Von Pompeji bis zur Französischen Revolution: So stellten russische Künstler die Weltgeschichte dar

Karl Brjullow/Russisches Museum
Die brutale Verfolgung der ersten Christen im Römischen Reich, die Gräueltaten der Osmanen auf dem Balkan und die Tragödie während des indischen Aufstandes gegen die britische Herrschaft. Diese und andere Themen ließen die russischen Künstler nicht kalt.

Wassili Wereschtschagin. Kreuzigung bei den Römern, 1887.

Die im Römischen Reich weit verbreitete Kreuzigung galt als eine der grausamsten, schmerzhaftesten und schändlichsten Hinrichtungen der antiken Welt. Etwa 6 000 Sklaven, die von den Römern nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands 71 v. Chr. gefangen genommen wurden, wurden auf der Straße von Capua nach Rom gekreuzigt. Nach der christlichen Lehre wurden Jesus Christus und seine Apostel Andreas und Petrus gekreuzigt, wodurch das Kreuz zum Symbol der christlichen Religion wurde.

Konstantin Flavitsky. Christliche Märtyrer im Kolosseum, 1862.

In den ersten Jahrhunderten der Neuzeit wurden die Christen von der Obrigkeit massiv verfolgt, bis sie im Jahr 313 durch das von den Kaisern Konstantin und Licinius erlassene Edikt von Mailand legalisiert wurden. Die häufigste Strafe für sie war neben der Kreuzigung die so genannte „damnatio ad bestias“, bei der wehrlose Menschen in eine Art (Zirkus-) Arena geführt und hungrigen Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden.

Heinrich Semiradski. Das Licht des Christentums (Fackeln des Nero), 1882.

Das Thema der frühen Christenverfolgung im Römischen Reich wurde von dem russisch-polnischen Maler Heinrich Semiradski aufgegriffen. Das Gemälde stellt das Massaker an der römischen Christengemeinde durch Kaiser Nero im Jahr 64 dar. Das verheerende Feuer zerstörte einen großen Teil der „ewigen Stadt“ und der Statthalter schob die Schuld an dem Vorfall auf die Christen.

Karl Brjullow. Der letzte Tag Pompejis, 1833.

Im Jahr 79 wurden bei einem gewaltigen Ausbruch des Vesuvs mehrere nahe gelegene Städte unter einer meterweise dicken Ascheschicht begraben. Karl Brjullow hat die letzten Momente des berüchtigten Pompeji festgehalten. Obwohl es den meisten Einwohnern gelang, die Stadt vor der Katastrophe zu verlassen, hinterließen Tausende von Menschen ihr Leben für immer auf Pompejis Straßen.

Wassili Surikow. Erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa, 1876.

Das von Kaiser Konstantin im Jahr 325 einberufene Erste Konzil von Nizäa war für die Geschichte des Christentums von enormer Bedeutung. In ihm wurde das Glaubensbekenntnis ausgearbeitet und bestätigt, in dem erklärt wurde, dass Jesus der fleischgewordene Sohn Gottes ist und seinem Vater gleichgestellt wird. Außerdem wurde die endgültige Differenzierung vom Judentum festgeschrieben, der Sonntag wurde als arbeitsfreier Tag anstelle des Samstags anerkannt, und man fing an, den Arianismus und andere Irrlehren zu verurteilen.

Karl Brjullow. Genserichs Einmarsch nach Rom, 1836.

Im Jahr 455, zum Ende des Weströmischen Reiches, wurde die „ewige Stadt“ kampflos von dem ostgermanischen Vandalenstamm unter Führung von König Genserich eingenommen. Nach zwei Wochen durchgehender Plünderung waren seine Schiffe voll mit Gold, Silber, Schmuck, Statuen, Möbeln und Hunderten von Gefangenen beladen, die in die Sklaverei verkauft werden sollten. Mit dem Namen der Vandalen verband man seit der Französischen Revolution die mutwillige Zerstörung von Kulturgütern (auch wenn sie diese in Wirklichkeit nicht zerstörten, sondern eher exportierten). Dennoch wird das Wort „Vandalismus“ in vielen Sprachen der Welt damit assoziiert.

Karl Brjullow. Tod von Inés de Castro, 1834.

Inés de Castro war die Geliebte des Sohnes von Alfons IV., Infante (Prinz) Don Pedro von Portugal. Sie hatte sowohl zu Lebzeiten seiner rechtmäßigen Ehefrau Constanza Manuel als auch nach deren Tod ein Verhältnis mit ihm. Trotz der Forderungen seines Vaters weigerte sich der verwitwete Pedro standhaft, wieder zu heiraten. Daraufhin beschloss Alfons IV., sich um das Schicksal der Dynastie sorgend, diesen Zustand zu beenden. Der Legende nach, die Brjullow gemalt hat, wurde Inés durch die Gebete ihrer ungeborenen Kinder vor dem sicheren Tod bewahrt. Dennoch wurde sie am 7. Januar 1355 enthauptet. Dies erzürnte Pedro und führte zum Ausbruch eines Bürgerkriegs, der sich über mehrere Jahre hin in Portugal zog.

Waleri Jakobi. Neunter Thermidor, 1864.

Am 27. Juli 1794 (9. Thermidor des zweiten Jahres nach dem französischen Revolutionskalender) wurde einer der mächtigsten Männer der Regierung der Ersten Französischen Republik, Maximilien Robespierre, Initiator des „Großen Terrors“, nach einer Spaltung der Regierung verhaftet. Auf diesem Gemälde hat Waleri Jakobi den verwundeten Robespierre dargestellt. Sein Kiefer war durch einen Pistolenschuss zerschmettert worden. Triumphierende Verschwörer verspotten ihn, während seine Mitstreiter düster am Fenster kauern. Am nächsten Tag wurden alle Verhafteten auf dem Place de la Révolution in Paris guillotiniert.

Wassili Wereschtschagin. Hinrichtung anhand Kanonen in Britisch-Indien, 1884.

Im Jahr 1857 kam es in Indien zu einem großen Aufstand gegen die britische Kolonialpolitik. Dieser begann durch die Sipai-Söldner, die aus der lokalen Bevölkerung rekrutiert wurden. Sie bildeten auch das Herz der Rebellen. Nach zwei Jahren Widerstand errangen die britischen Streitkräfte einen überzeugenden Sieg, indem sie die Aufständischen einer brutalen Hinrichtung unterzogen, die als „Teufelswind“ bekannt wurde. Die Verurteilten wurden an Kanonenrohre gefesselt und dann mit Kanonenkugeln oder Schießpulverrohlingen erschossen, wodurch die Körper der Opfer in Stücke gerissen wurden.

Konstantin Makowski. Bulgarische Märtyrer, 1877.

Dieses Gemälde von Konstantin Makowski ist den tragischen Ereignissen des Aprilaufstands im Jahre 1876 in Bulgarien gewidmet, der von der osmanischen Armee grausam niedergeschlagen wurde. Auf der Leinwand sind die für das Osmanische Reich untypischen Truppen, die Baschibusuk, abgebildet, die hauptsächlich aus dem damaligen Albanien rekrutiert wurden. Das Werk des Künstlers rief in der russischen Gesellschaft starke Gefühle hervor und rührte sogar Zar Alexander II. zu Tränen. Die osmanischen Gräueltaten auf dem Balkan waren einer der Hauptgründe für den Eintritt Russlands in den Krieg gegen das Osmanische Reich im Jahr 1877, durch den unter anderem die bulgarische Staatlichkeit wiederhergestellt wurde.

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