Wer ist Iwan Zarewitsch, der dritte Sohn des Zaren und legendäre Volksheld?

Eine Darstellung des russischen Volkshelden Iwan Zarewitsch auf dem fliegenden Teppich

Eine Darstellung des russischen Volkshelden Iwan Zarewitsch auf dem fliegenden Teppich

Staatliches Kunstmuseum Nischni Nowgorod
Er ist immer ein Außenseiter, bis er seinen eigenen Weg geht.

Als ein Dieb Äpfel aus purem Gold von einem magischen Baum stiehlt, der auf dem Land des Zaren wächst, beauftragt der wütende Zar seine Söhne, den Schuldigen zu fangen. Dies setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die zu einer gefährlichen Reise, Verrat und Mord führen. Der Protagonist dieses klassischen Volksmärchens ist Iwan Zarewitsch.

Iwan Zarewitsch, Illustration von Iwan Bilibin

Der jüngste Sohn des Zaren

Iwan Zarewitsch ist der Hauptheld vieler russischer Volksmärchen. Er wird immer als der dritte und jüngste Sohn des Königs dargestellt. Aufgrund seines jungen Alters nehmen der Zar und Iwans ältere Brüder den jungen Iwan nicht ernst.

Obwohl er als Zarewitsch bezeichnet wird – ein Titel, der seine königliche Herkunft und seinen Status als Zarensohn andeutet -, kann er dennoch keinen Anspruch auf den Thron erheben, da er nur der Dritte in der Thronfolge ist. Aus diesem Grund wird Iwan Zarewitsch oft als kluger, bescheidener und mutiger Mann dargestellt, der nichts für selbstverständlich hält und sich die Anerkennung seines Vaters hart erarbeiten muss.

Iwan Zarewitsch reitet auf dem grauen Wolf von Wiktor Wasnezow, 1889

Die berühmteste Volkserzählung, in der diese Figur vorkommt ist Das Märchen vom Zarewitsch Iwan und dem grauen Wolf. In diesem bittet Iwan Zarewitsch seinen Vater um Erlaubnis, den Dieb der goldenen Äpfel – der sich als Feuervogel entpuppt – zu fangen, aber der Zar zögert zunächst. Als seine beiden älteren Söhne während des Dienstes dösen und den Dieb nicht entdecken, willigt er schließlich in Iwans Bitte ein.

Iwan wiederum lässt sich von dem Versprechen seines Vaters verführen, dem Sohn, der den Dieb fängt, die Hälfte seines Königreichs zu überlassen und ihn zum Erben zu ernennen. Als jüngster Bruder weiß Iwan, dass dies seine einzige Chance ist, auf legitime Weise Anspruch auf den Thron zu erhalten. In den Volksmärchen geht es Iwan jedoch nie um Reichtum oder Macht. Für den Helden ist es wichtiger, mit seinen älteren Brüdern gleichzuziehen und die symbolische Anerkennung seines Vaters zu erhalten.

Fabelwesen

Auf seiner Reise wird Iwan Zarewitsch oft von verschiedenen mystischen Wesen unterstützt, wie zum Beispiel von einem magischen Wolf, einem Löwen, einem Vogel und einem Zauberpferd. Auch wenn sich Iwan Zarewitsch anfangs von den Tieren bedroht fühlt, werden sie zu seinen engen Gefährten und ermöglichen ihm später, Herausforderungen zu meistern, an denen er sonst gescheitert wäre.

Das Märchen von Zarewitsch Iwan und dem grauen Wolf lautet:

...Und auf jenem Feld war ein großer Stein, auf dem die folgenden Worte eingemeißelt waren:

„Geh nach rechts und du wirst dein Pferd verlieren! Geh nach links, und du wirst dein Leben verlieren! Geh geradeaus und du wirst sowohl dein Leben als auch dein Pferd verlieren!“

Zarewitsch Iwan dachte lange nach und entschied sich schließlich, was er tun wolle.

„Vielleicht verliere ich mein Pferd, aber dann habe ich wenigstens den Feuervogel gefunden und getan, was mein Vater mir aufgetragen hat“, überlegt er.

Und er schlug den Weg ein, der nach rechts führte.

Iwan sieht einen magischen Wolf, der sein Pferd frisst. Doch später bietet der Wolf dem verzweifelten Iwan seine Hilfe an, vielleicht, um das gefressene Pferd wiedergutzumachen.

Schließlich hilft der Wolf Iwan nicht nur, die Herausforderungen auf seinem Weg zu meistern, sondern erweckt den Helden auch wieder zum Leben, nachdem dieser von seinen eifersüchtigen älteren Brüdern getötet worden war. 

Die Weisheit des Märchens

In verschiedenen Volksmärchen wird Iwan im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern nicht durch Habgier motiviert, sondern durch edle Bestrebungen: die Anerkennung seines Vaters zu finden oder eine Prinzessin zu retten, die von dem Koschtschej  dem „Unsterblichen“, entführt wurde.

Kampf von Iwan Zarewitsch mit dem dreiköpfigen Drachen von Wiktor Wasnezow, 1912.

Da seine Absichten rein sind, findet Iwan auf seinem Weg oft Hilfe. Dank dieser Hilfe kann er seine Ziele erreichen, der Erbe seines Vaters werden und die Hand einer schönen Prinzessin gewinnen.

Die wichtigste Lektion der Volksmärchen mit Iwan Zarewitsch ist vielleicht, dass ein Mann mit edlen Eigenschaften immer Glück und Anerkennung findet, auch wenn die Chancen anfangs vielleicht nicht so gut stehen.

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