Russische Kunst: Drei sehenswerte Ausstellungen auf der Biennale von Venedig

Mikhail Vilchuk
Die drei hier vorgestellten Ausstellungen werden von großen Museen veranstaltet – der Hermitage, der Tretjakow-Galerie und dem Puschkin-Museum

Auf der am 11. Mai eröffneten Hauptausstellung der Biennale von Venedig, sind dieses Jahr keine russischen Werke zu finden. Dennoch ist Russland auf der ältesten internationalen Kunstaustellung der Welt vertreten. Neben dem russischen Pavillon im Giardino-Garten gibt es noch mindestens zehn weitere Ausstellungen, die auch Werke russischer Künstler präsentieren. Dabei kann eine Vielfalt von Stilen, die von Klassik über den sozialistischen Realismus bis zur modernen Kunst reicht, bewundert werden. Wir zeigen Ihnen die drei wichtigsten russischen Projekte.

Lc. 15: 11-31, Russischer Pavillon im Giardino-Garten

Geöffnet vom 11. Mai bis zum 24. November

Die Kuratoren des russischen Pavillons stammen aus der Sankt Petersburger Hermitage. Die Beteiligung des berühmten Museums erklärt auch die Sujets, die die beiden eingeladenen Künstler beleuchten.

Beide Etagen des Pavillons wurden aufwendig ausgestattet und sollen dabei jeweils an ein bestimmtes Thema erinnern. Die Installation im Obergeschoss widmet sich der Geschichte vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium. Sie wurde von dem Regisseur Alexander Sokurow, dessen Interpretation von Goethes Faust 2011 den Goldenen Löwen auf den Filmfestspielen von Venedig gewann, gestaltet.

Zentrum der Darstellung der Parabel ist dabei eines der bekanntesten Gemälde der Welt: Rembrandts Rückkehr des Verlorenen Sohnes. Sokurow versucht, Rembrandts Werk zum Leben zu erwecken. Dafür arbeitet er mit Skulpturen, die die auf der Leinwand abgebildeten Figuren verkörpern sollen. Zudem wird ein Video gezeigt, dass die biblische Geschichte auf das – postapokalyptisch dargestellte – moderne Russland überträgt.

Im Untergeschoss dreht sich alles um die flämische Kunst in der Hermitage. Verantwortlich für die Installation war der renommierte Bühnenbildner Alexander Schischkin-Hokusai.

Auch Schischkin-Hokusai versucht, den klassischen Werken von Künstlern wie Rembrandt Leben einzuhauchen. Die Motive der Bilder wurden dabei auf Sperrholz gemalt. Personen und wichtige Details wurden ausgeschnitten und etwas versetzt. So wirken die Figuren wie aus einem Puppentheater. Sie alle bewegen sich und interagieren miteinander und mit „Besuchern“ von anderen berühmten Gemälden.

„In jedem Ende steckt ein Anfang… Chiesa de San Fantin

Geöffnet vom 10. Mai bis zum 10. September

Schon zum zweiten Mal in Folge organisiert das staatliche Puschkin-Museum eine eigene Ausstellung. Auch diese spielt mit der Symbiose aus Bildender Kunst und Theater. Die Ausstellung mit dem Titel „In jedem Ende steckt ein Anfang…“ ist dabei dem venezianischen Maler Tintoretto gewidmet, der letztes Jahr 500 Jahre alt geworden wäre. Für die Organisation arbeitete das Puschkin-Museum mit der Stella Art Foundation zusammen.

In der ehemaligen Kirche San Fantin, einst Lagerstätte für die Leinwände des Meisters, zeigen zwei russische und ein US-amerikanischer Künstler ihre Werke. Die Verbindung zu Tintoretto wird dabei nicht nur durch die Kirche, sondern auch durch das Gemälde Die Herkunft der Liebe“ von Tintoretto selbst sowie durch ein Rundbild des italienischen abstrakten Künstlers Emilio Vedova, der in gewisser Weise als moderner Erbe des Meisters gesehen wird, hergestellt. Sehenswert ist ebenfalls eine Videoinstallation über irdische und himmlische Existenz, die in der Kuppel der Kirche dargeboten wird.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Ausstellung ist das Video Das letzte Abendmahl“ des Theaterregisseurs Dimitri Krymow, eine Hommage an ein gleichnamiges Gemälde Tintorettos. Auch hier wird die Geschichte lebendig gemacht. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass es sich lediglich um ein Theaterstück handelt, dessen Bühnenbild vor unserer Nase von Theaterangestellten abgebaut wird.

„Geli Korschew. Zurück nach Venedig, Ca‘ Foscari

Geöffnet vom 10. Mai bis zum 3. November

Geli Korschew (1925-2012) gilt als einer der bekanntesten Künstler des sozialistischen Realismus. Er arbeitete eng mit den sowjetischen Behörden zusammen und stellte in seinen realitätsnahen Gemälden das Leben in der Sowjet-Ära dar.

1962 durfte er, gemeinsam mit einem anderen Vertreter des Sozialistischen Realismus, Wiktor Popkow, den russischen Pavillon auf der Biennale von Venedig gestalten. Darauf lässt sich auch der Titel der diesjährigen, von der Tretjakow-Galerie organisierten, Ausstellung zurückführen.

Trotz des sowjetischen Hintergrundes findet man in der Ausstellung kaum rote Flaggen, Leninporträts oder Hammer und Sichel. Stattdessen zeigt die Ausstellung vor allem extravagante Aktgemälde aus der Perestroika-Zeit und den 2000ern.

Ohnehin kommen die meisten Werke aus Korschews späten Jahren. In diesen Gemälden mischt der Künstler die Symbole des Sowjetregimes mit Müll, Skeletten und fantastischen Figuren. Das Triptychon „Kommunisten, das den Künstler in der Sowjetunion zur Berühmtheit machte und vor 57 Jahren hier in Venedig ausgestellt wurde, hat man dieses Jahr in einen abgelegenen Raum verbannt.

Die 58. Biennale von Venedig läuft vom 11. Mai bis zum 24. November.  

>>> Die acht verrücktesten Aktionen russischer Künstler der Gegenwart

 

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