Alexander Iwanow
Tretjakow-GalerieDer Künstler verbrachte mehr als 20 Jahre in Italien und arbeitete an seinem berühmten Gemälde „Erscheinung Christi vor dem Volk“. Zuweilen lebte er in bitterer Armut. Das Gemälde schien ihn buchstäblich zu zerstören: Sein Sehvermögen verschlechterte sich durch die harte Arbeit.
„Erscheinung Christi vor dem Volk“
Tretjakow-GalerieAußerdem bemerkten seine wenigen Bekannten einige Merkwürdigkeiten in seinem Verhalten. Iwan Turgenjew erinnerte sich, wie Iwanow eine Einladung zum Abendessen im Hotel d'Angleterre in Rom mit Nachdruck ausschlug und behauptete, dass er dort mit Sicherheit vergiftet werden würde. Er war überzeugt, dass neidische italienische Künstler beschlossen hatten, ihn zu ermorden.
Also aßen die beiden in der Trattoria Falcone, wo laut Iwanow der einzige ehrliche Kellner arbeitete.
Iwan Kramskoi
Tretjakow-GalerieIwan Kramskoi hatte genug Aufträge und verdiente gut. Dennoch stand er in dem Ruf, sehr sparsam zu sein. Zugleich fiel jedoch seinen Bekannten auf, dass er seine Bilder teuer gerahmt an die Kunden lieferte, ohne für den Rahmen jedoch einen Aufpreis zu verlangen.
Einer seiner Kunden soll Kramskoi darauf angesprochen haben mit der Bemerkung, dass gute Rahmen doch viel Geld kosteten. Kramskoi soll empört gewesen sein und es „unhöflich“ genannt haben, ein ungerahmtes Werk zu verkaufen.
„Die Unbekannte“
Tretjakow-GalerieDer Kunde sagte, er, Kramskoi, müsse aber doch auch für den Rahmen bezahlen, der extra für ihn gemacht worden sei. Die Kunden hätten nur für das Bild bezahlt. Kramskoi erwiderte, er bezahle auch für Farben, Pinsel und Leinwände. Dafür würden die Kunden auch nicht bezahlen.
Wassili Wereschtschagin
gemeinfreiDer Künstler war weit über Russland hinaus bekannt. Im August 1888 schrieb die New Yorker Zeitung „Evening Star“: „Aus dem Tageslicht und dem Rauschen und geschäftigen Gedränge der 23rd Street treten Sie ein in eine Welt aus künstlichem, gedämpftem Licht, bizarren Arrangements, seltsamen Effekten und moschusartigem Duft. Dieses Gebäude mit den berühmten Werken zu betreten, ist wie in eine andere Welt zu kommen. So ungewöhnlich ist das Innere der Galerie Wereschtschagin und steht so deutlich im Kontrast zu der Szenerie draußen.”
Bis dahin hatte noch kein Gemälde eines russischen Künstlers in der amerikanischen Öffentlichkeit ein derartiges Interesse geweckt, noch war eine Ausstellung zu einem derart bedeutenden Ereignis geworden. Wereschtschagin war dennoch immer besorgt, dass seine Werke nicht die seiner Meinung nach, verdiente mediale Aufmerksamkeit erhalten könnten.
„Apotheose des Kriegs“
Der Künstler Michail Nesterow erinnerte sich, wie Wereschtschagin einmal einen Artikel über eine Ausstellung seiner Arbeiten in Odessa redigiert hatte: „Ein Kritiker gibt ihm eine Rezension voller Begeisterung, die er am nächsten Tag veröffentlichen will. Wassili überfliegt sie, runzelt die Stirn. Er ist unzufrieden und fragt nach einem Bleistift und schreibt und schreibt. Als er fertig ist, reicht er das Blatt dem Kritiker und erklärt ihm: „So werden Sie über die Ausstellung berichten!‘. Der Kritiker ist beschämt und überwältigt von der Vehemenz des berühmten Kriegsszenenmalers. Am folgenden Tag, einem Sonntag, erscheint der Artikel in den ‚Odessa-Nachrichten‘ in der von Wassili editierten Version. Jeder liest ihn und will nun unbedingt Wereschtschagins Ausstellung besuchen. Und jeder ist begeistert von ihm, der so unersättlich und eifersüchtig in Bezug auf seinen Ruhm ist.“
Wiktor Wasnezow
Tretjakow-GalerieWasnezow war nicht nur Maler, sondern auch ein großer Musikliebhaber, obwohl er selbst keinerlei musikalisches Talent besaß. Der Künstler hatte erkannt, dass sein Gesang bei seinen Mitmenschen nicht sonderlich gut ankam und hielt sich meist zurück.
„Die drei Recken (Bogatyr)“
Tretjakow-GalerieDoch zu Hause, während seiner Arbeit, ließ er sich nicht abhalten. Er fing an zu summen, zuerst leise und dann immer lauter. Glücklicherweise sind keine Aufnahmen von Wasnezows Gesang erhalten. Seine Malereien kann der Betrachter daher im Stillen genießen.
Ilja Repin
gemeinfreiObwohl Repin ein sehr reicher Mann war, hatte er den Ruf, pathologisch geizig zu sein. Zum Beispiel zog er es vor, immer nur früh morgens von seinem Landsitz in Penaty nach St. Petersburg zu reisen - zu dieser Stunde kostete eine Straßenbahnfahrkarte die Hälfte dessen, was sie später am Tag kostete.
Im Laufe der Jahre entwickelte Repin einige Gewohnheiten, die er als gesund betrachtete. Einmal lud er den berühmten Schriftsteller Iwan Bunin zu einem Besuch ein. Bunin erinnerte sich später: „Ich beeilte mich, ihn zu sehen. Immerhin war es eine große Ehre, von Repin gemalt zu werden! Da stand ich also an einem herrlichen sonnigen Morgen im Hof der Datscha. Es war eiskalt. Der Hof war voller Schnee, doch die Fenster der Datscha standen weit offen. Repin, der damals verrückt nach Frischluft und vegetarischer Ernährung war, begrüßte mich drinnen mit Pelzmantel und Pelzmütze. Er führte mich in sein ebenfalls eiskaltes Atelier und erklärte, dass er mich hier morgen malen würde. Und dann versprach er mir ein Frühstück, wie es ‚Unser Herr befohlen‘ habe, mit Gras. ‚Gras, mein lieber Junge, Gras! Sie werden erleben, wie es Ihren Körper und Ihre Seele reinigt, und bald werden Sie sogar aufhören, Ihren verdammten Tabak zu rauchen‘, sagte er. Ich verbeugte mich tief, brachte meine Dankbarkeit zum Ausdruck und murmelte, ich würde am nächsten Tag wiederkommen, doch nun müsste ich dringend zurück nach St. Petersburg. Ich eilte zum Bahnhof, bestellte mir dort zuerst einen Wodka in der Kneipe und zündetet mir eine Zigarette an. Dann stieg ich in den Zug. Aus St. Petersburg schickte ich am nächsten Tag ein Telegramm: ‚Lieber Ilja Jefimowitsch, ich bin untröstlich, doch ich wurde dringend nach Moskau gerufen…‘.“
Am Ende hat Repin also nie ein Porträt von Bunin gemalt.
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