nur wenige Steinbrüche, und der Transport von Steinbrocken aus diesen Steinbrüchen in die Städte war äußerst schwierig und teuer. Deshalb bauten selbst russische Fürsten ihre Festungen und Paläste aus Holz, das in Russland sehr reichlich vorhanden war und immer noch ist.

Petropawlowskaja-Kirche in Smolensk (XII. Jahrhundert) und Kirche der großen Märtyrerin Barbara in Smolensk (XVIII. Jahrhundert)

Der Vorrat an Holz in Russland ist fast unendlich.

Selbst nach Hunderten von Jahren, in denen Millionen von Isbas (traditionelle russische Holzhütten), Festungen und Kirchen gebaut wurden, ist Holz in Russland immer noch im Überfluss vorhanden.

Jeder russische Mann des Altertums wusste, wie man eine Isba baut. Außerdem konnten Isbas zerlegt, an einen anderen Ort transportiert und wieder zusammengebaut werden. Das war jedoch kaum nötig, denn in jedem Dorf und jeder Stadt konnte man eine neue Isba kaufen – oder einfach in den Wald gehen, einige Bäume fällen und eine neue bauen.

Hölzerner Palast in Kolomenskoje (Moskowien). Kupferstich von Gilferding, 1780

Die tatarisch-mongolische Invasion vernichtete nahezu die russische Bautradition.

Die tatarisch-mongolische Invasion im 13. und 14. Jahrhundert war ein schwerer Schlag für alle Seiten des Lebens der alten Rus´, einschließlich der Handwerksbetriebe, die sich zu dieser Zeit gerade erst zu entwickeln begannen. Auch die alten Bautraditionen verschwanden fast. Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung wurde ausgelöscht, wobei die am weitesten entwickelten Städte wie Kiew, Rjasan und Wladimir den größten Schaden erlitten.

Blick vom Glockenturm auf die Moskwa. Der Dulo-Turm und das Suschilo-Gebäude sind unten zu sehen, 1913

Nach der Invasion dauerte es etwa 200 Jahre, bis der Steinbau in Russland Ende des 15. Jahrhunderts wieder aufgenommen wurde. Als der italienische Ingenieur Aristoteles Fioravanti in den 1480er Jahren in Moskau eintraf, stellte er fest, dass die Russen nicht einmal wussten, wie man richtige Ziegelsteine herstellt, so dass er sie von Grund auf unterrichten musste.

Вas Suschilo-Gebäude im Simonow-Kloster,1913

Als Peter der Große 1703 Sankt Petersburg gründete, verbot er vorübergehend alle Steinbauten in Russland, außer in der neuen Hauptstadt. Das Verbot hatte eine Wirkung: Die meisten russischen Steinmetze gingen nach St. Petersburg, um Arbeit zu finden. Außerdem gab es zahlreiche Steinbrüche in der Nähe der Region. Und das System der Leibeigenschaft im Russischen Reich ermöglichte einen schnelleren Transport der Steine durch die Arbeit der Leibeigenen.

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