Die Tatsache, dass „Iwan“ der russischste aller Namen zu sein scheint, ist eines der am weitesten verbreiteten Klischees des Landes. Obwohl Iwan aus linguistischer Sicht eigentlich kein russischer Name ist, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er in Russland seit Jahrhunderten beliebt ist.
Seine weit verbreitete Verwendung in der Populärkultur könnte somit ein Grund für seine Beliebtheit sein. Der Name „Iwan“ generell ist in der russischen Kultur und Geschichte allgegenwärtig. Es reicht schon, russische Volksmärchen zum Vergleich zu ziehen, in denen es viele „Iwans“ gibt.
Dolph Lundgren als Iwan Drago in „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ (1985).
MGM / United Artists„Iwan“ ist ein unverzichtbarer Held der russischen Folklore. Es handelt sich um einen Platzhalter-Namen, das heißt, der Name selbst ist von geringer Bedeutung im Gegensatz zum Kontext der Erzählung.
„Es war einmal ein Zar, der hatte drei Söhne. Der jüngste hieß Iwan“, so beginnt beispielsweise ein berühmtes russisches Volksmärchen namens „Iwan Zarewitsch und der graue Wolf“.
Iwan der Narr ist ein weiterer allgegenwärtiger Held russischer Volksmärchen. Volkstümlich wird Iwan der Narr als ein einfältiger, aber glücklicher junger Mann dargestellt, der oft gegen den gesunden Menschenverstand handelt, aber schließlich trotzdem Erfolg hat.
Iwan Zarewitsch reitet auf dem Grauen Wolf.
Public DomainAuch in der klassischen russischen Literatur gibt es viele „Iwans“. Sowohl berühmte Schriftsteller als auch bemerkenswerte Persönlichkeiten tragen diesen Namen. Um nur einige hier einmal aufzuführen: Es gibt Tolstois „Der Tod des Iwan Iljitsch“, Tschechows „Onkel Wanja“ (Spitzname von Iwan), sowie Solschenizyns „Ein Tag im Leben des Iwan Denisowitsch“.
Es gibt auch noch eine andere Erklärung dafür, warum „Iwan“ in Russland schon immer ein so häufiger Name war.
Der heilige Johannes der Evangelist, russische Ikone aus dem 17. Jahrhundert.
Public DomainVor der russischen Revolution ermutigte die Kirche die Menschen, ihre Kinder nach orthodoxen Heiligen zu benennen, von denen jeder seinen eigenen Namenstag hat. Da es erheblich viele Heilige mit dem Namen „Johannes“ gibt, hat dies die Beliebtheit des Namens weitaus gesteigert.
So wie „John“ zu den beliebtesten Namen in den USA gehört, ist auch „Iwan“ , der dieselbe Herkunft wie „John“ pflegt, in Russland sehr verbreitet. Beide Namen, „John“ und „Iwan“, haben die gleiche Namensbedeutung: „Von Gott begnadet“.
Zar Iwan der Schreckliche von Wiktor Wasnezow, 1897.
State Tretyakov Gallery/Public DomainTrotz der großen Beliebtheit dieses Namens im Laufe der Jahre ist er jedoch keineswegs der beliebteste Männername in Russland. In den letzten 20 Jahren stand „Alexander“ an der Spitze der Liste der beliebtesten männlichen Namen in Russland.
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