„Was mussten Tempel und Kathedralen durch die Kriege der Menschen nicht alles erleiden? Und das alles nur, um im Jahr 2019 zu verbrennen? Ich kann es nicht glauben. Macron fühlt mit den französischen Katholiken mit, aber ich fühle einen persönlichen Verlust und tiefen Groll auf das, was passiert ist“, schreibt der russische Blogger Nikolai Sobolew auf Instagram.
„Ich weine, weil mein Traum brennt, den ich so gerne gesehen hätte. Nun wird es nie mehr dazu kommen. Ich habe meine Gelegenheit verpasst“, vermeldet der Benutzer @pssssychopath auf Twitter.
„Von nun an ist Paris für mich gestorben. Es ist vorbei“, erklärt der Benutzer Anton Bakunzew auf Facebook.
Entsetzen und Bewunderung
Bei einigen Internetnutzern sorgten die Bilder von der brennenden Kathedrale jedoch gleichzeitig für Entsetzen und Begeisterung.
„Seien wir ehrlich, die Fotos vom brennenden Gotteshaus sind in gewisser Weise faszinierend, denn man denkt: Die Menschheit hat zweihundert Jahre an ihm gebaut, und in nur binnen weniger Stunden hat ein Feuer es zerstört. Aber die Menschen pfeifen auf Schönheit und Werte.... Es steht einfach in Flammen und Punkt!“, teilt @cho_za_her seine Emotionen mit.
Die brennende Kathedrale ist ein Zeichen von oben
Während die einen trauern, sehen darin andere eine Verschwörung und ein Zeichen von oben für ganz Frankreich.
„Ich mache mich nicht lustig – ich bin mir wirklich des Verlustes für die Welt bewusst. Aber ich bin sicher, dass dies ein Zeichen von oben ist, eine Warnung an alle Franzosen, dass der Rubikon überschritten ist. Uns stehen lustige Zeiten bevor, die ich aus alter Gewohnheit ,Spitzenzeitenʻ nenne. Es wird für alle heiß werden“, warnt Maxim Schwezow in seinem Facebook-Account und unterstreicht, dass er seinen Verlust bedauere.
Die Journalistin Xenia Sobtschak versuchte, die Ursache des Brandes selbst herauszufinden. „Natürlich wird irgendwann einmal der wahre Grund für das ,Feuerʻ gefunden werden, aber ich kenne diesen Grund eigentlich schon lange. Er ist globaler als die Frage, wer das Streichholz geworfen hat. Mein geliebtes Frankreich hat sich in ein Land verwandelt, in dem die Schaufenster der Boutiquen einschlagen werden, nur weil sie teuer sind. Jede Woche streiken die Gewerkschaften, denen die Aufmerksamkeit in den Kopf gestiegen ist. Die Steuern sind so hoch, dass erfolgreiche Menschen einfach wegziehen und es ist fast unmöglich geworden, Mitarbeiter zu feuern“, schreibt Sobtschak in ihrem Account.
Ihrer Meinung nach brannte Notre Dame als Symbol des unverschämten Luxus nieder, der in Frankreich nicht mehr akzeptiert wird.
Die Nutzerin @AinoSanya hat eine andere Antwort: Es kam zu dem Feuer, weil wir aufgehört haben, all die schönen Dinge zu schätzen, die in der Vergangenheit für uns geschaffen wurden.
„Unsere Generation hat nichts Majestätisches und Schönes erschaffen. Wir wissen nichts über Kunst und Schönheit. Alles, was besungen wird, ist lange vor uns entstanden. Und jetzt vernichten wir dies alles mit unseren eigenen Händen. Notre Dame hat die Revolution überlebt, nicht aber die Friedenszeit“, zieht sie ihr Fazit.
Das ist jedoch nicht der Abgesang Europas
Jewgenij Rojsmann, das ehemalige Bürgermeister von Jekaterinburg, ist sich sicher, dass die Wiederherstellung des Doms zu einer neuen nationalen Idee Frankreichs werden könne.
„Die Tatsache, dass es zu dem Feuer kam, ist nicht das Ende oder der Abgesang Europas. Wir sollten uns daran zu erinnern, dass man so Manches restaurieren kann“, gibt @antilashden sich optimistisch.
Pawel Lisitskij auf vk.com freute sich, dass das Videospiel Assassins Creed Unity zur Wiederherstellung der Kathedrale beitragen werde. Die Ubisoft-Mitarbeiterin Carolyn Miuss verbrachte zwei Jahre ihres Lebens damit, den gesamten Dom genaustens zu untersuchen und eine virtuelle Kopie des Gotteshauses bis zum letzten Stein zu erstellen. Notre Dame im Spiel ist eine hundert Prozent echte Kathedrale, in der die Spieler klettern können und die jetzt den Restauratoren sehr hilfreich sein kann. Soll da einer nochmal sagen, dass Videospiele keine ernste Angelegenheit sind!“, fordert er.
Natalia Gawrilowa kam zu dem Schluss, dass wir „die Generation sein werden, die gelernt haben wird, Notre Dame de Paris wieder aufzubauen.“
Die Reaktion der Regierung
Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Telegramm an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron geschickt. „Notre Dame ist ein historisches Symbol Frankreichs, ein unschätzbarer Schatz der europäischen und der Weltkultur, einer der wichtigsten christlichen Heiligtümer. Die Tragödie, die sich in dieser Nacht in Paris ereignet hat, erfüllte die Herzen der Russen mit Schmerz“, werden die Worte des Präsidenten auf der Website des Kremls wiedergegeben. Putin schlug auch vor, „die besten russischen Spezialisten“ zum Restaurieren der Kathedrale nach Frankreich zu schicken.