Fünf großartige Werke der russischen Literatur für die Zeit der Selbstisolation

Legion Media
Russische Autoren sind berühmt für ihre Ausführlichkeit. Mehrere Bände sind keine Seltenheit. Doch diese Werke sind jeden Satz wert. Jetzt ist die beste Zeit, um sie zu lesen.
  1. Leo Tolstoi - Krieg und Frieden 

(ursprünglich vier Bände mit etwa 1.600 Seiten auf Deutsch)  

Dieses Werk von Leo Tolstoi begründete ein neues Genre der russischen Literatur, den epischen Roman. Das Buch beschreibt das Leben in Russland während des Krieges gegen das napoleonische Frankreich. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Erlebnisse verschiedener Familien. Tolstoi hat sich dabei zum Teil die eigene Verwandtschaft zum Vorbild genommen.  

Die Vorstellung der Russen vom Krieg gegen Napoleon wurde durch Tolstois Werk maßgeblich geprägt. 

Tolstoi hat sechs Jahre an dem Roman gearbeitet. Ohne die Unterstützung seiner Ehefrau, die das Manuskript etwa sechs Mal von Hand umschrieb, wäre es niemals fertig geworden. Tolstoi hat immer wieder Korrekturen vorgenommen. 

  1. Fjodor Dostojewski - Die Brüder Karamasow  

(ursprünglich zwei Bände mit etwa 1.200 Seiten auf Deutsch)

Dieser Roman hätte eigentlich eine Fortsetzung haben sollen, aber Dostojewski starb zwei Monate nach der Veröffentlichung. Es ist ein grundlegendes Werk, indem der Autor seine Überlegungen zu Glauben und Treulosigkeit, Liebe und Verrat, Schicksal, Wundern und Menschlichkeit darlegt. 

Lassen Sie sich nicht abschrecken von Dostojewskis Düsternis und dem tiefen philosophischen Ansatz. Abgesehen davon ist die Handlung des Romans zugleich eine großartige Detektivgeschichte, die es vermag, den Leser bis zum Ende zu fesseln. Leidenschaft und Eifersucht verpackt in einen Krimi: Sie werden gar nicht merken, wie viele Seiten dieses Buch hat.  

Eine der großartigsten und beeindruckendsten Szenen spielt im Gericht, wenn der mutmaßliche Mörder verurteilt wird. 

  1. Michael Scholochow - Der stille Don 

(ursprünglich 4 Bände mit etwa 1.800 Seiten auf Deutsch) 

Dieser Roman wird häufig als „Krieg und Frieden“ des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Es ist ein episches Werk über den russischen Bürgerkrieg nach der Revolution und die Rolle der Don Kosaken. 

Erzählt wird die Geschichte des Kosaken Grigori, der mal auf Seiten der Roten und mal auf Seiten der Weißen kämpft. Er ist unschlüssig, wen er mehr unterstützt. Zugleich führt er sein Leben lang Liebesbeziehungen zu gleich zwei Frauen. Immer wieder wechselt er auch dabei die Seiten. 

Es sind turbulente Zeiten und das beeinflusst auch das Handeln Grigoris. Er weiß nicht, was er will. Und so wie der Krieg viele Tragödien verursacht, führen auch Grigoris Handlungen zu Tragödien.

Diese Widersprüchlichkeit des Protagonisten führte dazu, dass das Werk ins Visier der sowjetischen Zensur geriet. Zu Sowjetzeiten waren Heldengeschichten über Soldaten der Roten Armee gefragt. 

Doch Josef Stalin höchstpersönlich genehmigte die Veröffentlichung, nachdem er das Buch gelesen hatte. 

  1. Alexander Solschenizyn - Archipel Gulag

(ursprünglich 3 Bände mit etwa 1.800 Seiten auf Deutsch)  

Dieses Werk ist alles andere als leichte Kost und kein Roman, sondern der Versuch „fiktiver Forschung“. Über zehn Jahre lang hat Solschenizyn heimlich mit mehr als 250 ehemaligen Gefangenen gesprochen und mit ihnen korrespondiert. Zudem stützte er sich auf seine eigenen Gulag-Erfahrungen.

Es gelang ihm nicht nur ein umfassender Überblick über das System der sowjetischen Arbeitslager von 1918 bis 1956, sondern auch einen persönlichen Erfahrungsbericht zu verfassen, der ihm noch wichtiger war als die wissenschaftliche Darstellung. 

Er rekonstruierte die Geschichte der Gulags, der Industrie, die von der Arbeit der Gefangenen lebte. Er versuchte herauszufinden, wie viele Lager es in all den Jahren gab und wie sie sich voneinander unterschieden. „Archipel Gulag“ erschien in den frühen 1970er Jahren zunächst in Frankreich. Solschenizyn wurde daraufhin die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen und er musste ins Exil gehen. 

In Russland wurde das Werk erst nach dem Ende der Sowjetunion veröffentlicht. 

>>> Dunkles Kapitel der Geschichte: Fünf wichtige Bücher über den Gulag und den Großen Terror

  1. Wassili Grossman – Leben und Schicksal 

(etwa 1.000 Seiten auf Deutsch)

Dieser epische Roman gehört ebenfalls in die Kategorie „Krieg und Frieden des 20. Jahrhunderts“. Erzählt werden die Lebensgeschichten mehrerer Familien vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. 

Grossman war Militärkorrespondent, der über die Schlacht von Stalingrad berichtete. Daher konzentriert sich der Roman auf den Zeitraum 1942 bis 1943. Das Buch zeigt alle Leiden und Ängste auf, denen die Menschen im Krieg ausgesetzt waren. Grossman schreibt über Evakuierung, auseinandergerissene Familien, über den Holocaust (die Mutter des Autors wurde von den Nazis in der Ukraine ermordet).

Grossman schreibt auch über den sowjetischen Antisemitismus und Stalins Repressionen - und wie sich ehemalige Freunde und Nachbarn abwandten, als ein Familienmitglied verhaftet wurde. „Leben und Schicksal“ war ein regimekritischer Roman. Daher wurde das Manuskript vom KGB beschlagnahmt. Es war jedoch glücklicherweise gelungen, zuvor Kopien in den Westen zu schmuggeln. Dort wurde das Buch veröffentlicht.  

>>> Die sieben bedeutendsten russischen Bücher

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