Von Marx bis Michael Jackson: Wem Russland ein Denkmal setzte

Russia Beyond erklärt, welche ausländischen Persönlichkeiten in Russland so sehr geliebt und verehrt werden, dass Ihnen ein eigenes Denkmal gewidmet wurde.

Charles de Gaulle

Mit dem Denkmal wird jener Präsident der französischen Republik geehrt, der während des Zweiten Weltkriegs zum Widerstand gegen die Nazis aufgerufen hatte. Es steht seit 2002 vor dem Hotel Cosmos in Moskau und wurde durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den französischen Präsidenten Jacques Chirac eingeweiht.

Entworfen hat das Denkmal der Bildhauer Zurab Zereteli, der Erschaffer der Monumente „Peter der Große“ in Moskau und „Träne der Trauer“ in New York. Die Moskauer haben das Werk Zeretelis mehrfach kritisiert. Sie bezeichneten den acht Meter hohen General, der auf einem zehn Meter großen Sockel steht, als „Vogelscheuche“. Viele Bewohner sind bis heute der Auffassung, dass es nicht de Gaulle ähnelt, sondern eher dem berühmten Komödienschauspieler Louis de Funès aus der Serie „Der Gendarm“ der 1960er bis 1970er Jahre.

Karl Marx, Ho Chi Minh und Ernst Thälmann

Während die Mehrheit der Russen noch immer eine negative Meinung von den sowjetischen Kommunisten hat und deren Denkmäler, wie das von Felix Dserschinski, entfernt wurden, hatten ihre Parteibrüder aus dem Ausland mehr Glück. Insbesondere die Denkmäler der Begründer des Kommunismus Karl Marx und Friedrich Engels sind noch immer in vielen russischen Städten zu sehen.

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Das bekannteste Denkmal von Karl Marx befindet sich am Theaterplatz in Moskau. Es wurde von Lew Kerbelew entworfen und im Jahre 1961 errichtet. Das Konzept der Skulptur basiert auf einem Satz des sowjetischen Revolutionärs Anatolij Lunatscharskij: „Marx ist ein monolithischer Brocken.“ Die mächtige Erscheinung des Autors des Werkes „Das Kapital“ tritt aus einer massiven, 160 Tonnen schweren, grauen Granitmasse direkt vor dem Bolschoi-Theater hervor.

Das Denkmal des vietnamesischen Lenin-Pendants Ho Chi Minh wurde im Jahre 1990 in Moskau gegen dessen Willen errichtet. Ho Chi Minh war der Auffassung, dass keine Denkmäler zu seinen Ehren aufgestellt werden sollten. Die Sowjetregierung entschloss sich jedoch anders, da Ho Chi Minh während seines Aufenthalts in der UdSSR zu einem kommunistischen Führer herangereift sei. Aus diesem Grund betonierten die Moskauer Behörden an der U-Bahn-Station „Akademitscheskaja“ das Blumenbeet zu, rissen ein paar Bäume heraus und setzten an diese Stelle eine Granittafel. Das Denkmal besitzt die Form eines Porträts vor einem Sonnenhintergrund. Vor der Platte ist ein vietnamesischer Mann abgebildet, der sich aus seiner knienden Haltung erhebt.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wollten die Menschen, dass das Denkmal entfernt wird, doch die vietnamesische Botschaft in Moskau sprach sich dagegen aus. Indessen vergaßen die Moskauer, in welcher Beziehung der vietnamesische Führer zu Russland steht und gaben dem Denkmal eine andere, kreativere Deutung: Nun wird es „das UFO-Denkmal“ oder „das Denkmal des 300-jährigen mongolischen Jochs“ genannt.

Indessen wird dem deutschen Kommunistenführer Ernst Thälmann in Russland mehr Respekt entgegengebracht. Sein Denkmal befindet sich gleich neben der U-Bahn-Station „Aeroport“ (auf Deutsch Flughafen) auf dem gleichnamigen Platz in Moskau.

Indira und Mahatma Gandhi

Die Idee, ein Denkmal zu Ehren der berühmtesten Frau Indiens, Indira Gandhi, zu errichten, kam in den 1930er Jahren auf. Realisiert jedoch wurde diese erst im Jahre 1987. Das Denkmal befindet sich auf einem Platz in der Nähe des Lomonossow-Prospekts, unweit der Staatlichen Lomonossow-Universität von Moskau. Indira Gandhi war dort aufgrund ihrer hohen Popularität in der Sowjetunion sogar Ehrenprofessorin.

Daneben befindet sich das Mahatma-Gandhi-Denkmal, das von den Indern im Jahr 1988 der Stadt Moskau geschenkt wurde. Auch der Kämpfer für Indiens Unabhängigkeit war in der UdSSR sehr beliebt. Er führte einen Briefwechsel mit Lew Tolstoj und wurde von der russischen Revolution inspiriert.

Michael Jackson

Die Errichtung des King-of-Pop-Denkmals hat der „Michael Jackson Fanclub“ aus der 1 790 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Stadt Jekaterinburg initiiert. „Warum ausgerechnet Jekaterinburg? Weil genau dort Europa auf Asien trifft. Michael Jackson war eine kosmopolitische Person. Er wurde in Europa und in Asien geliebt“, erklärt Clubmitglied Alexander Olimpijew.

Das drei Meter hohe, eine halbe Tonne schwere Denkmal zeigt Michael Jackson in seiner beliebtesten Pose. Es wurde im Jahr 2011, zwei Jahre nach dem Tod des Sängers, gebaut.

Johann Christoph Friedrich von Schiller

Ursprünglich war die Errichtung des Denkmals zu Ehren des deutschen Philosophen und Poeten in Kaliningrad, einer Stadt 1 259 Kilometer westlich von Moskau, keine russische Idee. Es wurde im Jahre 1910 von den Deutschen erbaut, als die Stadt noch Königsberg hieß und zu Deutschland gehörte. Die Russen erlaubten es später nicht, das Denkmal zu entfernen, da dies einen erheblichen Aufwand erfordert hätte.

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Zunächst überlebte das Denkmal die Bombardierung Kaliningrads durch die britische Luftwaffe am Ende des Zweiten Weltkriegs, bei der die halbe Stadt zerstört wurde. Die russischen Soldaten hängten ein Schild um das Denkmal, auf dem geschrieben stand: „Nicht schießen! Er ist einer von uns!“ So überlebte Schiller den Regimewechsel im Jahre 1944, als die Stadt in die UdSSR eingegliedert und in der Folge allmählich ihres deutschen Erbes beraubt wurde.

Nach dem Krieg wurde das Denkmal dann beinahe als Sperrmüll entsorgt – um seinen Hals befand sich bereits ein Seil, als auf einmal die Einwohner Kaliningrads und der Sicherheitsdienst KGB dazwischen gingen. Andere wiederum behaupten, dass man das Schiller-Denkmal tatsächlich zunächst entfernt habe, die Polizei es aber später in der Nähe der Stadt Magnitogorsk, etwa 1 700 Kilometer östlich von Moskau, wiedergefunden habe.

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