Jedes Jahr werden in verschiedenen Ländern immer mehr neue Übersetzungen russischer Klassiker – Romane des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – veröffentlicht. Nur wenige Verlage gehen das Risiko ein, zeitgenössische Romane zu übersetzen und zu veröffentlichen, da es fast schon ein Axiom ist, dass sich Tolstoi und Dostojewski viel besser verkaufen als unbekannte Autoren. Dies sind die besten russischen Bücher im Westen.
1. Archipel Gulag von Alexander Solschenizyn
In der Sowjetunion war dieser Roman Solschenizyns verboten und wurde erst 1990 veröffentlicht (in Frankreich erschien das Buch bereits 1973). Solschenizyns 1962 herausgegebener Roman Ein Tag im Leben des Iwan Denisowitsch war das erste sowjetische Werk, das über den Gulag veröffentlicht wurde. Es erregte nicht nur in der sowjetischen Gesellschaft, sondern in der ganzen Welt Aufsehen. Andererseits war die groß angelegte literarische Studie über das sowjetische Lagersystem (von 1918 bis 1956), an der Solschenizyn zehn Jahre lang schrieb, in der UdSSR lange Zeit verboten. Das Buch erschien erstmals 1973 in Frankreich und erreichte die sowjetischen Leser erst 1990. Der Begriff Archipel Gulag ist mittlerweile sprichwörtlich.
In Frankreich wurde dieses Buch von Le Monde auf Platz 15 der Liste der 100 Bücher des Jahrhunderts gesetzt. (Der Roman Krebstation von Solschenizyn ist übrigens eines der hundert Lieblingsbücher der Franzosen).
2. Lolita von Wladimir Nabokow
Trotz der unglaublich sensiblen (um nicht zu sagen delikaten) Handlung des Romans zählt Nabokows skandalöses Buch über den Pädophilen Humbert, der in seine nymphomane Stieftochter vernarrt ist, zu den besten Büchern aller Zeiten. Der Roman wurde auf Englisch geschrieben, aber zehn Jahre später vom Autor selbst ins Russische übersetzt.
So setzte beispielsweise die amerikanische New York Times diesen Roman auf Platz 4 der Liste der 100 besten Romane und nahm das Buch auch in die Liste der 25 besten Bücher der letzten 125 Jahre auf (nachdem die Leser aufgefordert worden waren, für das beste Buch zu stimmen). Lolita schaffte es auch auf die Liste der 100 besten Bücher der französischen Le Monde (der Roman wurde übrigens 1955 in Frankreich veröffentlicht) und auf die Liste der 100 besten Bücher aller Zeiten des Time Magazine.
Die japanische Zeitung Yomiuri nahm Nabokow und seine Lolita in eine Auswahl von 60 großen Schriftstellern der Weltliteratur auf, und die japanische Zeitschrift Kangaeru hito schlug es auf einer Liste von 100 ausländischen Büchern vor, die man im Leben lesen sollte.
3. Die Brüder Karamasow von Fjodor Dostojewski
Die Grundlage des Romans ist ein spannender Kriminalfall: Einer der Söhne wird bezichtigt, seinen Vater getötet zu haben... Aber eigentlich ist es ein Roman über die Liebe, über den Sinn des Lebens und über Gott.
Der Roman wurde in denselben Ranglisten wie Schuld und Sühne geführt und belegte auch Platz 30 in der Liste der 100 meistverkauften Belletristikbücher beim japanischen Amazon. Die japanische Zeitschrift Kangaeru hito erwähnt Die Brüder Karamasow und vier weitere Werke von Dostojewski (darunter auch Notizen aus einem Totenhaus und Der Kobold) in ihrer Liste der 100 ausländischen Romane, die man im Leben lesen sollte.
4. Schuld und Sühne von Fjodor Dostojewski
Dostojewski hat mindestens fünf große Romane geschrieben und ist Preisträger des norwegischen Nobel-Buchklubs, der vier Bücher von Dostojewski in seiner Reihe der 100 besten Bücher aller Zeiten veröffentlicht hat: Schuld und Sühne, Der Idiot, Die Dämonen, Die Brüder Karamasow.
In Russland beginnt jedes Schulkind seine Bekanntschaft mit Dostojewski mit seinem Kultbuch Schuld und Sühne. Es ist die Geschichte eines Studenten, der beschließt, zu testen, wozu er fähig ist, und eine alte Prokuristin tötet. Der Roman wurde vom ZDF zu einem der 100 besten Bücher aller Zeiten gekürt, die britische Zeitung The Guardian und die BBC nahmen das Buch ebenfalls in ihre Top-200-Liste auf.
5. Krieg und Frieden von Leo Tolstoi
Der vierbändige epische Roman von beängstigendem Umfang erzählt die Geschichte mehrerer Familien vor dem Hintergrund großer historischer Ereignisse – dem Krieg zwischen dem Russischen Reich und dem napoleonischen Frankreich.
Krieg und Frieden war der erste russische Roman, der die Rangliste der 100 besten Bücher (von Newsweek) anführte, außerdem war er unter den 100 besten Büchern des ZDF und der britischen Zeitung The Guardian, des norwegischen Nobel-Buchklubs und unter den 200 besten Büchern der BBC.