Sterben oder genesen? Unglaubliche Heilmittelchen aus der russischen Volksmedizin

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JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
„Sie müssen dem Menschen ins Auge spucken, wenn er es nicht erwartet. Anders funktioniert es nicht.“ An diese drei „alternativen“ Heilmethoden glaubten viele Menschen im alten Russland.

Spiritus gurgeln oder ins Gesicht spucken, Wodka-Kur oder nackt liegen – nein, das sind keine mittelalterlichen Foltermethoden, sondern nur ein paar der altrussischen Heilmethoden. Überraschenderweise vertrauen auch heute noch mehr als die Hälfte der Russen auf diese „alternativen“ medizinischen Praktiken, wie eine Studie des russischen Lewada-Zentrums zeigt. Dabei sind den Menschen offenbar wichtig, dass diese Heilmittelchen immerhin aus natürlichen Substanzen bestehen und immer zur Verfügung stehen. Außerdem hätten sie ja schon „unsere Omas benutzt“ – also müssen sie ja zuverlässig sein.

Wodka gegen Würmer, Cognac gegen alles

Alkohol, teilweise purer Spiritus, gilt in Russland nahezu als Allheilmittel. Wenn etwas schmerzt, kann man einfach ein paar Wochen trinken – und sämtliche Alkoholismusvorwürfe von sich weisen. Das ist kein Scherz – viele russische Internetratgeber empfehlen:

„Schon vor Jahrhunderten praktizierten die Menschen Heilung durch Cognac, denn er enthält Tannin-Stoffe aus dem Holz.“

Daher stammt der Volksglaube, Cognac sei der perfekte Virentöter. Fühlen Sie sich schlapp, dann nehmen Sie einfach am Abend vor dem Schlafengehen 300 Gramm Cognac oral ein. Wenn es nicht hilft, dann wiederholen Sie die Prozedur bis zur Heilung. Na dann, „sa sdorowje!“

Wodka dagegen gilt als Parasitenkiller. Mischen Sie 30 Gramm Wodka mit zwei Teelöffeln Sonnenblumenöl und stürzen Sie diesen Mix schnell mit großen Schlucken hinunter. Das wiederholen Sie dreimal am Tag – und innerhalb von nur zwei Wochen sind Sie Würmer und ähnliches Getier auf lange Zeit los. Wenigstens versprechen das russische Internetforen.

Außerdem soll Wodka auch gegen Fieber bei Kindern helfen. Dafür müsse man das Kind dann nur nackt auf die Bettdecke legen und mit einem in Wodka und Wasser getränkten Lappen einreiben. Dann müsse der kleine Patient noch 15 Minuten nackt liegen bleiben (Lassen Sie sich dabei von dem/der Kleinen nicht zum Zudecken überreden!). Einen wichtigen Rat zu dieser Praxis aber geben die „Online-Heiler“:

„Benutzen Sie dafür qualitativ hochwertigen Wodka!“

Die gemeine Hauszwiebel – der Befreier der Nase

Gegen Schnupfen helfen Zwiebeln. Das klassische Rezept besagt: Tränken Sie ein Tampon oder einen Wattebausch in frisch gepressten Zwiebelsaft und stecken Sie sich davon jeweils einen in jedes Nasenloch. Halten Sie so acht bis zehn Minuten aus. Alternativ können Sie auch drei bis fünf Zwiebelsafttropfen in jedes Nasenloch geben.

Aber Vorsicht! Ganz ungefährlich ist diese Methode nicht. Nicht selten führt die „Zwiebeltherapie“ am Ende vor allem zu Nasenbluten oder Entzündungen in den Nasenhöhlen.

Spucke gegen Gerstenkörner

Sie sind zu einer Party eingeladen, haben aber gerade ein Gerstenkorn (Hordeolum) am Auge? Bitten Sie einfach einen guten Freund oder Verwandten um Hilfe. Dieser muss Ihnen dann nur treffsicher ins Auge spucken.

„Das Wichtigste ist, dass Du selbst nicht weißt, wann Du angespuckt wirst…)) Mir hat es geholfen“,  schreibt eine Forumsnutzerin.

„Sie müssen dem ‚Patienten‘ überraschend ins Auge spucken, wenn er überhaupt nicht damit rechnet… Wenn Sie sich vorher absprechen, wirkt es nicht“, bestätigt eine weitere Nutzerin.

Die wundersame Wirkung des Urins

Im Wettlauf um den Titel des „russischen Allheilmittels“ kann dem Alkohol nur einer Konkurrenz machen: der Urin. Jaja, das ist ebenso bedauerlich wie eklig. Dennoch „heilen“ viele russische „Urin-Fans“ so noch heute von der leichten Erkältung bis hin zur Epilepsie alles, was als krank gilt – und in allerlei Anwendungsformen: als Spülung, Salbe, Getränk, Kompressen uvm.

Aber hier spielt sicher vor allem der (Aber-)Glaube an die Heilerfolge die größte Rolle. Wenn Sie Erkältung & Co. mit weniger abstoßenden, aber dennoch russischen Mittelchen vorbeugen wollen, empfehlen wir:

>>> Fünf Tipps gegen das Schniefen und Schnäuzen