Gschel, Chochloma und andere berühmte Arten des russischen Kunsthandwerks

Legion Media
Volkskunsthandwerker und Künstler mit ihrem originellen Stil gab es fast in jedem russischen Dorf. Aber folgende Arten des russischen Kunsthandwerks mit ihrem unverkennbaren Stil sind im ganzen Land und darüber hinaus bekannt geworden.

  1. Chochloma

Die „Visitenkarte“ des russischen Kunsthandwerks ist auch gleichzeitig die beliebteste und bekannteste. Die Art der Ausführung des Handwerks und gleichzeitig das Muster tragen traditionell den Namen des Herkunfts- und Produktionsortes des Dorfes Chochloma in der Region Nischni Nowgorod. Es gibt eine Legende, nach der dieses Handwerk von den altgläubigen Ikonenmalern des 17. Jahrhunderts stammt.

Früher wurde Chochloma auf Holz gemalt, vor allem auf Geschirr und Küchenutensilien, aber auch auf Holzmöbeln. Besonders berühmt waren die russischen Holzlöffel, die als Chochloma bemalt wurden. Die Motive werden immer auf einen schwarzen Hintergrund mit leuchtend roten, grünen und goldenen Farben gemalt. Die Hauptmotive sind Beeren und Kräuter, aber auch Vögel kommen vor.

  1. Gschel

Man sagt, dass Gschel zu sehr an Delfter Steingut und blau-weiße chinesische Keramik erinnert. Jedoch kann diese Annahme nicht konkret bestätigt werden. Die Töpferwaren stammen aus dem Dorf Gschel, das sich in der Moskauer Region und seinen umliegenden Dörfern befindet, wo der wunderbare Ton seit der Antike abgebaut wird.

Porzellan aus dem dortigen Ton wurde sogar am Hof des Zaren Alexej Michailowitsch geschätzt. Bereits im 17. Jahrhundert wurde die Herstellung von Geschirr für den Apothekenbedarf und zu „alchemischen Zwecken“ im Stile Gschel durchgesetzt. Im 19. Jahrhundert gab es etwa schon ein Dutzend Fabriken, die Geschirr, Ofenkacheln und andere Keramikartikel in Majolikatechnik mit floralen Ornamenten, sowie Spielzeug in Form von Tieren herstellten. Alles in den „typisch“ blau-weißen Farben.

  1. Schostowo

Die Malerei auf geschmiedeten Zinntabletts im Dorf Schostowo in der Moskauer Region lässt sich bis ins Jahr 1825 zurückverfolgen, als die Demidow-Fürsten diese durch Handel, den sie in der Ural-Region betrieben, mit sich brachten. In Tagil wurden Tabletts bereits erfolgreich bemalt. Einheimische Künstler, die im Stil der Fedoskino-Miniaturen arbeiteten, wurden von dem Handwerk in der Nähe von Moskau angezogen. Durch dieses Zusammenfließen von Kunst und Kunsthandwerk entstand im Endeffekt das Schostowo-Tablett, das heute zu den beliebtesten „Volks“-Marken gehört.

Die Farben eines Tabletts und seine Verzierung können unterschiedlich ausfallen, währenddessen sein Hauptmerkmal, die Zusammensetzung von Ornamenten, die in der Mitte des Tabletts so etwas wie einen Blumenstrauß bilden, immer vorhanden sein muss. Die Künstler stellen sowohl Garten- als auch Feldblumen und Kräuter dar und benutzen Ölfarben, um anhand mehrerer Schichten dem Bild Räumigkeit zu verleihen.

  1. Palech

Die Palech-Lackminiatur ist ein recht junges Handwerk. Begabte Ikonenmaler und meisterhafte Künstler, die aus dem Dorf Palech (Iwanowo Region) stammen und in der religiösen Malerei sowie auch in der Kirchenmalerei tätig gewesen sind, haben sich nach der Revolution genau diesem Handwerk gewidmet. Die Künstlergenossenschaft (Artel) Palech wurde im Jahre 1918 gegründet.

Im neuen antireligiösen Sowjetstaat legten die Künstler den Schwerpunkt ihrer Fähigkeiten eher auf die „antike Malerei“. Sie stellten Szenen aus Folklore und literarischen Werken dar und verwendeten Techniken der Ikonenmalerei, insbesondere Temperafarben. Die Meister bemalten zunächst Gegenstände aus Holz und dann aus Pappmaché. Der Palech-Stil auf schwarzem Grund mit leuchtend roten und goldenen Farben wird vor allem bei dekorativen Gegenständen, meist Schatullen oder Schmuckkästchen sowie bei verschiedenen kleinen Souvenirs, angewendet.

  1. Gorodets-Malerei

Dieses aus Gorodets, einer Stadt in der Region Nischni Nowgorod, stammende Kunsthandwerk geht auf das 19. Jahrhundert und die Malerei der Spinner (Textilfadenerzeuger) zurück. Später fand man sie auch auf Holzmöbeln und anderen Gegenständen wie beispielsweise Truhen, Schatullen oder Schmuckkästchen, Schlitten, Fensterläden und sogar Türen. Volkskunsthandwerker stellten meistens Genreszenen aus dem Alltagsleben von Kaufleuten und Bauern dar.

Die Themen und Charaktere fielen sehr unterschiedlich aus - von Heiratsvermittlung über Festmahle bis hin zu Spaziergängen. Oftmals waren es Bilder von Pferden, Vögeln und anderen Tieren. Ein besonderes Merkmal war die Farbenpracht und die szenenweise kontrastreichen Übergänge.

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