- Mittelalterliche russische Architektur
Die ältesten erhaltenen Gebäude Moskaus sind die berühmte Basilius-Kathedrale, die Kreml-Kathedralen und die Kathedrale des Andronikow-Klosters aus dem 15. Jahrhundert, in der noch Fragmente der Fresken des berühmten Ikonenmalers Andrej Rubljow zu sehen sind.
Das vorpetrinische Russland hat mehrere steinerne Kammern (russ.: Palata) hinterlassen, darunter die Kammern der Bojaren Romanow aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die Facettenkammer im Kreml und der Alte Englische Hof aus dem 15. und 17. Jahrhundert.
Die Kreml-Kathedralen (15. und 17. Jahrhundert): Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale und die Zwölf-Apostel-Kirche (im Hintergrund)
Die Kammern der Romanow-Bojaren (Ende des 16. Jahrhunderts / Anfang des 17. Jahrhunderts)
Die Erlöserkathedrale des Andronikow-Klosters (15. Jahrhundert)
- Barockstil
Mit der Besteigung des russischen Throns durch Peter den Großen bekam die westliche Kultur einen großen Einfluss in Russland, auch in der Architektur.
Der europäische Barockstil verschmolz mit dem russischen Usórotschje-Stil(von usór, dt.: Ornament), wodurch der einzigartige Stil des Moskauer Barocks entstand. Seine Merkmale sind noch heute in vielen Kirchen in Moskau und seinen Vororten zu sehen, wo Adelsfamilien für sich selbst Kirchen bauten.
Die Kirche zu Mariä-Schutz-und-Fürbitte zu Fili (1690-1694)
Das architektonische Ensemble des Nowodewitschij-Klosters (Ende des 18. Jahrhunderts)
>>> Das Nowodewitschi-Kloster: Moskaus bekanntestes Kloster (FOTOS)
Die Dreifaltigkeitskirche zu Troize-Lykowo (1698-1703)
- Neogotik (auch Pseudogotik)
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Neogotik in Russland populär. Wie auch in Europa begann man Stadtpaläste sowie Herrenhäuser in gotischen Formen zu bauen.
Lanzettbögen und himmelwärts strebende Türme waren dem russischen Auge zunächst fremd, kamen aber schließlich in Mode. Neogotische Bauelemente sind sogar in der orthodoxen Kirchenarchitektur anzutreffen.
Zarizyno (18. Jahrhundert)
Die Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria (1901-1911)
Das Herrenhaus von Sinaida Morosowa (1893-1898)
- Der neorussische (auch pseudorussische) Stil
Nachdem Russland jahrzehntelang eine Vorliebe für alles Europäische hatte, kam es Ende des 19. Jahrhunderts unter Alexander III. in Mode, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen.
Eines der anschaulichsten Beispiele für den neorussischen Stil ist die Blutkirche (auch bekannt als Auferstehungskirche, Erlöserkirche oder Erlöser-Kirche auf dem Blut) in St. Petersburg. Sie wurde an dem Ort errichtet, an dem Alexander II. im März 1881 durch ein Bombenattentat getötet wurde. Sein Sohn Alexander III. hat die architektonische Gestaltung dieser Kirche persönlich genehmigt. Sie hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Basilius-Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert auf dem Roten Platz.
In Moskau sahen viele Gebäude, die im pseudorussischen Stil gebaut wurden, eher wie traditionelle hölzerne Termen-Häuse aus.
Auf dem Roten Platz wurde ein Gebäude zur Ausstellung der wertvollen nationalen Schätze des Staatlichen Historischen Museums errichtet, das einem mittelalterlichen Gebäude ähnelt.
Lesen Sie hier mehr über den russischen Stil.
Das Staatliche Historische Museum (1875-1883)
Das Haus des Kaufmanns Igumnow (1888-1895)
Das Schtschukin-Herrenhaus, heute das Biologische Museum „K. A. Tirmirjasew“ (1892-1915)
- Jugendstil
Asymmetrie, florale Ornamente und die Rückbesinnung auf die russische Vergangenheit sind charakteristisch für die Entwicklung des russischen Jugendstils, einer der ungewöhnlichsten architektonischen Stilrichtungen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts populär waren.
Wohlhabende Kaufleute und Kunstliebhaber ließen sich zum Bau von Stadtvillen im Jugendstil inspirieren. Einer der wichtigsten Architekten des Jugendstils in Moskau war Fjodor Schechtel, der die berühmte Rjabuschinskij-Villa und den Jaroslawler Bahnhof baute.
Rjabuschinskij-Villa (1900-1903)
Jaroslawler Bahnhof (1902-1904)
Hotel Metropol (1899-1905)
- Avantgarde
Anfang der 1920er Jahre, nach den Zerstörungen durch den Bürgerkrieg, setzten die sowjetischen Behörden beim Wiederaufbau Moskaus vor allem auf die Architektur der Avantgarde. In der sowjetischen Hauptstadt wurden experimentelle Gebäuden gebaut, die sich durch schlichtes Dekor, aber eine praktische Konstruktion mit großen Fenstern auszeichneten. So wurde der Konstruktivismus zur führenden architektonischen Richtung der sowjetischen Avantgarde.
Redaktionsgebäude der Zeitung Iswestija (1925-1927)
Das Hauptbüro des Volkskommissariats für Landwirtschaft (1928-1933)
Brotfabrik Nr. 5 (1931)
Das Melnikow-Haus (1927-1929)
- Sowjetischer Art Déco (Post-Konstruktivismus)
Nach dem Ende der konstruktivistischen Experimente ließen sich die sowjetischen Architekten vom Klassizismus inspirieren, der mehr nach dem Geschmack Josef Stalins war.
Dieser Post-Konstruktivismus wurde zur Grundlage für die sowjetische Interpretation des Art-Déco-Stils, in dem beispielsweise die Wolkenkratzer in New York City in den 1920er Jahren gebaut wurden. Zu Merkmalen des sowjetischen Art Déco gehören Monumentalismus, Säulen, Verzierungen in Form von Wappen, Flachreliefs und Skulpturen sowie die Kombination von Beton und Metall.
Die Russische Staatsbibliothek (1928-1958)
Das Verteidigungsministerium in der Kolymaschnyj-Gasse (1934-1938)
Die Staatsduma (1932-1935)
- Stalinistischer Empire-Stil (Stalinistischer Neoklassizismus)
Im Laufe der 1930er Jahre entwickelte sich die sowjetische Architektur zu einem Stil, den Kunsthistoriker als Stalinistischen Empire-Stil (auch als Stalinistischer Neoklassizismus bekannt) bezeichnen.
Es handelte sich nicht mehr um den ursprünglichen Klassizismus, sondern vielmehr um den pompösen und triumphalen Stil eines siegreichen Imperiums nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Baustil zeichnet sich durch Säulen, perfekte Symmetrie, Stuck, Skulpturen, Erker und dekorative Gesimse sowie fünfzackige Sterne und das sowjetische Wappen aus.
Sowohl Wohnhäuser als auch große öffentliche Gebäude, wie das MoskauerNordfluss-Terminal, wurden in diesem Stil gebaut. Die Hochhäuser im „Zuckerbäcker-Stil“ in Moskau, bekannt als die Sieben Schwestern, wurden zum wichtigsten Symbol für diese architektonische Richtung.
Staatliche Universität Moskau (1949-1953)
Zentraler Pavillon der WDNCh (1951-1954)
Das Moskauer Nordfluss-Terminal (1933-1937)
- Brutalismus
Nach Stalins Tod begann ein ideologischer Kampf gegen architektonische Exzesse und fast zwei Jahrzehnte lang wurden standardisierte Chruschtschjowka-Wohngebäude gebaut.
In den 1970er Jahren jedoch, als das Land reicher geworden war und mehr Möglichkeiten hatte, wollten die Behörden erneut die Macht der sowjetischen Nation demonstrieren. So entstanden Gebäude aus massiven, schmucklosen Betonformen, die durch ihre kolossalen Ausmaße beeindruckten.
Aviator-Haus (1973-1978)
Schiffshaus (1972-1986)
Fernsehturm „Ostankino“ (1960-1967)
>>> Eindrucksvolle Beispiele des sowjetischen Brutalismus in der Architektur (FOTOS)
- Luschkow-Stil (Postmoderne)
Die 1990er Jahre waren schwierige Zeiten für das Land, weil nach dem Zusammenbruch der UdSSR eine neue Ära der Marktwirtschaft begann, verbunden mit einer größeren Freiheit, auch in der Kunst und Architektur.
Die ehemalige Sowjetbevölkerung entdeckte nun alles, was westlich war, und machte sich auf die Suche nach ihrem eigenen Stil und Geschmack. Es war eine Zeit der architektonischen Experimente, die nicht selten geschmacklos ausfielen.
Unter Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow (im Amt von 1992 bis 2010) entstanden viele Gebäude, die heute die „Liste der Geschmacklosigkeit“ anführen. Die architektonischen Experimente der 1990er Jahre waren der Versuch, mit Glas, Metallkonstruktionen und Hightech einen neuen Stil zu schaffen.
Dennoch ließen sie sich von der Architektur der Vergangenheit – Jugendstil, Art déco und anderen eklektischen Stilen – inspirieren.
Einkaufszentrum Nautilus (1999)
Ei-Haus (2002)
Haus der Musik (2002)
Theater „Et cetera“ (2005)