Nach der Revolution von 1917 widmeten die neuen bolschewistischen Machthaber der Propaganda besondere Aufmerksamkeit und machten sich daran, in kürzester Zeit eine Vielzahl von unterhaltsamen Zeitschriften und Zeitungen für Arbeiter, Soldaten, Bauern, Frauen und natürlich für die sowjetischen Kinder zu schaffen.
Eine davon – und zwar eine der ersten – war Mursilka, eine Monatszeitschrift für Vorschulkinder (4-7 Jahre). So sah die allererste Ausgabe aus, die am 16. Mai 1924 erschien.
Der Titel Mursilka war eigentlich der Kosename eines Welpen aus den Kurzgeschichten des Kinderbuchautors Alexander Fjodorow-Dawidow. Und die erste Ausgabe begann mit einer Geschichte über die Abenteuer dieses süßen kleinen Unruhestifters.
Die Zeitschrift war eigentlich ein kleines Kinderbuch mit Kurzgeschichten zu einer Vielzahl von Themen, darunter über die neue sowjetische Realität und ihre wichtigen moralischen Lehren, wie die Bedeutung des Maifeiertags, die Rolle Lenins und die bolschewistische Revolution.
Die besten sowjetischen Schriftsteller der damaligen Zeit schrieben für Mursilka: Sergej Michalkow (der Autor des Textes der sowjetischen Hymne), die Kinderbuchautoren Agnja Barto, Kornej Tschukowski und Samuil Marschak sowie der Avantgarde-Schriftsteller Daniil Charms und der Satiriker Michail Soschtschenko gehörten dazu.
Zunächst war Mursilka eine Beilage der Rabotschaja Gaseta (dt.: Arbeiterzeitung), zu der auch eine Reihe anderer Zeitschriften gehörten, die zu Ikonen wurden: die Satire-Illustrierte Krokodil, die Frauenzeitschrift Rabotniza und Sowjetskij Ekran, eine Zeitschrift über das Kino.
Im Juli 1937 zeigte die Zeitschrift ein brandneues Bild von Mursilka, gemalt von dem Künstler Aminadaw Kanewskij. Seitdem sah es nicht mehr wie ein Hündchen aus, sondern wie ein gelbes Wesen mit roter Baskenmütze und Schal, das eine Kamera über der Schulter trägt.
Im Jahr 1941 wurde Mursilka jedoch auch als Junge in einem Puzzlespiel abgebildet.
Ab 1941 wurde Mursilka vom Verlag Molodaja Gwardija (Junge Garde) herausgegeben und richtete sich an ein etwas älteres Publikum, das zwischen 6 und 12 Jahre alt war.
Selbst während des Zweiten Weltkriegs stellte die Zeitschrift ihr Erscheinen nicht ein. Sie veröffentlichte moralische Geschichten über Heldentum, Pioniere und so weiter.
Und natürlich war auch das Thema Krieg ein wichtiger Bestandteil des Buches. Mursilka schrieb darüber, wie sowjetische Kinder ihre Kleidung mit denen teilten, die im Krieg ihr Zuhause verloren hatten, und erzählte von Kindern, die ihre Eltern verloren und von der Roten Armee gerettet wurden.
Im Jahr 1945 feierte Mursilka den Sieg über die Nazis.
Die Zeitschrift veröffentlichte auch Berichte über sowjetische Sehenswürdigkeiten in verschiedenen Städten.
Es wurde auch die Bedeutung der Bildung hervorgehoben.
Ein sowjetisches Kind sollte wissen, dass es sich freundlich verhalten und mit anderen Kindern in einer gemeinsamen Mission zusammenarbeiten sollte.
Und natürlich war 1961 das Porträt von Juri Gagarin auf der Titelseite von Mursilka zu sehen, auf der Kinder aus aller Welt Zeitungen über seinen Weltraumflug lesen konnten.
1959 erschien in der Zeitschrift erneut das Bild eines gelben, flauschigen Mursilkas, das seitdem beibehalten wurde und zu einem Symbol geworden ist.
In den 1960-80er Jahren hatte die Zeitschrift eine Auflage von über fünf Millionen Exemplaren (in den 1920er Jahren waren es nur 20.000), so dass die meisten sowjetischen Kinder die Möglichkeit hatten, die Zeitschrift zu lesen oder sie sich von Freunden oder einer Bibliothek auszuleihen.
Das Magazin enthielt viele bunte Bilder und Aufsätze, die die Kinder ausschneiden und wie Sticker aufkleben konnten.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die Zeitschrift weiter herausgegeben. Heute gibt es das Magazin immer noch – keine einzige Ausgabe wurde bisher ausgelassen.
2011 wurde Mursilka in das Guinness-Buch der Rekorde als am längsten erscheinende Kinderzeitschrift aufgenommen. Eine ziemlich beeindruckende Leistung!
Im Jahr 2015 wurde ein riesiges digitales Archiv mit allen Mursilka-Ausgaben online gestellt, so dass jeder die Zeitschrift jetzt kostenlos durchsehen kann.