WADA-Bericht bestätigt Staatsdoping in Russland

Alexey Malgavko / RIA Novosti
Seit 2011 ist ein Netzwerk zur Doping-Vertuschung in Russland am Werk.

Russische Sportler hätten bei Olympischen Spielen in Sotschi „massiv“ gedopt, erklärte Richard McLaren, Leiter der unabhängigen Wada-Kommission, am Montag, den 18. Juli. Staatliche Stellen hätten den Vorgang vertuscht, „indem sie die Dopingtests der Sportler gegen saubere Proben austauschten“.

„Alle von uns untersuchten Proben wiesen Öffnungsspuren auf“, betonte McLaren bei der Vorstellung des Berichts über die Doping-Machenschaften während der Winterolympiade in Sotschi.

Die Welt-Antidopingagentur hat ihre Ermittlungen aufgenommen, nachdem ein Interview mit dem ehemaligen Sportfunktionär Grigori Rodtschenkow in der New York Times am 13. Mai veröffentlicht worden ist. Der ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors erklärte, eine ganze Gruppe russischer Sportler habe bei den Winterspielen in Sotschi unter dem Schutz der Sicherheitsbehörden gedopt.

Infolge ihrer Untersuchungen bestätigte die Wada die Aussage Rodtschenkos. „Alle von uns untersuchten Proben wiesen Öffnungsspuren auf“, sagte McLaren. Der Kommissionsleiter betonte – wie auch Rodtschenkow – dass russische Geheimdienste an dem Doping beteiligt gewesen seien. „Der FSB hat die Dopingproben aus Moskau ausgeführt und sie in speziellen Kühlkammern eines eigens vor den Olympischen Spielen eingerichteten Labors aufbewahrt“, sagte McLaren. „Der FSB hat die Geheimoperationen durchgeführt“, betonte er.

Laut McLaren funktionierte dieses Systems seit 2011 – und kam auch bei der Moskauer Leichtathletikmeisterschaft 2013 und der Wassersportmeisterschaft in Kasan in 2015 zum Einsatz.

Zudem erklärte McLaren auf der Pressekonferenz, in Russland seien Proben von Athleten aus 30 Disziplinen geöffnet worden – insgesamt seien 634 solcher Fälle bekannt. Die Kommission ziehe keine Rückschlüsse auf die Schuldhaftigkeit der Sportler betonte McLaren. Er entschuldigte sich bei den russischen Athleten, die in die Doping-Fälle nicht verwickelt sind, und erklärte, dass es für sie „ebenso ärgerlich sein muss wie für mich selbst“.

Datenlecks und Reaktionen

Am Tag vor der Veröffentlichung des Wada-Berichts berichteten die New York Times und zahlreiche andere Medien über einen an den IOC-Präsidenten Thomas Bach gerichteten Brief mit der Forderung, die russische Nationalmannschaft von den Spielen in Rio auszuschließen, sollte die Wada systematisches Staatsdoping in Russland nachweisen.

Den Brief unterzeichneten die US-amerikanische und neun weitere Anti-Doping-Agenturen, darunter Deutschlands, Frankreichs, Japans und der Schweiz.

Auf der Pressekonferenz betonte Richard McLaren zudem, dass die Wada keinerlei Empfehlungen an IOC über eine mögliche Sperre russischer Sportler für Rio abgeben werde: „Das könnte ich machen. Ich mache es aber nicht. Man hat mich gebeten Fakten darzulegen“, sagte er.

Alexandra Brilliantowa, Leiterin der Rechtsabteilung des Russischen Olympischen Komitees, sagte der Nachrichtenagentur Tass: „Laut der Olympischen Charta kann der IOC die Anerkennung des Nationalen Olympischen Komitees aussetzen“. Mit anderen Worten: Nur der IOC kann Russland von den Olympischen Spielen in Russland ausschließen.

Der IOC-Vorsitzende Thomas Bach erklärte: „Schlussfolgerungen, die in dem Bericht vorgestellt worden sind, stellen einen schockierenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele dar. Der IOC wird auf die Verhängung strengster Sanktionen gegen Einzelpersonen oder beteiligte Organisationen nicht lange warten lassen“, so Bach.

Indes erklärte der Wada-Chef Craig Reedie – anders als McLaren –, dass „die russischen Sportler von allen Wettbewerbern einschließlich der Olympischen Spiele ausgeschlossen werden müssen“.

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