Film „Die Erstürmung des Winterpalastes“, 1920
Public domainIm Oktober 1917, als die Macht von den Bolschewiki ergriffen wurde, war die „Erstürmung des Winterpalais“ das wichtigste Ereignis. Die bekannten Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die auf den Palast zulaufende Soldaten zeigen, sind in Wirklichkeit eine Rekonstruktion. Tatsächlich erfolgte der Sturm auf den Palast ziemlich friedlich. Die Artilleriegeschosse zerkratzten lediglich das Gesims des Palastes, und der Panzerkreuzer „Aurora“ feuerte nur eine einzige Platzpatrone ab. Die Provisorische Regierung, die im Winterpalast untergebracht war, wurde nur sehr schlecht bewacht. Außerdem hatte jemand völlig vergessen, das hintere Tor zu schließen, so dass der Sturmtrupp ohne Blutvergießen in den Palast gelangen und die Mitglieder der Regierung verhaften konnte.
Ein Zimmer im Winterpalast während des Krieges.
The HermitageAm 22. Juni 1941 begannen die Mitarbeiter des Museums, die Sammlung für die Evakuierung vorzubereiten. Im Laufe eines Monats wurden mehr als eine Million Kunstwerke verpackt und verschifft. Nicht alle Gegenstände konnten evakuiert werden, da Leningrad schon ab September desselben Jahres durch die Nazis belagert wurde.
In den Sälen und Kellern des Palastes wurden Bunker eingerichtet, in denen bis zu 2.000 Menschen Schutz vor Granaten und Luftangriffen fanden. Viele Mitarbeiter des Museums lebten mit ihren Familien dauerhaft im Palastgebäude und arbeiteten gleichzeitig weiter an der Sicherung der verbliebenen Exponate.
Das Kutschenhaus nach der Bombardierung
The HermitageDas Winterpalais stand wiederholt unter Beschuss: Einige Räume und das große Treppenhaus wurden schwer beschädigt, und eine Granate schlug in die zaristische Kutschenremise ein.
Nach dem Ende der Belagerung im Jahr 1944 öffnete der Winterpalast wieder seine Pforten für Besucher, doch die Restaurierung und der Wiederaufbau der zerstörten Teile sollten noch lange andauern.
Postkarte, Ende 19. Jahrhundert
MAMM/MDF/russiainphoto.ruUnter Katharina der Großen hatte der Palast sandfarbene Fassaden, wie die Residenzen der französischen Könige und der österreichischen Kaiser.
Mitte des 19. Jahrhunderts ordnete Nikolaus I. an, die Farbe der Fassade in Ziegelrot zu ändern, und so sah der Palast bei Ausbruch der Revolution aus.
Während der Sowjetzeit, im Jahr 1946, erhielt er sein pistaziengrünes Aussehen mit weißen Säulen.
Der weiße Saal
The HermitageDer Winterpalast dient als das Hauptgebäude des wichtigsten Kunstmuseums des Landes, der Eremitage. Aber es ist bei weitem nicht das einzige Gebäude des Museums.
Das Jahr 1764 gilt als das Gründungsjahr der Eremitage – in diesem Jahr erwarb Katharina II. viele Gemälde und legte damit den Grundstein der Museumssammlung. Sie fügte dem Palast einen Flügel hinzu, der als „Kleine Eremitage“ bekannt ist, um diese unterzubringen.
Die Anzahl der Gegenstände wurde immer umfangreicher, so dass ein weiteres, größeres Gebäude, die „Große Eremitage“, eigens als Museum errichtet wurde.
Die Kriegsgalerie von 1812
Eduardo Fuster/Education Images/Universal Images Group via Getty ImagesDer Winterpalast selbst wurde erst nach der Oktoberrevolution zum Museum – ein Teil der Sammlung wurde hierher verlegt und es wurden Verbindungsgänge zu den angrenzenden Flügeln gebaut.
Die Eremitage ist das größte und meistbesuchte Museum des Landes und beherbergt Objekte der westlichen und russischen Kunst.
Die Katzen der Eremitage sind die inoffiziellen Symbole des Museums. Die ersten Katzen wurden 1745 aus Kasan gebracht, um Mäuse und Ratten zu bekämpfen. Bei der Belagerung Leningrads kamen viele der Katzen ums Leben – anschließend wurden rund 5.000 Katzen von sowjetischen Menschen aus Sibirien an die Eremitage gespendet.
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