„Ich habe früher so einen Blödsinn erzählt, als ich im Schmuckverkauf gearbeitet habe“, erinnert sich der Gründer und einzige Mitarbeiter des „Nik Faber“-Studios, Nikolaj Sawinkow, mit einem Lächeln. „Denn jeder Gegenstand, der aus Gold oder anderen Edelmetallen hergestellt ist, ist sehr teuer, egal wie primitiv er ist. Man könnte ein Loch in einen Goldbarren machen, und voila, schon ist es unglaublich wertvoll. Ich fand das zum Kotzen.“
Einen Tag nachdem er seinen Job im Schmuckverkauf aufgegeben hatte, entschied sich Sawinkow dazu, zu beweisen, dass echte Kunst vom Handwerk des Künstlers und nicht von dem Wert des Materials abhängt. Deshalb gründete er seinen eigenen kleinen Betrieb.
„Mein Ziel ist es, zu beweisen, dass Kunst auch aus günstigen Materialien wie schwarzem Stahl oder Roheisen und ohne feine Schmuckwerkzeuge entstehen kann“, erklärt Sawinkow. Er selbst arbeitet hauptsächlich mit halbautomatischen Schweißgeräten, Winkelschleifern und Schraubenziehern. Das Resultat kann sich sehen lassen und ist voller winziger, gewissenhaft ausgearbeiteter Details.
Für gewöhnlich sieht der Arbeitsablauf bei Nik Faber folgendermaßen aus: Sawinkow entwickelt ein Konzept und macht ein Muster, das interessierten Käufern mit Hilfe der sozialen Netzwerke und Werbung schmackhaft gemacht werden soll. Manchmal bitten ihn Kunden auch darum, etwas Konkretes anzufertigen, aber die meisten greifen auf bereits vorhandene Muster zurück. „Nur wenige Leute sind kreativ”, stellt Sawinkow mit Bedauern fest.
Doch zumindest ist er selbst kreativ. Die Kunstobjekte, die Nik Faber anbietet, sind vielfältig: Lampen in Form von Insekten, schwert- oder pistolenförmige Schuhlöffel oder riesige Wasserpfeifen-Lampen-Uhren. Aber auch Korkenzieher und Glashalter in allen möglichen Größen und Formen gehören zu den beliebtesten Objekten, die in Auftrag gegeben werden.
Sawinkows Herangehensweise ist dabei stets individuell, da er weder Gussformen noch andere Kopierwerkzeuge verwendet. „Selbst wenn ich mich bemühe, eine exakte Kopie eines Kunstwerks anzufertigen, das ich vorher bereits einmal gemacht habe, wird es ein Unikat“, erklärt er. „Da es Handarbeit ist, werden sich die Details trotzdem jedes Mal unterscheiden.“
Die Herstellung verschiedener Metallobjekte ist bereits seit sieben Jahren Sawinkows Hauptverdienst. Nicht immer arbeitet er allein, sondern gibt auch Teile des Arbeitsprozesses an andere Menschen weiter. Zu ihnen gehören Konstrukteure, Holzfäller und Logistikspezialisten. Sie arbeiten dennoch nicht die ganze Zeit über mit ihm: Bei der Bearbeitung des Metalls in der Werkstatt ist Sawinkow auf sich allein gestellt.
Manchmal gestaltet sich seine Arbeit schwierig. Sawinkow erinnert sich an einen seiner schwierigsten Aufträge: einen Aschenbecher in Form eines Moonrovers mit acht kleinen Rädern, die jeweils aus drei Scheiben und zehn kleinen Speichen in ihnen bestanden. „Ich musste 0,8 Millimeter breite Drähte und viele kleine Punkte zusammenschweißen. Wenn einem da die Hand ausrutscht oder man zu viel Hitze benutzt, schmilzt alles weg.“ Auch die Lampe in Form eines Snorks-Kopfes, einer Figur aus dem „S.T.A.L.K.E.R. Universum“, war kein einfacher Auftrag, der am Ende aber gelang.
Sawinkows Kunst bedient sich dabei verschiedener Stilrichtungen, beispielweise der Loft- und Technokunst, die meisten seiner Arbeiten sind aber im Stil des Steampunks gehalten. Das ist kein Zufall: Sawinkow liebt ihn für seine Kombination aus Schwere und Eleganz.
„Wir leben in einer Epoche des Kunststoffes, in der Gegenstände millionenfach nachgemacht werden und schnell kaputtgehen. Deshalb ist Steampunk auch so populär, vermute ich: Durch seine brutale Schönheit repräsentiert es mit dem viktorianischen Zeitalter eine Phase der Geschichte, in der die Menschen etwas erschufen, das jahrhundertelang hielt.“ Laut Sawinkow bildet der Steampunk damit einen Gegensatz zur modernen Industrie, in der alles ersetzbar und vulgär erscheint. Auch deshalb verwendet er den Stil so gerne.
Dafür dass Sawinkows Arbeiten Unikate sind, wirken die Preise durchaus angemessen und liegen bei 3 000 bis 15 000 Rubeln, umgerechnet 43 bis 216 Euro. Manche Kunstwerke sind etwas teurer und schwer zu verkaufen, insbesondere in anderen Läden, die sie oftmals für den doppelten oder dreifachen Preis anbieten. „Ich würde meine Produktion gerne vergrößern“, sagt Sawinkow, „aber die ökonomische Situation ist miserabel und die Nachfrage im Premiumsegment schleppend.“
Bisher arbeitet Sawinkow deshalb allein und vergleicht seine Arbeit mit der eines Steinmetzes: ein bisschen zu viel Krafteinsatz und das ganze Kunstwerk ist hin. Seine Lösung für dieses Problem? Konzentriert bei der Sache bleiben.