Rundgang durch das Mosfilm-Studio
Mosfilm wurde im Jahr 1923 gegründet und ist im Grunde eine Art riesiges Hollywood-Studio in Russland mit einem Territorium von 34 Hektar. Das Studio ist öffentlich zugänglich und sehr touristenfreundlich. Es besteht also die Möglichkeit, dort mehrmals täglich einen Rundgang zu machen. Die Infrastruktur des Studios umfasst 15 Filmpavillons. Der größte Pavillon ist 2 000 Quadratmeter groß und war zum Beispiel der Schauplatz des ersten Balls von Natascha Rostowa in „Krieg und Frieden“ sowie vieler anderer legendärer Filmszenen.
Ebenso sind hier die Musikstudios zu finden, in denen die gesamte Filmmusik produziert wird. Sie wurden vom namhaften amerikanischen Designer Tom Hidley entworfen und bieten genug Platz für ein großes Sinfonieorchester und einen Chor von 100 Personen, die dort zur gleichen Zeit arbeiten können.
Bei Mosfilm finden Sie auch Sounddesign- und Montage-Studios, Kostüm- und Dekorationsabteilungen, ein Museum, Oldtimer-Fahrzeuge, Filmkulissen und sogar ein riesiges Gewächshaus, um Blumen für bestimmte Filme zu züchten.
Das Symbol von Mosfilm
Das weltberühmte Symbol von Mosfilm ist eine kleine Version der riesigen Skulptur „Der Arbeiter und die Kolchosbäuerin“ der sowjetischen Bildhauerin Wera Muchina. Die Originalskulptur hat ein Gewicht von 185 Tonnen und wurde im Jahre 1937 für den sowjetischen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris geschaffen.
Später wurde die Skulptur als Nationalsymbol für das russische Kino gewählt und Muchina fertigte daraufhin eine kleine Kopie von ihr für Mosfilm an.
Die Nachbildung der Skulptur wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1947 in die Filmfabrik gebracht und erschien im selben Jahr zum ersten Mal in Grigorij Alexandrows Film „Wesna“. Bis heute ist die Statue als eine Art Markenzeichen in der Eröffnungs- und Abschlusssequenz aller Mosfilm-Produktionen zu sehen.
>>>80 Jahre "Arbeiter und Kolchosbäuerin" - ein Sowjetmonument übersteht alle Stürme der Zeit
Die Archive
Das Studio verfügt über ein riesiges Archiv mit Filmdokumenten, Drehbüchern, Produktionsplänen, Dekorations- und Designskizzen für jede Szene, Zeichnungen für Kulissenausstattungen, Szenenbeschreibungen, Castingalben, Designentwürfen für Filmdekorationen und vielem mehr. Selbstverständlich findet man hier auch Filmmaterial und Bilder von Filmsets.
Die Archive sind für die Öffentlichkeit zugänglich und stellen für diejenigen, die russische Filmkunst studieren oder einfach nur russische Filme lieben, eine Art Himmel auf Erden dar. Bei unserem Besuch haben wir uns den Produktionsplan von „Solaris“, einem Film von Andrej Tarkowskij aus dem Jahr 1972, angeschaut sowie einen Produktionsplan für seinen Film „Andrej Rubljow“ aus dem Jahr 1966.
„So ein Plan muss vor jedem Film erstellt werden. Dieser enthält eine detaillierte Beschreibung jeder Szene, der Kostüme, der Requisiten, der Ausstattungen des Sets und vieles mehr. Hier können Sie auch das Design der Kulissen sehen. Es wurde alles dafür getan, dass wir uns wie in einer Raumstation fühlen können“, erklärt Gajane Ambartsumjan, die Leiterin des Mosfilm-Informationszentrums, die uns die Produktion des Films „Solaris“ erklärt.
Die Dekorationen
Die Freiluftdekorationen werden normalerweise nach dem Ende der Dreharbeiten wieder abgebaut und entsorgt. Überraschenderweise kann der schönste und teuerste Teil eines Films meist für zukünftige Filmproduktionen nicht aufbewahrt werden.
„Das ist die grausame Seite des Filmemachens ... Aber wenn wir sie alle aufbewahren, haben wir keinen Platz mehr, um die nächsten Filme zu drehen“, erklärt uns der Erste Stellvertretende Generaldirektor von Mosfilm, Wladimir Rjasow.
Zum Glück bilden die Kulissen des alten Moskaus und des alten Sankt Petersburgs eine Ausnahme. Beide werden sorgfältig aufbewahrt und von vielen zeitgenössischen Regisseuren verwendet. Letztes Jahr wurde hier der Film „Anna Karenina“ von Karen Schachnasarow gedreht. Zwischen den Dreharbeiten sind die Kulissen für Touristen und Besucher geöffnet.
>>>Fotoausflug: Dieser Bahnhof in Petersburg sah die Zaren und Anna Karenina
Die Oscar-Gewinner von Mosfilm
Die Moskauer Traumfabrik hat Tausende von Filmen hervorgebracht, die in der gesamten ehemaligen Sowjetunion zu Klassikern wurden. Die Arbeit von Mosfilm wurde sogar mit einigen Oscars ausgezeichnet. Eisenstein, Tarkowskij, Bondartschuk und viele andere berühmte Regisseure haben hier gearbeitet.
Unter den Oscar-Preisträgern von Mosfilm befinden sich zum Beispiel Sergej Bondartschuks Film „Krieg und Frieden“ aus dem Jahr 1967, „Dersu Uzala“ von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1975, „Moskau glaubt den Tränen nicht“ von Wladimir Menschow aus dem Jahr 1979 und einige andere Streifen.
Schließlich werden jährlich bis zu 120 Filme bei Mosfilm produziert.