Sieben zeitgenössische Schriftstellerinnen aus Russland, die Sie lesen sollten

AFP; Stanislav Krasilnikov, Vyacheslav Prokofyev/TASS; Yevgeny Odinokov, Kirill Kallinikov/Sputnik
Unter den männlicher Prosaisten im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es kaum weibliche Vertreter, aber heute schreibt das „schwache“ Geschlecht in Russland unglaublich hochgradige Romane.
  1. Ljudmila Ulizkaja

Ulizkaja ist eine der herausragendsten russischen Schriftstellerinnen unserer Zeit. Sie setzt die Tradition des klassischen russischen Romans des 19. Jahrhunderts fort und beobachtet dabei das Leben mehrerer Generationen einer Familie vor dem Hintergrund historischer Ereignisse. Darüber hinaus macht sie sich Gedanken über die Auswirkungen der Politik und des herrschenden Regimes auf das Schicksal der Menschen. 

Wir empfehlen besonders die Romane Reise in den siebenten Himmel, Das grüne Zelt und Daniel Stein. Und hier erfahren Sie noch mehr über Ulitzkaja und warum sie den Nobelpreis für Literatur verdient.

  1. Dina Rubina

Mit ihren Romanen können Sie in das orientalische Kolorit von Taschkent und Jerusalem eintauchen, sich ins heiße Spanien versetzen, durch St. Petersburg und Moskau spazieren gehen und sich manchmal mitten in einem jüdisch-ukrainischen Städtchen der Nachkriegszeit befinden. 

Helden der Romane von Rubina sind immer außergewöhnlich Menschen – Kundschafter, Künstler, Gauner. Die Handlungsstränge sind stets furios verschlungen und Rubinas Sprache ist musikalisch und voller facettenreicher Beschreibungen.

  1. Ljudmila Petruschewskaja

Sie ist ein menschliches Orchester. Petruschewskaja ist bereits über 80 Jahre alt, singt und tanzt aber immer noch in ihrem eigenen Cabaret, trägt exzentrische Hüte, schreibt Märchen und Theaterstücke. 

Einer ihrer berühmtesten Romane ist Meine Zeit ist die Nacht. Dies ist ein unverblümte Illustration des Schicksals einer Frau in der späten Sowjetunion – mit all den Katastrophen im Haushalt, Erinnerungen an die Scham vor dem ersten Sex und dem völligen Fehlen persönlicher Freiräume.

  1. Tatjana Tolstaja

Der erste Roman der entfernten Verwandten Leo Tolstois war ein echter Erfolg. Die  Dystopie Kys beschreibt das Leben von Menschen und seltsamen Tieren, die ihr ursprüngliches Aussehen nach einer Apokalypse verloren haben. Es scheint, dass sie selbst die Sprache fast vergessen haben. 

Und obwohl Tolstaja danach keinen großen Roman mehr geschrieben hat, waren mehrere Sammlungen mit Essays, Erzählungen und Kurzgeschichten sehr erfolgreich und wurden in viele Sprachen übersetzt. Jede Geschichte ist ein ganzes Leben, Erinnerung an Krieg und Liebe, beschrieben durch eine sehr fantasievolle und metaphorische Sprache.

  1. Gusel Jachina

Der Debütroman Suleika öffnet die Augen der Schriftstellerin mit tatarischen Wurzeln aus dem Jahre 2015 war eine Sensation in der russischen Literaturszene. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und war ein Bestseller. Dies ist die markerschütternde Geschichte von einem muslimischen Mädchen, dessen Familie enteignet und in einen Gulag Stalins geschickt wurde. Der Roman wurde bereits verfilmt. 

Vor kurzem erschien ihr zweites Buch Wolgakinder über Wolgadeutsche, dass auch in der Stalinzeit handelt. Schon vor der Veröffentlichung in Russland waren mehrere ausländische Verlage begierig darauf, die Übersetzungsrechte zu kaufen.

  1. Alissa Ganijewa

Die junge Autorin aus Dagestan schreibt nicht sehr feminine Romane über die Verbindung aus Moderne und Tradition im Kaukasus. Das Leben der Jugendlichen, Brautwerbung und Hochzeiten – allesamt mit einem ausgesprochen nationalen Kolorit beschrieben. 

Ganijewa debütierte unter dem männlichen Pseudonym Gulla Hiratschew mit der Geschichte Salam, Dalgat, die einen Tag aus dem Leben eines jungen Mannes in Machatschkala beschreibt. Niemand hätte sich vorstellen können, dass eine junge Frau eine so mächtige Erzählung über die männliche Welt schreiben könne. Seitdem wurden mehrere Bücher von Ganijewa in andere Sprachen übersetzt und sie ist ständiger Gast auf Buchmessen in der ganzen Welt.  

  1. Olga Slawnikowa

Kein Roman Olga Slawnikowas ist wie der andere, auch nicht in seinem Genre. So ist der Roman 2017 eine bei russischen Schriftstellern beliebte Dystopie mit Umweltkatastrophen sowie sinnlosem und blutigem Bürgerkrieg in einer post-apokalyptischen Landschaft. In anderen Werken trifft man auf Merkmale des magischen Realismus. Im Buch Der Unsterbliche schaffen die Frau und Tochter eines gelähmten Mannes eine neue Realität für diesen, um den Zusammenbruch der Sowjetunion vor ihm zu verbergen. Ihr neuester Roman Weitsprung erzählt von einem Leichtathleten, der die Fähigkeit hat, zu verschwinden und durch die Luft zu schweben.  

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