Fünf Werke von Michail Bulgakow, die man gelesen haben muss

Russia beyond (Photo: Press photo; Public domain)
Er war einer der mysteriösesten russischen Schriftsteller. Michail Bulgakow hatte ein bewegtes Leben und geriet immer wieder in den Fokus der sowjetischen Zensur. Seine Erfahrungen spiegeln sich in seinen Werken wider, von denen einige erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden.
  1. Die weiße Garde

Bulgakows erster Roman beschreibt Kiew im Strudel des Bürgerkriegs nach der Revolution. 1918 war die Stadt noch nicht von den Bolschewiki erobert und viele der zaristischen Militärs und Adligen zog es dorthin. „Die weiße Garde“ handelt von der Geschichte der Familie Turbin, die von den turbulenten politischen Ereignissen überrollt wird. Ihr Haus ist die letzte Bastion des vorherigen Lebens. Sie empfangen weiterhin Gäste und trinken Tee. Um sie herum hat sich die Welt jedoch verändert und jeder reagiert anders auf die neuen Umstände. Einige werden zu Verrätern, andere fliehen, während manche es vorziehen, im Kampf zu sterben.

Es ist ein halbbiografischer Roman: Bulgakows Angehörige wurden zur Vorlage für die Romanfiguren. Das Haus der Familie Turbin ähnelt eindeutig Bulgakows realem Haus in Kiew.   

„Die weiße Garde“ wurde 1925 veröffentlicht. Bulgakow verfasste auch ein Bühnenstück, das auf dem Roman basierte. „Die Tage der Turbins“ wurde zu einem der am häufigsten inszenierten Stücke in russischen Theatern.

  1. Aufzeichnungen eines jungen Arztes

Ein junger Arzt kommt in ein Dorf auf dem Land, um seine Arbeit aufzunehmen. Er ist noch sehr unerfahren, muss aber äußerst komplizierte Aufgaben übernehmen: Amputationen, eine Tracheotomie und das Drehen eines Ungeborenen im Mutterleib.

Dies ist eigentlich eine Sammlung von teils autobiografischen Kurzgeschichten, da Bulgakow selbst viele Jahre als Arzt tätig war. Nach seinem Abschluss an der medizinischen Fakultät der Universität Kiew war er während des Ersten Weltkriegs Militärarzt und wurde anschließend in ein kleines Dorf in der Region Smolensk geschickt.

  1. Hundeherz

Zu Beginn des neuen Sowjetstaates führt der geniale Moskauer Chirurg Professor Preobraschenski (Vorbild war angeblich Bulgakows Onkel) ein wissenschaftliches Experiment durch. Er fängt einen streunenden Hund und transplantiert ihm einen Teil eines menschlichen Gehirns und Hoden. Der Hund nimmt daraufhin die Gestalt eines Menschen an. Er ist ungehobelt und ein Säufer, passt aber in die neue sowjetische Gesellschaft. Bulgakow macht sich in „Hundeherz“ darüber lustig, dass nach der Revolution ursprünglich wenig gebildete Menschen der früheren Unterschicht plötzlich die herrschende Klasse bildeten.

Die Geschichte wurde 1925 verfasst und das Manuskript vom staatlichen Sicherheitsdienst beschlagnahmt. „Hundeherz“ erschien erst 1987 nach der Perestroika als offizieller Druck.

  1. Theaterroman (Aufzeichnungen eines Toten)

Ein Moskauer Schriftsteller und Dramatiker nimmt den Leser mit hinter die Kulissen des Moskauer Theater- und Literaturbetriebes der 1930er Jahre. Er besucht verschiedene Institutionen und schlägt dort vor, seine Werke zu veröffentlichen oder zu inszenieren. Die Zensur verhindert dies jedoch.

Dies ist eine weitere halbautobiografische Arbeit von Bulgakow. In den 1920er Jahren zog er nach Moskau und begann als Dramatiker und Theaterregisseur zu arbeiten. Einige seiner Stücke waren große Erfolge in Moskauer Theatern. Zugleich verbot die sowjetische Zensur viele seiner Werke.  

In „Theaterroman“ macht sich Bulgakow über exzentrische Schriftsteller und Regisseure lustig und verspottet mehrere Beamte, die mit der Kulturszene befasst waren. Er sicherte sich ab, indem er betonte, alle beschriebenen Ereignisse seien frei erfunden und fiktiv.  

  1. Der Meister und Margarita

Zwei sowjetische Schriftsteller gehen in der Innenstadt von Moskau spazieren. Sie treffen einen Fremden, wahrscheinlich einen Ausländer. Doch womöglich ist dieser sehr intelligente Mann der Teufel persönlich. Nach seiner Ankunft in Moskau passieren dort seltsame und mysteriöse Dinge.  

Der „Meister“ schreibt an einen Roman über Pontius Pilatus. Weil das Lebenswerk des Meisters kritisiert und die Veröffentlichung im neuen antireligiösen Sowjetstaat verboten wird, verfällt er dem Wahnsinn und landet schließlich in einer Nervenklinik. Um ihn zu retten, beschließt seine Geliebte Margarita, ein Bündnis mit dem Teufel einzugehen.

Dies ist sicherlich der berühmteste Roman von Michail Bulgakow. Der Autor arbeitete von den späten 1920er Jahren bis zu seinem Tod 1940 daran. Der Roman wurde jedoch erst 1966 in der Sowjetunion veröffentlicht, mit erheblichen Zensuren. Literaturexperten meinen, dass auch dieses Werk Bulgakows viele autobiografische Referenzen enthalte. Das Überraschendste ist, dass Bulgakows Frau Jelena durchaus mit dem KGB hätte zusammenarbeiten können, nicht zuletzt, um ihren Mann vor dem Gefängnis zu bewahren. Diese Vorstellung beschrieb Bulgakow in seinem Roman als Pakt mit dem Teufel, der aber durch das Ziel, eine geliebte Person zu retten, gerechtfertigt wäre.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!